Spanien: Neu bestellte Züge zu gross für Tunnels – «grösster Pfusch der letzten 40 Jahren»

Aktualisiert

SpanienNeu bestellte Züge sind zu gross für Tunnel – «grösster Pfusch in 40 Jahren»

In Spanien sorgt die falsche Bestellung von 31 Zügen für einen Skandal. 258 Millionen Euro gelten als so gut wie verloren – nun musste der Chef der spanischen Bahnbetriebe den Hut nehmen.

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Menschen in der Region Asturien machen sich lustig: Sie messen die Breite eines Tunnels, um herauszufinden, ob die neu bestellten Züge passen würden. Die Antwort darauf haben sie schnell: Nein.

Menschen in der Region Asturien machen sich lustig: Sie messen die Breite eines Tunnels, um herauszufinden, ob die neu bestellten Züge passen würden. Die Antwort darauf haben sie schnell: Nein.

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Die staatliche Bahngesellschaft Renfe hatte vor rund drei Jahren 31 Züge im Gesamtwert von 258 Millionen Euro bestellt, die für einige Tunnel des vorgesehenen Einsatzgebietes im Norden des Landes zu gross sind.

Die staatliche Bahngesellschaft Renfe hatte vor rund drei Jahren 31 Züge im Gesamtwert von 258 Millionen Euro bestellt, die für einige Tunnel des vorgesehenen Einsatzgebietes im Norden des Landes zu gross sind.

AFP
Der Fehler wird nach Behördenschätzung zu einer Verzögerung der Inbetriebnahme der neuen Züge um mindestens zwei Jahre auf 2026 führen.

Der Fehler wird nach Behördenschätzung zu einer Verzögerung der Inbetriebnahme der neuen Züge um mindestens zwei Jahre auf 2026 führen.

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Darum gehts

  • Sind die Züge zu gross oder die Tunnel in Spanien zu klein?

  • So oder so, Tatsache ist, dass 31 neu bestellte Züge nicht durch die Tunnel in den Regionen Nordspaniens passen.

  • Der Pfusch führte schon zum Sturz des spanischen Bahnchefs.

Die staatliche Bahngesellschaft Renfe hat in Spanien 31 Züge im Gesamtwert von 258 Millionen Euro bestellt, die für einige Tunnel des vorgesehenen Einsatzgebietes im Norden des Landes zu gross sind. Rund drei Wochen nach der Aufdeckung des Skandals trat Renfe-Präsident Isaías Táboas am Montag zurück, wie der staatliche Fernsehsender RTVE berichtete. Auch die Staatssekretärin im Transport-Ministerium, Isabel Pardo, habe ihren Posten zur Verfügung gestellt. Transport-Ministerin Raquel Sánchez habe beide Rücktritte angenommen, hiess es unter Berufung auf die Regierung in Madrid.

Der Fehler wird nach Behördenschätzung zu einer Verzögerung der Inbetriebnahme der neuen Züge um mindestens zwei Jahre auf 2026 führen. Die Ministerpräsidenten der betroffenen Regionen Kantabrien und Asturien wollten sich am späten Montagnachmittag in Madrid mit Sánchez treffen, um über finanzielle Entschädigungen zu verhandeln.

«Noch nie so einen Pfusch erlebt»

Die Ministerpräsidenten Miguel Ángel Revilla (Kantabrien) und Adrián Barbón (Asturien) hatten vor dem Treffen mit Sánchez und vor der Bekanntgabe der Rücktritte gefordert, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. «Ich habe in 40 Jahren noch nie so einen Pfusch erlebt», sagte Revilla auf einer Pressekonferenz. Es müssten auch «die Köpfe grosser Tiere rollen», sagte er. Bisher waren nur zwei Abteilungsleiter von Renfe und der Bahnnetz-Verwaltungsbehörde Adif gefeuert worden. Sie seien lediglich Sündenböcke, meinte Revilla.

Obwohl die Bestellung bereits 2020 getätigt worden war, kam das spanische Zug-Debakel erst Ende Januar durch einen Bericht der Regionalzeitung «El Comercio» ans Licht. Die Zentralregierung gab inzwischen den Fehler zu, beteuerte aber, dem Steuerzahler sei kein finanzieller Schaden entstanden, da die zu breiten Züge noch nicht gebaut worden seien. Nach verschiedenen Warnungen sei der gesamte Fertigungsprozess irgendwann gestoppt worden. Madrid veröffentlichte am Samstag die neue Bestellung an den Transporthersteller CAF.

Gab es in deiner Firma schon einmal derart grosse Fehler?

Züge zu gross oder Tunnel zu klein?

Mit den neuen Zügen soll die veraltete Flotte der an das nationale Eisenbahnnetz nicht so gut angebundenen Regionen ersetzt werden. Das Bahnnetz in Kantabrien und Asturien stammt vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert und führt durch eine gebirgige Landschaft. Die Tunnel der beiden Regionen haben heute noch unterschiedliche Dimensionen, die nicht immer den modernen Bahnnormen in Spanien entsprechen.

Spanien gilt als Musterland des Schnellbahnverkehrs. Die mit Geschwindigkeiten von bis zu 310 Stundenkilometern verkehrenden AVE-Züge sind für ihre Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bekannt. 

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(DPA/kle)

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