Schweizer EishockeyLiga erhöht Ausländer-Kontingent für Clubs – Verband distanziert sich
Trotz Gegenwehr und Kritik von Spielern und Fans: Die Schweizer Eishockeyliga erhöht das Ausländer-Kontingent der Clubs auf sieben Spieler.
- von
- Tobias Wedermann

Schon bald dürfen die Clubs in der National League bis zu sieben Ausländer einsetzen pro Spiel.
Viele und hitzige Diskussionen gab es in den letzten Wochen rund um die Anpassung der Ausländerregel in der National League. Nun hat die Schweizer Eishockeyliga entschieden: In der kommenden Saison 2021/22 wird die bestehende Regelung mit vier Ausländern pro Spiel unverändert weitergeführt. Ab der Saison 2022/23 werden pro Match maximal sieben Spieler mit ausländischer Staatszugehörigkeit eingesetzt werden können.
Denis Vaucher, Chef der Liga, argumentierte in der Vergangenheit damit, dass mit der Erhöhung von ausländischen Spielern der Konkurrenzkampf für Schweizer Spieler grösser und damit der Druck auf die hiesigen Löhne ebenfalls höher wird – und das zu einer Kostensenkung und damit nachhaltigeren Zukunft führen würde. 11 von 12 Clubs der National League stehen hinter der Reform. Nur die ZSC Lions äusserten sich kritisch. CEO Peter Zahner gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Das Schweizer Eishockey plant Reformen in einer grossen Krise, die uns alle berührt. Alle. Privat, sozial, geschäftlich. Und in dieser Krise wollen wir das Schweizer Eishockey neu erfinden. Wir finden, das ist der völlig falsche Zeitpunkt.»
90 Prozent der Spieler sind dagegen
Die Anpassung dieser Regel sorgte im Vorfeld für Kritik bei den Spielern: Laut einer Umfrage der Spieler-Gewerkschaft Swiss Ice Hockey Players’ Union (SIHPU) waren über 90 Prozent der Spieler gegen eine Erhöhung des Ausländer-Kontingents und glauben, dass die Massnahmen die nachhaltige Entwicklung des Schweizer Eishockeys verschlechtern würde. Noch am Donnerstag sagte SIHPU-Präsident und Ex-NHL-Star Jonas Hiller, dass der Unmut auf Spielerseite immer grösser werde. Am Freitag meldet sich die Gewerkschaft auf Instagram zum Entscheid: «Als Spielervereinigung sind wir enttäuscht, dass sich die National League die Stimme der Spieler nicht angehört hat. Wir werden uns weiterhin für die langfristige Entwicklung des Schweizer Eishockeys einsetzen.»
Auch die Fans machten gegen die Erhöhung das Kontingentes mobil: 18 Organisatoren schlossen sich zusammen und veröffentlichten ein Statement. Darin heisst es etwa: «Eine Erhöhung des Ausländer-Kontingentes kann möglicherweise zwar kurzfristig tatsächlich eine Senkung der Löhne zur Folge haben, die langfristigen Folgen sind aber alles andere als klar.»
Verband distanziert sich und äussert Unverständnis
Auch Swiss Ice Hockey distanziert sich vom Entscheid der National League AG, wie es in einer Mitteilung vom Freitagabend heisst: «Als Dachverband des Schweizer Eishockeys sprechen wir uns weiterhin klar gegen eine Erhöhung des Ausländerkontingents aus, weil wir durch diese Massnahme negative Konsequenzen für das gesamte Schweizer Eishockey, den Nachwuchs und unsere Schweizer Spieler befürchten.» Mit Unverständnis nehme man ausserdem zur Kenntnis, «dass weder die Verbandsführung noch die Nationalmannschaften im Vorfeld in die entsprechenden Diskussionen der Liga rund um die Zukunft unseres Eishockeys involviert wurden und keine Detailkenntnisse über die gefällten Beschlüsse haben.»
«Wie Schweizer»-Regel wird ebenfalls angepasst
Wie die Liga am Freitag weiter mitteilt, wird gleichzeitig der Status «Wie Schweizer» auf ausländische Spieler unter 22 Jahren beschränkt. Demzufolge verlieren ab der Saison 2022/23 ausländische Spieler den Status «Wie Schweizer» mit dem Erreichen des 22. Altersjahrs. Ab der auf diesen Zeitpunkt folgenden Spielsaison belasten sie das definierte Kontingent an ausländischen Spielern. Mit dieser Lösung soll ausländischen Spielern, welche während mindestens fünf Jahren in den Schweizer Junioren Ligen ausgebildet wurden, die Möglichkeit gegeben werden, den Schweizer Pass zu erwerben und sich damit auch für die Schweizer Nationalmannschaften zu qualifizieren.