Nein, die «Pille danach» macht nicht unfruchtbar

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«Ganz sicher nicht»Nein, die «Pille danach» macht nicht unfruchtbar

Die Pille danach kann – rechtzeitig eingenommen – eine ungewollte Schwangerschaft verhindern. Dauerhaft unfruchtbar, wie manche Menschen behaupten, macht sie aber nicht.

von
Fee Anabelle Riebeling
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«Die ‹Pille danach› macht ganz sicher nicht unfruchtbar», so Bronz. Die wirke nur in dem Zyklus, in dem sie eingenommen wird. Sobald dieser vorbei sei, gehe alles wieder seinen gewohnten Gang. Denn «das mit der Pille verabreichte Hormon wird vom Körper abgebaut.»(Im Bild: Cristian Bronz im alten Newsroom von 20 Minuten)

«Die ‹Pille danach› macht ganz sicher nicht unfruchtbar», so Bronz. Die wirke nur in dem Zyklus, in dem sie eingenommen wird. Sobald dieser vorbei sei, gehe alles wieder seinen gewohnten Gang. Denn «das mit der Pille verabreichte Hormon wird vom Körper abgebaut.»(Im Bild: Cristian Bronz im alten Newsroom von 20 Minuten)

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Es gibt zwei Arten von «Pille danach»: die eine enthält den Wirkstoff Levonorgestrel, die andere den Wirkstoff Ulipristalacetat. Beide «Pille danach»-Typen wirken, indem sie den Eisprung verzögern oder verhindern. So können Eizelle und Spermium nicht mehr aufeinandertreffen und es kommt zu keiner Befruchtung der Eizelle.

Es gibt zwei Arten von «Pille danach»: die eine enthält den Wirkstoff Levonorgestrel, die andere den Wirkstoff Ulipristalacetat. Beide «Pille danach»-Typen wirken, indem sie den Eisprung verzögern oder verhindern. So können Eizelle und Spermium nicht mehr aufeinandertreffen und es kommt zu keiner Befruchtung der Eizelle.

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Doch was, wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat? Dann wirkt die «Pille danach» nicht mehr. Das heisst: Eine bereits bestehende Schwangerschaft kann mit der «Pille danach» nicht abgebrochen werden. «Deshalb ist bei den Beratungsgesprächen für die ‹Pille danach› die Frage nach der letzten Menstruation so wichtig», so Bronz.

Doch was, wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat? Dann wirkt die «Pille danach» nicht mehr. Das heisst: Eine bereits bestehende Schwangerschaft kann mit der «Pille danach» nicht abgebrochen werden. «Deshalb ist bei den Beratungsgesprächen für die ‹Pille danach› die Frage nach der letzten Menstruation so wichtig», so Bronz.

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Darum gehts

  • Behauptungen, wonach die «Pille danach» für eine spätere Unfruchtbarkeit sorgt, sind falsch. 

  • Sie wirkt nur in dem Zyklus, in den sie eingenommen wird, sagt Gynäkologe Cristian Bronz vom USZ.

  • Ganz ohne ist die «Pille danach» aber auch nicht. Sie hat Nebenwirkungen, die ein paar Tage anhalten. 

  • Ausserdem kommt sie nicht für alle Frauen in Frage. 

  • Als Alternative gibt es die «Spirale danach».

Sollen die Abgaberegelungen für die «Pille danach» in der Schweiz gelockert werden oder nicht? Diese Frage wird derzeit heiss diskutiert. Im Zuge dessen werden Behauptungen laut, wonach Frauen, die einmal ein sogenanntes Notfallkontrazeptivum eingenommen haben, später unfruchtbar sein sollen. «Kenne einige, die das gemacht haben und mindestens vier von fünf wollten später ein Kind, und es klappte nicht mehr», schreibt etwa 20-Minuten-User 5tron5.

Die angetönte ungewollte Kinderlosigkeit muss jedoch andere Ursachen haben, sagt Cristian Bronz, Oberarzt Gynäkologie um Universitätsspital Zürich (USZ): «Die ‹Pille danach› macht ganz sicher nicht unfruchtbar.» Denn die wirke nur in dem Zyklus, in dem sie eingenommen wird. Sobald dieser vorbei sei, gehe alles wieder seinen gewohnten Gang. Denn «das mit der Pille verabreichte Hormon wird vom Körper abgebaut.» Eine Infertilität könne dadurch also nicht provoziert werden.

Gegen die Falschbehauptung spricht auch, dass die beiden Wirkstoffe, auf denen die unterschiedlichen Arten von «Pille danach» basieren, auch in Verhütungsmitteln wie der Antibabypille und der Hormonspirale vorkommen. Würden diese unfruchtbar machen, wäre das weitreichend bekannt.

Wie funktioniert die «Pille danach»?

Es gibt zwei Arten von «Pille danach»: die eine enthält den Wirkstoff Levonorgestrel, die andere den Wirkstoff Ulipristalacetat. Beide «Pille danach»-Typen wirken, indem sie den Eisprung verzögern oder verhindern. So können Eizelle und Spermium nicht mehr aufeinandertreffen und es kommt zu keiner Befruchtung der Eizelle.

