Wahlen 2011Neue Allianzen in der Mitte machen Wahlen spannend
Die CVP geht in diversen Kantonen Listenverbindungen mit Grünliberalen oder der BDP ein. Das verspricht Spannung für die Wahlen im Oktober. Die Linke setzt auf bewährte Allianzen.

Die CVP geht in vielen Kantonen Allianzen mit Grünliberalen oder BDP ein.
Weil die Chemie zwischen der SVP und den anderen bürgerlichen Parteien seit Jahren nicht mehr stimmt, schliessen sie kaum noch Listenverbindungen untereinander ab. Vielmehr sucht vor allem die CVP neue Allianzen mit BDP und Grünliberalen, was die Wahlen in zahlreichen Kantonen spannend macht.
Fand die SVP vor den Wahlen 2007 noch in 9 Kantonen bei den bürgerlichen Bundesratsparteien Partner für eine Listenverbindung, so kam für die anstehenden Nationalratswahlen bislang nur in der Waadt eine Verbindung SVP-FDP zustande. Ansonsten marschiert die SVP alleine oder - in 10 der 20 Kantone mit Proporzwahlsystem - in Verbindung mit Kleinparteien wie der EDU oder der Tessiner Lega.
Dafür marschieren FDP und CVP häufiger zusammen: In Genf, Neuenburg, Schaffhausen und Zug haben sie ihre Listen verbunden. In Neuenburg ist die BDP, in Genf sind die Grünliberalen (GLP) noch mit von der Partie. In Graubünden scheiterte eine FDP-CVP-BDP-Verbindung am Nein des Freisinns.
Zu FDP-BDP-Allianzen kommt es in Solothurn und Schwyz, in St. Gallen scheiterte ein solches Vorhaben.
CVP zusammen mit neuen Mitteparteien
In den meisten anderen Kantonen haben sich die CVP und die kleineren Mitteparteien in neuen Allianzen gefunden. CVP, BDP und GLP treten in beiden Basel, Freiburg, Waadt und Zürich gemeinsam in Listenverbindungen auf. Teils sind noch die EVP und andere Kleinparteien mit an Bord.
Die Listenverbindungen der CVP mit den kleinen Mitteparteien machen nach Einschätzung des Berner Politologen Werner Seitz durchaus Sinn, denn die CVP spannt auch in vielen politischen Sachfragen mit diesen Parteien zusammen.
Durch Listenverbindungen bei Wahlen versuchen Parteien mit ähnlichen Zielsetzungen die Stimmen zu bündeln und gemeinsam zusätzliche Sitze zu ergattern. Das Schweizer Wahlsystem begünstigt innerhalb der Listenverbindung primär die grossen Parteien. Aber auch die Kleinen können dank Listenverbindungen zu Restmandaten kommen. In den beiden Basel werden den Mitte-Allianzen gute Chancen auf Sitzgewinne eingeräumt.
SVP und FDP sind oft die einsamen Ritter
In Bern gelang es nicht, die BDP in die Verbindung um CVP, GLP und EVP einzubinden. Diese kämpft dort alleine. In Luzern, St. Gallen und Thurgau verbinden BDP und GLP ihre Listen ohne grossen Partner, dafür mit anderen kleineren Parteien. In Luzern könnte allenfalls die GLP von der Allianz profitieren.
Eine ungewohnte Konstellation ergibt sich im Aargau: Einerseits verbinden Grüne, Grünliberale und EVP ihre Listen, andrerseits die CVP mit der BDP. SP und FDP müssen alleine in die Wahl ziehen.
Isoliert, ohne Listenverbindungen mit anderen Parteien, bleiben oftmals SVP und FDP. Die SVP tritt in 8, die FDP in 11 der 20 Proporzkantone alleine an. Für die stark bedrängte FDP ist es eine besondere Herausforderung, ohne Partner ihre Sitze zu halten.
Bewährte Listenverbindung Rot-Grün
Anders als die meist zerstrittenen Bürgerlichen setzen Linke und Grüne in fast allen Kantonen ihre seit Jahren bewährte Listenverbindungspolitik fort. Ausnahmen sind neben dem Aargau das Tessin, wo SP und Kommunisten zusammen spannen und die Grünen alleine kämpfen, sowie Schaffhausen, wo die Grünen (ÖBS) nicht antreten und sich die SP mit den Alternativen verbindet.
In den grösseren Kantonen sowie in der Romandie haben sich der Verbindung SP-Grüne auch noch linke und alternative Kleinparteien angeschlossen, in Freiburg, Wallis, Zug und Zürich konfessionelle Parteien wie Christlichsoziale (CSP) und EVP. In Graubünden gelang eine Listenverbindung zwischen SP, Grünen und Grünliberalen - ein Unikum, neigen doch die Grünliberalen eher den Bürgerlichen zu.
In Bern, Freiburg und Zürich sticht schliesslich die Piraten- Partei mit anderen Kleinparteien wie Unabhängigen oder Alternativ- Linken in See - allerdings mit wenig Aussicht auf Beute. Im Jura stehen die Listenverbindungen noch nicht fest. (sda)