ZVVNachtzuschlag soll weg - wegen Konflikten
Das Bahnpersonal fordert die Abschaffung des Nachtzuschlags im Zürcher Nachtnetz. Der Aufpreis führe immer wieder zu Konflikten. Politiker wollen davon nichts wissen.
- von
- amc

Kontrollen ja, Nachtzuschlag nein: Die Zugchefs wehren sich gegen den Aufpreis von fünf Franken - er berge Konfliktpotenzial.
Geht es nach den Zugchefs in den S-Bahnen und dem Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verbund muss der Nachtzuschlag des Zürcher Verkehrsverbundes ZVV weg. Der Aufpreis sei das «grösste Konfliktpotenzial» in den Nachtzügen. Die Reisenden verstünden oft nicht, warum sie nebst ihrem gewöhnlichen Billet auch noch fünf Franken mehr bezahlen müssten. Der Mix aus Alkohohl, fehlenden Hemmungen und der drohenden Busse führe nicht selten zu Diskussionen und Handgreiflichkeiten, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Rund 100 Zugschefs haben auf diese Problematik an einer Versammlung hingewiesen.
Der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verbund (SEV) fordert vor diesem Hintergrund, dass der Aufpreis von fünf Franken gestrichen werden soll. Das Personal werde so entlastet vom psychischen Druck, in heikle Situationen zu kommen, sagt Jürg Hurni vom SEV gegenüber dem «Tagi». «Ein Grossteil der Aggressionen entstünde gar nicht erst, und die Sicherheit für die Nachtschwärmer in den Zügen würde erhöht.»
ZVV stemmt sich dagegen
Für die ZVV würden durch eine Streichung des Zuschlags sechs Millionen Franken fehlen und das Nachtnetz könnte nicht mehr kostendeckend betrieben werden. Würden die fünf Franken wegfallen, müsste eine neue Finanzierungsquelle gefunden werden. Eine allgemeine Erhöhung der Ticketpreise und Abos wäre eine Alternative. Der Aufschlag würde rund ein Tarifprozent ausmachen, was rund zehn bis 30 Rappen auf Einzeltickets und fünf bis 30 Franken auf Abos bedeuten würde.
Es ist allerdings nicht der Hauptgrund dafür, dass der ZVV sich gegen die Abschaffung stemmt: Es sei grundsätzlich falsch, auf Kontrollen zu verzichten, bloss um möglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen, betonte eine ZVV-Sprecherin. Ausserdem bezweifelte sie, dass das Gewaltpotenzial gemindert würde.
Grüne alleine dafür
Über eine Änderung müsste einerseits der ZVV entscheiden, andererseits der Kantonsrat. Im Parlament sind momentan nur die Grünen für eine Abschaffung: Der Nachtzuschlag wird dort als «zusätzliches Erschwernis» verstanden, das einer sicheren Heimreise der Jugendlichen im Wege stehe, wie die Fraktionschefin Esther Guyer im «Tagi» sagt. Sie hat damit allerdings keinen einfachen Stand: SP, FDP, CVP und SVP-Vertreter sprachen sich dagegen aus.