Erbil, IrakNelly rappt wenige Kilometer vom IS entfernt
«It's getting hot in Erbil»: Mit einem Konzert in der Kurden-Hauptstadt sammelte Rapper Nelly für die Peschmerga – und soll dafür fürstlich bezahlt worden sein.
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- cfr
«If you want to go and take a ride with me», rappt Nelly – junge Menschen halten begeistert ihre Handykameras in Richtung Bühne, einige machen grinsend Selfies mit dem Künstler im Hintergrund, andere stehen cool am Bühnenrand, Hände in den Hosentaschen.
Was auf den ersten Blick nach einem stinknormalen Konzert aussieht, ist eine aussergewöhnliche Performance: Denn Nelly tritt in Erbil auf. Die Hauptstadt der kurdischen Region im Nordirak ist nur einige Dutzend Kilometer entfernt vom Gebiet, das die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kontrolliert.
«It's getting hot in here»
Das Konzert fand am vergangenen Freitag während des jährlichen Xoli-Fussball-Turniers auf Einladung der Nichtregierungsorganisation Rwanga statt. Nelly gab Hits wie «Hot in Herre» oder «Hello Porsche» zum Besten, wie die US-Newsseite Buzzfeed berichtet.
Obwohl Rwanga von 15'000 Besuchern spricht scheint es, dass das Konzert schlecht besucht war, wie Videoaufnahmen zeigen. Aber hey: «Kannst du die Leute dafür verurteilen, das Konzert nicht zu besuchen, wenn deine Stadt nahe der Front zum IS liegt?», fragt «Buzzfeed».
Gage von 650'000 Dollar?
Nelly ist der erste amerikanische Künstler, der in Erbils 8000-jähriger Geschichte auftrat. «Die Performance soll den Menschen die Hoffnung bringen, die sie am meisten brauchen», heisst es auf der Website von Rwanga.
Schön und gut, aber: Was hat Nelly davon? Hat der Rapper seine Liebe zu Kurdistan entdeckt? Oder ist sein politisches Engagement nur PR?
Denn das Geld, das beim Konzert eingenommen wird, soll an die Peschmerga gehen – die kurdischen Kämpfer, die sich der Terrormiliz IS widersetzen. Was aufhorchen lässt, sind aber Gerüchte um seine Gage. So schreibt einer:
«Angeblich wurden Nelly 650'000 Dollar gezahlt, damit er in Erbil spielt, um Geld für die Peschmerga zu sammeln. Da hätte das Geld auch direkt an die Peschmerga gehen können.»
Auch das «New York Magazine» titelte: «Warum zur Hölle hat Nelly im Irak ein Konzert gegeben, um den IS zu bekämpfen? (Hey, must be the Money)».
Anfragen bei Nellys Management ergaben bislang keine Klärung darüber, welche Gage der Rapper für seinen Auftritt einstrich. Natürlich werde er nach Kurdistan zurückkommen, sagt Nelly in einem Interview. «So oft wie möglich. Jeder war so nett bis jetzt. Wie könnte man nicht zurück an einen Ort kommen, an dem Menschen einem so viel Dankbarkeit entgegenbringen.»