Schlechte Zentrifugen: Neue Rückschlage für Irans Atompläne

Aktualisiert

Schlechte ZentrifugenNeue Rückschlage für Irans Atompläne

Die USA wollen neue Strafmassnahmen gegen den Iran durchsetzen. Dessen Atomprogramm kämpft mit grossen Schwierigkeiten – auch wegen bestehender Sanktionen.

von
pbl

Gemäss offizieller Propaganda verläuft alles reibungslos: Der Iran habe die industrielle Produktion des Uranrohstoffs Yellowcake aufgenommen, meldete die Nachrichtenagentur Fars am Montag. Der «gelbe Kuchen» wird für die Produktion von angereichertem Uran benötigt, das für zivile wie auch militärische Zwecke verwendet werden kann. In nächsten Jahr werde man Brennstofftabletten für die Forschungsreaktoren des Landes herstellen können, sagte der iranische Aussenminister Ali Akbar Salehi an einer Zeremonie in Teheran.

Die Realität scheint weniger rosig auszusehen. Darauf deuten zwei neue Berichte des Institute for Science and International Security (ISIS) in Washington hin. Demnach musste das umstrittene iranische Atomprogramm in letzter Zeit einige Rückschläge hinnehmen. Von UNO-Inspektoren erhobene Daten würden belegen, dass die Produktion von angereichertem Uran laufend abnehme, so das ISIS. Als Hauptproblem gelten die Zentrifugen in der Atomanlage von Natanz, die zur Herstellung von angereichertem Uran benötigt werden.

Störungsanfällige Zentrifugen

Ein Angriff mit dem Computerwurm Stuxnet, der möglicherweise in Israel programmiert wurde, setzte letztes Jahr zahlreiche Zentrifugen ausser Gefecht. Im Sommer begann der Iran mit der Installation von neuen Modellen, die angeblich deutlich schneller und effizienter sein sollen, sich jedoch auch als störungsanfällig erwiesen. Die gegen den Iran verhängten Sanktionen würden es dem Land erschweren, die für den Bau von stabilen Zentrifugen benötigten superharten Spezialstähle zu beschaffen, heisst es im ISIS-Bericht. Deshalb enthielten die in Natanz eingebauten Maschinen Teile aus weniger robusten Kohlefasern.

«Das hat sie fraglos zurückgeworfen», sagte David Albright, Präsident des ISIS und ehemaliger UNO-Atominspektor, der «Washington Post». Die Probleme würden den iranischen Nuklear-Ambitionen nicht den Todesstoss versetzen, ein schneller Aufstieg unter die Atommächte sei jedoch wenig wahrscheinlich. Zumal es auch im Atomkraftwerk Buschehr Probleme zu geben scheint. Am Montag wurde die Anlage, die erst im September ans Stromnetz angeschlossen worden war, für «technische Inspektionen» heruntergefahren, so Press TV.

Iran entwickelt Technologien für die Bombe

Die Strafmassnahmen gegen den Iran scheinen Wirkung zu zeigen. Doch das genügt der US-Regierung nicht, sie fordert nach der Aufdeckung eines dilettantischen Mordkomplotts gegen den saudischen Botschafter in Washington neue Sanktionen gegen Teheran. Präsident Barack Obama setzt laut «New York Times» die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) unter Druck, bislang geheime Informationen zu veröffentlichen.

Sie sollen belegen, dass der Iran an Technologien zur Herstellung von Atomwaffen arbeitet. Die Iraner müssten «extrem unbequeme Fragen beantworten», erklärten mit dem Fall vertraute Regierungsmitglieder. Es gebe aber keinen endgültigen Beweis für den Bau einer Atomwaffe. US-Geheimdienstler gehen gemäss «Washington Post» davon aus, dass die iranische Führung sich noch nicht zum Bau einer Bombe durchringen konnte.

«Rote Linie» überschritten

Allerdings gibt es nach Ansicht von Analysten Anzeichen dafür, dass sich das Regime in Teheran angesichts der Rückschläge beim Atomprogramm, der internationalen Sanktionen und der Umwälzungen in der Region zunehmend frustriert und unberechenbar verhält. Der aufgedeckte Attentatsplan in den USA sei dafür beispielhaft. «Er könnte eine Konsequenz daraus sein, dass wir aus Sicht der Iraner eine rote Linie überschritten haben», sagte ein hoher US-Regierungsbeamter der «Washington Post». Das bizarre Vorgehen könnte ein Ausdruck von Verzweiflung sein: «Sie fühlen sich belagert.»

Offiziell weist der Iran jegliche Beteiligung an dem angeblichen Komplott zurück. Aussenminister Salehi erklärte am Montag, man sei bereit, die von den USA erhobenen Anschuldigungen zu untersuchen. Und Präsident Mahmud Ahmadinedschad liess ich in einem Interview mit Al Jazeera in bekannter Manier vernehmen: Die US-Regierung wolle mit diesen Vorwürfen einen Keil zwischen den Iran und Saudi-Arabien treiben und von den wirtschaftlichen Problemen im eigenen Land ablenken.

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