Neue EnthüllungenHohe Spesenbezüge und Provisionen – Bericht belastet Tierschutz
Hohe Makler-Provisionen, grosszügig ausbezahlte Spesen, das Zurückhalten des externen Berichts: Beim Schweizer Tierschutz kommt immer mehr ans Licht, das Vorstandsmitglieder schlecht dastehen lässt.
Darum gehts
Schon seit einiger Zeit gibt es Vorwürfe gegen den Schweizer Tierschutz STS und deren Vorstandsmitglieder.
Jetzt sind die Ergebnisse eines externen Berichts von Wirtschaftsprüfern bekannt.
Der finanzielle Betrieb des Vereins wurde demnach jahrelang unprofessionell geführt und schadete wohl dem STS.
Im Fall des Schweizer Tierschutzes STS, der sich unter anderem mit Vorwürfen ungetreuer Geschäftsführung, fragwürdiger Immobiliengeschäfte, Zweckentfremdung von Spenden und Legaten sowie überrissener Spesenbezüge konfrontiert sieht, sind neue Details ans Licht gekommen. Ein unabhängiger Bericht von Wirtschaftsprüfern zeigt, dass besonders der finanzielle Betrieb des Vereins jahrelang höchst unprofessionell betreut worden ist, und der Tierschutz wohl einen Schaden daraus erlitten hat, wie die Zeitungen von CH Media (Bezahlartikel) schreiben.
So verkaufte ein damaliges Vorstandsmitglied des STS, Pascal Reinhard, im September 2021 eine Liegenschaft des Verbandes in Scherzingen TG für 2,6 Millionen Franken. Für den Verkauf bezog er 13’000 Franken «Vermittlungsprovision» über die monatliche Spesenrechnung. Ein Bietverfahren oder ein Inserat gab es beim Immobiliengeschäft derweil nicht, es lief unter der Hand ab.
Schwarzgeld eingestrichen?
Der Fall sorgte beim STS für kritische Fragen – handelte Reinhard im Interesse des Vereins und erzielte er den bestmöglichen Preis, oder strich er am Ende womöglich Schwarzgeld ein? STS-Präsidentin Nicole Ruch wollte davon nichts wissen, schoss zurück und monierte das fehlende Vertrauen der Kritiker. Zwei prominente kritische Vorstandsmitglieder wurden kürzlich suspendiert – sie sprachen von einem «Racheakt».
Der Liegenschaftsverkauf von Scherzingen TG ist eines von vielen Geschäften, das unabhängige Wirtschaftsprüfer von BDO analysierten. Der Bericht, der vom Verein noch geheim gehalten wurde, zeigt jetzt, dass auch andere Transaktionen des STS fahrlässig abgewickelt wurden. Für Renovationen von Vereinsimmobilien wurden offenbar zu hohe Pauschalen verrechnet. Auf den Bericht angesprochen, sagte STS-Präsidentin Ruch schlicht, es seien keine Unregelmässigkeiten festgestellt worden.
42’000 Franken Honorare in sechs Monaten
Pascal Reinhard verwaltet als stellvertretender Direktor der Bruppacher Verwaltungs AG die Immobilien des STS. Welche Provisionen er dafür einstreicht, ist nicht bekannt. Jedoch erhält der Makler monatliche Honorare von bis zu 14’500 Franken vom STS, etwa für Bauleitungen, Behördenkontakte und private Autofahrten. Diese Honorare werden pauschal als Spesen abgerechnet. Teilweise erhielt Reinhard 42’000 innert sechs Monaten.
Damit bezog Reinhard noch mehr Spesen als STS-Präsidentin Ruch, die monatlich 4000 bis 4500 Franken für ihre ehrenamtliche Arbeit einsteckte, unter anderem ebenfalls für den Gebrauch des Privatautos. Zusätzlich, so schätzen Branchenkenner, verdient Ruch für ihre Hauptbeschäftigung bei der Credit Suisse wohl bedeutend mehr als 200’000 Franken pro Jahr. Wegen der undurchsichtigen Vergütungspraxis droht dem STS jetzt womöglich der Entzug der Steuerbefreiung für STS-Spenden.
Machtkonzentration im Vorstand
Ehemalige sowie amtierende STS-Vorstandsmitglieder geben an, im Verein sei es zu einer Machtkonzentration bei einigen wenigen gekommen. Dies sei durch die Anhäufung von Ämtern erreicht worden, die bereits vor der Amtszeit von Ruch gang und gäbe war. Ruch leitet heute sechs Ressorts des Tierschutzes persönlich, wozu Personal, Kommunikation und Finanzen gehören. Erst kürzlich sickerten vertrauliche Dokumente durch, gemäss denen die Organisation des STS geprägt ist von einem autoritären Führungsstil und einer Kultur der Intransparenz mit Streitereien auf Führungsebene.
Nach viel interner Kritik beantragte der STS im Dezember 2022 endlich die externe Untersuchung. Die Präsidentin zögerte den BDO-Auftrag jedoch hinaus. Und auch nach Abschluss der Prüfung hielt Ruch das Papier mehrere Wochen lang zurück. Es stellt sich die Frage, was Ruch mit der Hinhaltetaktik genau erreichen wollte.
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