Neue Runde im Forbo-Poker
In den Übernahmekampf um Forbo hat sich nach Franke-Chef Michael Pieper ein zweiter Schweizer Industrieller eingeschaltet.
Straumann-Präsident Rudolf Maag hat 8,1 Prozent am Bodenbelags- und Klebstoffhersteller erworben.
Maag hält 220 000 Namenaktien von Forbo, wie das Unternehmen am Donnerstagabend offenlegte. Maag war unter anderem auch Grossaktionär des Medizinaltechnikkonzerns Synthes-Stratec, und kürzlich stieg er zusammen mit Thomas Straumann und Oskar Ronner beim Industrieunternehmen Von Roll ein, wo die Dreiergruppe 20,5 Prozent der Aktien übernahm.
An Forbo halten Maag und Pieper insgesamt rund 34 Prozent. Pieper gibt sich in einem Interview mit der Zeitschrift «Bilanz» (Vorabdruck der Ausgabe vom 9. März) zuversichtlich, das Kaufangebot der britischen Investmentgesellschaft CVC Capital Partner an Forbo abwehren zu können, die zwei Drittel der Aktien anstrebe.
Es gebe Anhaltspunkte, dass auch Altaktionäre von Forbo in den vergangenen Wochen weitere Titel gekauft hätten. Vor diesem Hintergrund ist es für die CVC laut Pieper «kaum machbar», zwei Drittel an Forbo zu übernehmen.
Aktie erholt sich von Taucher
Auch nach Ansicht der Privatbank Julius Bär sind nach der neuen Wendung in der Aktionärsstruktur die Chancen für ein Gelingen des Vorhabens der CVC gesunken. Julius Bär geht davon aus, dass es zu Gewinnmitnahmen in den Forbo-Aktien kommen wird. Die Titel verloren am Freitagmorgen bis zu 2,5 Prozent, notierten am Mittag aber nur noch 0,2 Prozent schwächer auf 258 Franken.
CVC Capital Partners hat über ihre Tochter AFB Investment eine Kaufofferte von 260 Fr. pro Aktie eingereicht. Bis nächsten Dienstag hat sie Zeit, ein definitives Angebot einzureichen. Für eine Stellungnahme war am Freitag zunächst niemand erreichbar.
Höheren Preis gefordert
Gemäss «Bilanz» hat Pieper mit dem zweitgrössten Forbo-Aktionär Tweedy Browne zudem einen weiteren Verbündeten gefunden. Das Kaufangebot der CVC von 260 Fr. erachte Tweedy Browne als viel zu tief: «Zu diesem Preis werden wir nie verkaufen», wird ein Vertreter der US-Fondsgesellschaft zitiert, die 8,8 Prozent an Forbo hält. Die Forbo-Aktie sei 360 bis 370 Fr. wert.
Michael Pieper glaubt den Beteuerungen der CVC nicht, dass diese kein Finanzjongleur sei. Im Gegensatz zu CVC, die das Unternehmen in einigen Jahren weiterverkaufen wolle, wolle er die Selbstständigkeit der Forbo erhalten, sagte Pieper.
Eine operative Rolle strebe er nicht direkt an. Durch einen «starken CEO und einen guten Verwaltungsrat» will er jedoch indirekt seinen Einfluss auf das Geschäft geltend machen.
(sda)