Natascha redet: «Er war Teil meines Lebens»
Natascha Kampusch hat sich erstmals nach ihrer achtjährigen Kellergefangenschaft in einer Erklärung zu ihrem Martyrium geäussert. Kampusch hegt wenig Groll gegen ihren Entführer und scheint die verlorenen Jahre mit Fassung zu tragen.
Die für die Öffentlichkeit bestimmte Erklärung Kampuschs wurde am Morgen in Wien verlesen.
Über ihren Entführer sagte sie: «Er war nicht mein Gebieter, ich war gleich stark.» Sie fügte hinzu: «Er hat sich mit der Falschen angelegt.» Zu ihrem Verhältnis zu dem Täter Wolfgang Priklopil erklärte sie, «ich nannte ihn nie Gebieter, obwohl er das wollte.»
«Sein Tod war nicht notwendig»
Priklopil hatte nach der Flucht von Natascha Kampusch Selbstmord begangen. Kampusch sagte in ihrer Erklärung: «Aus meiner Sicht war sein Tod nicht notwendig. (...) Ich trauere in einer gewissen Weise um ihn, denn er war Teil meines Lebens.»
Zu ihrer achtjährigen Isolation in einer Kellerzelle erklärte sie: «Ich habe nicht das Gefühl, dass mir was entgangen ist».
An geheimem Ort beherbergt
Die 18-jährige Natascha Kampusch war am Mittwoch nach acht Jahren Gefangenschaft die Flucht gelungen, der Kidnapper beging wenige Stunden später Selbstmord.
Er hatte die junge Frau in einem dunklen Verlies unter der Garage seines Hauses in Strasshof bei Wien versteckt gehalten. Nach Berichten österreichischer Medien hatte der Täter das Kidnapping über Monate hinweg penibel geplant. Die Polizei untersucht derzeit, ob es noch einen Komplizen oder Mitwisser gegeben haben könnte.
Natascha Kampusch wird auf eigenen Wunsch weiterhin abgeschirmt. Sie lebt an einem geheim gehaltenen Ort, wo sie medizinisch und psychologisch betreut werde. Mit ihren Eltern hatte sie seit ihrer Befreiung noch keinen Kontakt. (sda)