Prozess in St. Gallen – Nanny mit Kochtopf erschlagen – Polizisten trafen Täter mit 10 Schüssen

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Prozess in St. GallenNanny mit Kochtopf erschlagen – Polizisten trafen Täter mit 10 Schüssen

Zwei Polizisten müssen sich im November wegen versuchter Tötung in St. Gallen vor Gericht verantworten. Dies, weil sie von ihren Schusswaffen Gebrauch machten um einen Mann, der gerade ein Tötungsdelikt verübte, aufzuhalten.

Katja Fässler
von
Katja Fässler
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Der Vorfall an der Speicherstrasse vom 2. September 2020 wird am 23. November vor Gericht verhandelt.

Der Vorfall an der Speicherstrasse vom 2. September 2020 wird am 23. November vor Gericht verhandelt.

BRK
Die Polizei erschoss einen 22-jährigen Mann, weil er nicht aufhörte auf eine 46-jährige Frau einzuschlagen.

Die Polizei erschoss einen 22-jährigen Mann, weil er nicht aufhörte auf eine 46-jährige Frau einzuschlagen.

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Trotz mehrfacher Aufforderung wollte der Täter nicht von der Frau ablassen. 

Trotz mehrfacher Aufforderung wollte der Täter nicht von der Frau ablassen.

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Darum gehts

  • Im September 2020 wurde eine 46-jährige Frau von einem 22-jährigen Mann mit einem Metallkochtopf erschlagen.

  • Zwei Polizisten, die an die Speicherstrasse ausrückten, intervenierten mit ihren Schusswaffen und töteten den 22-Jährigen.

  • Sie müssen sich am 23. November wegen versuchter Tötung vor Gericht verantworten.

Der grausame Tag spielte sich am 2. September 2020 an der Speicherstrasse in St. Gallen ab: Der 22-jährige L.D.* drang in eine Wohnung ein und attackierte eine 46-jährige aus Norditalien stammende Nanny. Die Polizisten F.D.* und P.E.* wurden über Funk von der Notrufzentrale aufgefordert, sofort an die Speicherstrasse zu fahren.

Um 12.17 Uhr funkte F.D. die Notrufzentrale an, man solle die Ambulanz aufbieten, es sei viel Blut vorhanden und eine Person würde am Boden liegen. 19 Sekunden später wurde ein weiterer Funkspruch abgesetzt. Jemand schrie «Notruf» und es war weiteres Geschrei im Hintergrund zu hören. Als nächstes wurde von einem Schusswechsel berichtet.

Täter liess nicht von der Frau ab

Folgendes hatte sich zwischen dem Eintreffen der Polizisten und dem Absetzen des Notrufs abgespielt: Die Beamten entdeckten die schwerverletzte Nanny in einer Blutlache liegend am Küchenboden. In der Wohnung lagen Spielsachen und Möbel verstreut herum. Der Täter kniete auf ihr und hob fortwährend ihren Kopf hoch und schlug ihn auf den Boden, wie es in der Anklageschrift des Kreisgerichts St. Gallen heisst.

Während F.D. die Funksprüche absetzte näherte sich P.E. dem Täter und forderte ihn mit gezogener Waffe mehrmals auf, von der Frau abzulassen. Der 22-Jährige sei daraufhin blitzartig aufgestanden und öffnete eine Besteckschublade. P.E. dachte, der Täter würde zu einem Messer greifen und warnte seinen Kollegen, der bei der Wohnungstüre stehen geblieben war.

Schuss in den Hinterkopf tötete den Täter

Beide Polizisten zückten nun ihre Waffen und forderten schussbereit den Täter auf aufzuhören und aus der Küche zu treten. F.D. realisierte, dass es kein Messer war, das der Angreifer nutzte, sondern ein Metallkochtopf, mit dem er auf den Kopf der Nanny einschlug. Dieser sei bereits «merklich verformt gewesen». Beide Polizisten eröffneten sodann das Feuer auf den Täter, der schliesslich über der 46-Jährigen zusammensackte.

Insgesamt 14 Schüsse wurden abgegeben, zehn davon trafen den Täter, wobei ein Schuss in den Hinterkopf tödlich für ihn endete. L.D. wurde noch am Tatort, das Opfer im Spital nach 14 Uhr, für tot erklärt. Weil es unklar ist, welcher der beiden Polizisten den Täter getötet hat, müssen sich beide im November vor dem Kreisgericht St. Gallen verantworten. Die Anklage lautet versuchte Tötung und mehrfache schwere Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft beantragt einerseits Freisprüche, alternativ lautet die Anklage auf Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von 13 Monaten auf Bewährung.

Einer der beiden Polizisten verfügt über eine Taser-Ausbildung, hatte ihn jedoch nicht dabei, wie «Blick» schreibt. Aus Polizeikreisen soll es geheissen haben, dass sämtliche Geräte an dem Tag defekt oder in Reparatur waren. L.D. soll während der Tat auf Drogen gewesen sein, weshalb die ersten Schüsse vermutlich ihre gewünschte Wirkung verfehlt haben.

*Name der Redaktion bekannt

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