Zürcher Klimaziel«Netto-Null-Strategie des Stadtrats ist weder mutig noch enkeltauglich»
Die Stadt Zürich soll bis 2040 klimaneutral werden. Die Klimajugend und eine Motion aus dem Jahr 2019 hatten Netto-Null bis 2030 gefordert.
- von
- Monira Djurdjevic
Darum gehts
Der Stadtrat hat die Klimaziele für die Stadt Zürich neu definiert.
Laut einer Mitteilung reduziert Zürich die direkten Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet bis ins Jahr 2040 auf Netto-Null.
Der Verein Klimastadt Zürich zeigt sich über den Entscheid enttäuscht.
Als Antwort auf eine Motion aus dem Gemeinderat hat die Stadt Zürich ihre Klimaziele überarbeitet und am Mittwoch präsentiert. Die Klimajugend und eine Motion aus dem Jahr 2019 hatten Netto-Null bis 2030 gefordert. Wie es in einer Mitteilung heisst, will der Stadtrat die direkten Treibhausgasemissionen bis ins Jahr 2040 auf Netto-Null senken. Der Stadtrat setzt dabei auf Massnahmen im direkten Verantwortungs- und Handlungsbereich der Stadt und verzichtet auf den Einsatz von Klimaschutzzertifikaten. Bis 2030 soll eine Reduktion von mindestens 50 Prozent gegenüber 1990 erreicht werden.
Der Stadtrat stützt sich bei seinem Entscheid auf Berechnungen und Aussagen von externen Expertinnen und Experten und Fachleuten der Stadtverwaltung, die Machbarkeit und Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft für die Zieljahre 2030, 2040, 2050 untersucht haben. «Netto-Null 2040 ist ein ehrgeiziges, aber auch ein realistisches und notwendiges Klimaziel», sagte Andreas Hauri, Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements, am Mittwoch vor den Medien.
Um Netto-Null bis 2040 zu erreichen, müsse unter anderem, der Verkehr gezielt reduziert, verlagert und elektrifiziert werden, heisst es in der Mitteilung weiter. Ein zentraler Aspekt sei auch der Ersatz fossil betriebener Heizungen auf dem gesamten Stadtgebiet. Zudem soll der stadteigene Gebäudebestand bereits bis 2035 vollständig auf erneuerbare Energie umgestellt werden.
«Jetzt zeigt sich, dass dieses Ziel nicht umsetzbar ist»
Zur Erreichung des bisherigen Klimaziels der 2000-Watt-Gesellschaft wird aktuell mit Investitionen von rund 430 Millionen Franken pro Jahr gerechnet. Das Klimaziel Netto-Null bedingt bis 2040 zusätzliche Investitionen von ungefähr 90 Millionen Franken pro Jahr. Insgesamt rechnet man somit bis 2040 mit Klimaschutzinvestitionen von rund 520 Millionen Franken pro Jahr, die von Wirtschaft, Privaten und der öffentlichen Hand gemeinsam getätigt werden.
Die GLP Stadt Zürich hatte 2019 mittels Motion das Klimaziel Netto-Null 2030 gefordert. In einer Mitteilung schreibt die Partei nun: «Jetzt zeigt sich, dass dieses Ziel nicht umsetzbar ist.» Laut Co-Präsident Nicolas Cavalli hätte das Klimaziel Netto-Null 2030 «erhebliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Mehrkosten zur Folge und wäre unter Einhaltung der direkt-demokratischen Prozesse realistisch gesehen nicht umsetzbar».
Der Verein Klimastadt Zürich zeigt sich hingegen enttäuscht. «Die Netto-Null-Strategie des Zürcher Stadtrats ist weder mutig noch enkeltauglich. Der Stadtrat scheint die Dringlichkeit der Lage nicht zu erkennen», heisst es in einer Mitteilung. Man erwarte deshalb mehr Tempo und eine Nachbesserung der Vorlage durch den Gemeinderat.