Nepal: Offener Angriff auf Polizeiwache
Maoistische Rebellen haben in Nepal Stützpunkte der Streitkräfte sowie Verwaltungsgebäude angegriffen. Trotz massivem Polizeieinsatz kam es erneut zu Demonstrationen in Kathmandu.
Bei den Gefechten in Chautara, 120 Kilometer nordöstlich von Kathmandu, kamen bis Montagmorgen mindestens fünf Aufständische und ein Soldat ums Leben, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mitteilte. Mehrere Zivilpersonen seien verletzt worden.
Die Angreifer hätten auch eine Polizeiwache, ein Gefängnis und ein Krankenhaus gestürmt, sagte der Ministeriumssprecher weiter. Ausserdem hätten sie einen Fernmeldeturm zerstört und damit das Telefonnetz in der Region lahm gelegt. Die maoistischen Rebellen kämpfen seit 1996 gegen die Monarchie in Nepal, der Aufstand hat bislang mehr als 13.000 Menschen das Leben gekostet.
In den vergangenen Wochen verstärkten das Oppositionsbündnis sowie die Rebellen mit einem Generalstreik und Massenprotesten den Druck auf König Gyanendra, um ein Ende seiner seit einem Jahr andauernden Alleinherrschaft zu erreichen. Trotz Zugeständnissen des Königs, einen Teil der Macht abzugeben und wieder demokratische Institutionen einzusetzen, haben seine Gegner für Dienstag zu einer Massendemonstration in der Hauptstadt Kathmandu aufgerufen. Die Organisatoren rechneten mit mehreren hunderttausend Teilnehmern.
Bereits am Montag gingen hunderte Menschen im Norden von Kathmandu auf die Strasse. Die Polizei setzte Tränengas ein und feuerte mit Gummigeschossen auf die Demonstranten im Stadtteil Basundhara. Mindestens sieben Menschen seien verletzt worden, berichtete der Radiosender Kantipur.
Die Opposition hat Gyanendras Angebot, einen Ministerpräsidenten zu nominieren, abgelehnt. Der König müsse vielmehr das Parlament wieder einsetzen. Ausserdem fordert die Opposition ein Gremium, das eine neue Verfassung ausarbeitet.
Das amerikanische Aussenministerium berief unterdessen einen Teil des Botschaftspersonals sowie Familienangehörige von Mitarbeitern in die USA zurück. Die Betroffenen sollten das Land sobald wie möglich verlassen, sagte ein Sprecher der Botschaft. (dapd)