Folge der Anti-Corona-MassnahmenNach Zürich geflüchteter Uigure verlor in China fünf Angehörige bei Brand
In China breiten sich die Proteste gegen die Null-Covid-Strategie weiter aus. Ein nach Zürich geflüchteter Uigure berichtet, wie seine Familie beim Brand in Xinjiang starb – und glaubt, die Behörden hätten die Löscharbeiten absichtlich hinausgezögert.
- von
- Samira Kunz
Darum gehts
Bei einem Brand in Xinjiang starben zehn Menschen. Bewohnern zufolge sind die Covid-Massnahmen schuld.
Die Menschen seien in ihren Häusern eingesperrt worden und hätten nicht fliehen können.
Ein Uigure in Zürich berichtet, dass er beim Brand fünf Familienmitglieder verlor, weil wegen der Massnahmen eine Flucht unmöglich war.
Der in Zürich wohnende Uigure Abdulhafiz Maimaitimin (27) verlor beim Brand in Ürümqi in der Region Xinjiang fünf Familienangehörige. Dort gilt bereits seit mehr als drei Monaten ein Lockdown. Am Freitag löste ein Brand in einem Wohngebäude, bei dem zehn Menschen ums Leben kamen, Proteste aus. Viele machten die Corona-Massnahmen dafür verantwortlich, dass der Brand nicht schneller gelöscht werden konnte. Zudem wird vermutet, dass die Menschen nicht fliehen konnten, da die Türen wie in anderen Gebäuden der Stadt von aussen verschlossen worden waren. Viele glauben zudem, dass die Opferzahl nicht stimmt und zu tief angesetzt ist.
Maimaitimin lebt seit 14 Monaten als Flüchtling im Kanton Zürich, wie er dem «Blick» erzählt. Er sei am Boden zerstört, denn im Feuer seien seine Tante und ihre vier Kinder ums Leben gekommen. Davon erfahren habe er von einem Bekannten. Dieser erzählte ihm, dass das Feuer im 15. Stock ausgebrochen sei und seine Familie im 19. Stock nicht habe fliehen können. Die Behörden hätten die Siedlung vor 100 Tagen abgesperrt und hätten in den Treppenhäusern und Eingängen Gitter anbringen lassen.
Die Menschen riefen während des Brandes in den sozialen Medien um Hilfe. «Öffnet die Türen, wir können nicht mehr atmen!», lautet ein Post aus dem brennenden Gebäude.
«Sie haben die Rettung mit Absicht verzögert»
Von offizieller Seite hiess es, es habe keine verschlossenen Türen gegeben: Jeder habe das Gebäude verlassen können. Der Feuerwehrchef der Stadt, Li Wensheng, gab an, einige Bewohner seien einfach zu schwach gewesen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Die Löscharbeiten hätten länger gedauert, da die Feuerwehr das Gebäude nicht schnell genug erreicht habe. Das glaubt Maimaitimin nicht: «Das ist eine Lüge! In der Entfernung von nur wenigen Hundert Metern gibt es bei der Siedlung Polizei, Feuerwehr, Militär und ein Spital.» Er ist überzeugt, dass der Rettungseinsatz mit Absicht verzögert wurde, weil im ganzen Gebäude ausschliesslich Uiguren wohnen.
Maimaitimin hatte seine Familie 2016 das letzte Mal gesehen, als er bei ihnen zu Besuch war. Danach drängte sein Vater ihn und seine Schwester dazu, China zu verlassen. Die Chinesen hatten mit dem Bau von Internierungslagern begonnen. Ein Jahr darauf wurden sein Onkel und einer der Söhne in eines der Lager gebracht. Maimaitimin und seine Schwester reisten erst nach Dubai und von da aus nach Ägypten und später nach Istanbul, wo seine Schwester noch immer ist. Er stellte vor 14 Monaten einen Asylantrag in der Schweiz und wartet nun auf die Beantwortung. Wie es seinen Eltern geht, weiss er nicht. «Ich weiss nur, dass mein Vater zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, der Grund ist mir unbekannt.»
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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