So unterscheiden sich die Wirkstoffe

Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel sind für die Einnahme bis maximal drei Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zugelassen und sollten spätestens etwa zwei Tage vor dem Eisprung zu sich genommen werden. Die Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat kann bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, aber spätestens am Vortag des Eisprungs. Sie wirke stärker und könne stärkere Nebenwirkungen hervorrufen.

Durch die Einnahme des Levonorgestrel wird dem Körper eine Schwangerschaft vorgetäuscht und der Hirnanhangdrüse, die den weiblichen Zyklus steuert, signalisiert, dass in diesem Zyklus kein weiterer Eisprung und keine neue Monatsblutung eingeleitet werden sollen. Weiter bremst es den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und verhindert dadurch das Einnisten einer Eizelle.

Ulipristalacetat hemmt oder verzögert den Eisprung durch Unterdrückung des Anstiegs des lutenisierenden Hormon (LH). Zu diesem kommt es normalerweise jeweils rund zwei Tage vor dem Eisprung. Ist ein gewisser Wert erreicht, löst das LH den Einsprung aus. Das Ulipristalacetat verhindert, dass es dazu kommt und verhindert so die unerwünschte Schwangerschaft. In niedrigerer Dosisstärke wird es übrigens auch zur Behandlung von gutartigen Tumoren der Gebärmutter verwendet.

Was passiert, wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat?

Dann wirkt die «Pille danach» nicht mehr. Das heisst: Eine bereits bestehende Schwangerschaft kann mit der «Pille danach» nicht abgebrochen werden. «Deshalb ist bei den Beratungsgesprächen für die ‹Pille danach› die Frage nach der letzten Menstruation so wichtig», so Bronz.

Hat sich ein befruchtetes Ei bereits eingenistet und es besteht eine unerwünschte Schwangerschaft, bleibt nur ein ärztlich begleiteter Schwangerschaftsabbruch. Gerüchte, wonach in Schwangerschaftstests jeweils eine Abtreibungspille enthalten sein soll, sind falsch.

Was würde passieren, wenn eine Schwangere die «Pille danach» nimmt?

«Nichts», sagt Gynäkologe Bronz. Es gebe keine Hinweise darauf, dass das Folgen für Embryos haben würde – dass dies also zu Fehlbildung oder anderen Schäden führen könnte. 

Wie sicher ist die «Pille danach»?

Ulipristalacetat hat eine Wirksamkeit von etwa 75 bis 84 Prozent, Levonorgestrel von 52 bis 69 Prozent. Dabei ist die Wirkung abhängig vom Zeitpunkt der Einnahme. «Je früher die Einnahme erfolgt, desto mehr ungewollte Schwangerschaften können verhindert werden», erklärt Bronz.

Welche Nebenwirkungen der «Pille danach» sind bekannt?

«Die ‹Pille danach› einzunehmen, bedeutet für den Moment eine starke Hormonladung», so Bronz. «Das spürt die Frau natürlich.» Typische Symptome seien etwa Brustspannen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, vorübergehende Zyklusstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Schmierblutungen, Unterleibsschmerzen und Schmerzen bei der Menstruation. Das halte schon ein paar Tage an. «Aufgrund der spürbaren Nebenwirkungen gibt es nicht oft wiederholte Anwendungen», erklärt der Experte. Die «Pille danach» sei nichts, was Frauen leichtfertig einnehmen.

Bronz weist zudem darauf hin, dass Pillen mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat, die bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr genommen werden können, etwas stärker spürbare Nebenwirkungen auslösen als die auf Levonorgestrel basierenden.

Ist die «Pille danach» für alle Frauen geeignet?

Nein. Nicht geeignet sei die «Pille danach» für Frauen, die Medikamente einnehmen, die die Wirkung der Pille blockieren, so Bronz. Dazu zählten etwa Präparate, die die Lebermetabolisierung erhöhen. Auch die gleichzeitige Einnahme von bestimmten Antibiotika oder Mitteln gegen Krampfanfälle gelte als Gegenanzeige. Vorsichtig sein sollten auch alkoholisierte Frauen, weil Alkohol das Risiko für Erbrechen der «Pille danach» erhöht. Frauen, die zu Blutgerinnseln neigen oder bereits Thrombosen hatten, sollten unbedingt Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin halten. «Es ist kein Ausschlusskriterium, muss aber genau angeschaut werden», so Bronz. Auch wer Erfahrungen mit Eileiterschwangerschaften hat, sollte nicht zur «Pille danach» greifen. Denn dann bestehe das Risiko, dass sich ein Ei erneut ausserhalb der Gebärmutter einnistet.

Welche Möglichkeiten haben Frauen stattdessen?

Eignet sich die Pille danach nicht als Notfallverhütungsmittel, kann die «Spirale danach» als Alternative angewendet werden. Dafür eignet sich die klassische Kupferspirale (siehe Video). «Sie verhindert die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut, das Kupfer macht die Spermien unwirksam», erklärt Bronz. Weiterer Vorteil: Sie kann anschliessend zur weiteren Verhütung im Körper bleiben. Diese Methode ist auch für Frauen mit einem Body-Mass-Index von 30 und mehr geeignet.

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Shepard Sherbell

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