«Public Eye Award»: Neste Oil nimmt den Schmäh-Preis an

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«Public Eye Award»Neste Oil nimmt den Schmäh-Preis an

Erst zum zweiten Mal in der Geschichte des «Public Eye People's Award» hat ein Vertreter der geschmähten Firma den Preis entgegengenommen.

gmo
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Exotische Szenen heute Mittag in Genf: Als Orang-Utans verkleidete Aktivisten übergaben vor dem Handelssitz von Neste Oil den «Public Eye People's Award» an Vize-Präsident und Nachhaltigkeitschef Simo Honkanan. Bei der Verleihung betonte er sein Unverständnis für die Brandmarkung seines Unternehmens durch den Preis.

Der finnische Energiekonzern wurde zuvor am Davoser Weltwirtschaftsgipfel WEF für seine Produktion von Biodiesel aus Palmöl zum übelsten Unternehmen des Jahres gekürt. Mit 17 385 von 53 000 Stimmen erhielt Neste Oil vor BP beim Web-basierten Publikumspreis am meisten Voten.

Gemäss den «Public Eye»-Veranstaltern ist das Unternehmen, einer der grössten Abnehmer von Palmöl weltweit, für Landvertreibungen, Regenwaldzerstörungen und Umweltverschmutzung verantwortlich. In Indonesien und Malaysia würden zur Produktion von Palmöl Regenwälder und Torfgebiete zerstört, was zu enormen CO2-Emissionen führe. Die Zerstörung der Regenwälder bedrohten zudem Rückzugsgebiete von gefährdeten Arten wie dem Orang-Utan, so die «Public Eye»-Veranstalter.

GV als Hintergrund?

Seit 2005 kürt ein Zusammenschluss von Organisationen Firmen, die negativ auffallen, mit dem Preis. Letztmals nahm die BKW im Jahr 2009 den Schmähpreis entgegen. Oliver Classen, Sprecher der Erklärung von Bern, eines Mitorganisators, sagt: «Wenige Monate später hat die BKW ihr Kohlekraftwerkprojekt beerdigt. Das lässt hoffen für Neste Oil.»

Hintergrund für die Anreise des Nachhaltigkeitschefs Honkanan aus Finnland dürfte die Generalversammlung vom Donnerstag in Helsinki sein, spekuliert Classen. Das Unternehmen brauche derzeit gute Presse.

Denn neben dem «Public Eye People's Award» hat das Unternehmen seit letzter Woche ein weiteres Problem. Der «Runde Tisch für Nachhaltiges Palmöl» (RSPO) stellte dem Hauptlieferanten des Energiekonzerns, der IOI Group, ein Ultimatum. Der Grund: Ungelöste Landkonflikte und illegale Abholzungen in Malaysia und Indonesien. Als erste Strafmassnahme hat der RSPO zurzeit alle Zertifizierungen von IOI-Produkten eingestellt.

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