Schweizer Projekt: Nestlé zahlt Bauern Geld, damit Kühe länger leben

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Schweizer ProjektNestlé zahlt Bauern Geld, damit Kühe länger leben

Nestlé zahlt Bauern einen Aufpreis, wenn sie ihre Kühe später schlachten. Das reduziert den Treibhausgas-Ausstoss bei der Milchproduktion.

von
Isabel Strassheim
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Die Landwirtschaft trägt massgeblich zur Emission klimaschädlicher Gase bei. Dafür verantwortlich ist vor allem der Methan-Ausstoss von Kühen. Das soll sich ändern.

Die Landwirtschaft trägt massgeblich zur Emission klimaschädlicher Gase bei. Dafür verantwortlich ist vor allem der Methan-Ausstoss von Kühen. Das soll sich ändern.

Nestle
Normalerweise werden Milchkühe in der Schweiz nur fünf Jahre alt ...

Normalerweise werden Milchkühe in der Schweiz nur fünf Jahre alt ...

Keystone/Laurent Gillieron
...die Kühe könnten zwar länger leben und würden auch noch immer gleichviel Milch geben, aber ....

...die Kühe könnten zwar länger leben und würden auch noch immer gleichviel Milch geben, aber ....

Keystone/Gian Ehrenzeller

Rund tausend Kühe in der Schweiz dürfen ein Jahr länger leben. Normalerweise lassen Bauern Milchkühe nach rund fünf Jahren schlachten. Nicht weil sie dann weniger Milch geben, sondern weil sie mit dem Alter mehr Arbeit machen. «Das Problem ist, dass ältere Kühe tendenziell mehr Aufmerksamkeit und Pflege benötigen», sagt Projektleiter Andreas Stämpfli von der Milchhandelsorganisation Aaremilch zu 20 Minuten.

Die Milchbauern erhalten für den grösseren Aufwand mit den älteren Kühen einen Aufpreis im Schnitt von 3,5 Rappen pro Kilogramm. Finanziert wird das Pilotprojekt von zwei Partnern: dem Bundesamt für Landwirtschaft und Nestlé. Der Nahrungsmittelkonzern ist einer der grossen Treiber der Schweizer Milchwirtschaft und verarbeitet in seinen hiesigen Fabriken jährlich 118'000 Tonnen Milch, den grössten Teil davon im Emmental, wo unter anderem Babymilchpulver und Stalden- Dessertcreme hergestellt werden.

je älter Milchkühe werden, desto besser fürs Klima

«Klimafreundliche Milch» heisst das Projekt, an dem auch das Bundesamt für Landwirtschaft beteiligt ist. Denn es geht nicht um Tierschutz, sondern um Umweltschutz. Der Ausstoss des Treibhausgases Methan bei der Milchproduktion soll nämlich reduziert werden. Und das ist möglich, wenn die Kühe älter werden dürfen.

Es dauert nämlich knapp 2,5 Jahre, bis eine Kuh nach dem ersten Kalben überhaupt Milch gibt. Schon in dieser Zeit stösst sie aber Methan aus. Darf sie nun ein Jahr länger Milch geben und sechs statt nur fünf Jahre alt werden, erhöht sich die Milchleistung pro Lebenstag. Das bedeutet: Die Milch wird klimafreundlicher.

Nestlé geht es nicht um die Werbung

«Es braucht jedoch Abnehmer, die dafür bereit sind, den Bauern mehr zu zahlen», sagt Stämpfli. Bislang ist dies nur Nestlé. Dabei will der Konzern mit der klimafreundlichen Milch kein neues Label schaffen und nicht auf seinen Produkten damit werben. Die Konsumenten hat Nestlé damit nicht im Blick.

«Gelingt es mit dem Projekt, die Klimabelastung zu reduzieren, reduziert sich indirekt auch der ökologische Fussabdruck vieler Nestlé-Produkte», sagt Nestle-Sprecherin Inge Gratzer. Es geht um eine Langzeitstrategie der Landwirtschaft: Wichtig sei, dass die Innovation in der heimischen Landwirtschaft vorangetrieben werde, «denn Schweizer Milch muss gegenüber dem Ausland einen Mehrwert haben».

Ab 2019 soll das Pilotprojekt auf 3000 Kühe von 170 Bauernhöfen ausgedehnt werden. Es läuft dann noch vier Jahre. Zusammen mit weiteren Massnahmen, wie etwa der Gabe anderer Futtermittel, soll der Methanausstoss der Kühe pro Kilo Milch um zehn Prozent gesenkt werden.

Landwirtschaft und Klimawandel

Die Landwirtschaft ist für rund zehn Prozent der Treibhausgase der Schweiz verantwortlich, wobei die Kühe mit ihrem Methangas-Ausstoss eine wesentliche Rolle spielen. Das Projekt mit den älteren Kühen steht so im Fokus, denn in den nächsten 30 Jahren soll die Landwirtschaft ihren Ausstoss von Treibhausgasen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um ein Drittel reduzieren. (ish)

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