
Dank eines speziellen Verfahrens ist eine Brustvergrösserung jetzt ohne Vollnarkose in nur wenigen Minuten möglich. Wir klären mit zwei Experten, was dahintersteckt.
Neuer EingriffBrust-OP ohne Narkose? Das steckt hinter der Blitz-Methode
Eine neue Methode zur Brustvergrösserung verspricht eine OP in unter einer Stunde – nach zwei Tagen sei man wieder fit. Wir klären, was hinter dem Verfahren steckt und was die Risiken sind.
Bisher bedeutete eine Brustvergrösserung: einige Tage Schmerzen, Bettruhe, sechs Wochen lang Verzicht auf Sport. Eine neue Methode namens Mia Femtech (Mia steht für minimalinvasive Augmentation) verspricht jetzt eine Blitz-OP ohne Vollnarkose oder lange Ausfallzeiten. Wie realistisch ist der Eingriff, der als minimalinvasiv beschrieben wird – und wie bedenklich ist er?
In der Schweiz kommt die Technik bereits zum Einsatz: Die Zürcher BRST Clinic gehört zu den ersten in Europa, die den Eingriff anbietet, Dr. med. Farid Rezaeian führt sie durch. Zusätzlich haben wir PD Dr med Elisabeth Artemis Kappos, Spezialistin für rekonstruktive und ästhetische Brustchirurgie am Universititätsspital Basel um ihre Einschätzung gebeten. Wir haben die zwei Experten unabhängig voneinander befragt.
Über die Experten
So läuft die OP ab
Die komplette Behandlung erfolgt ambulant im Dämmerschlaf. «Anders als bei einer normalen Brustvergrösserung wird bei dem Eingriff weder das Brustgewebe noch der Brustmuskel durchtrennt. Stattdessen wird über einen Schnitt in der Achselhöhle ein Ballon eingebracht, der das Gewebe für die Dauer des Eingriffs ausdehnt», erklärt Dr. Rezaeian. «Mittels eines Injektors wird dann das Implantat in die Brust eingeführt.» Eine halbe Stunde nach Ende des Eingriffs können die Patientinnen wieder nach Hause.
Das sind die Risiken
Privatdozentin Kappos ergänzt: «Den Zugang über die Achselhöhle gibt es schon lange. Die mangelnde Übersicht kann ein Problem darstellen, etwa, wenn es zu einer Blutung kommt. Das kann nicht nur beim Schneiden, sondern auch beim Dehnen des Gewebes mittels eines Ballons vorkommen.» Darauf angesprochen ergänzt der Chirurg der BRST Clinic: «Die grossen Blutgefässe liegen an der Brustunterfalte und in der Mitte der Brust, diese werden bei der Methode aber gar nicht durchtrennt. Das eliminiert das Risiko nicht – schliesslich ist es immer noch eine Operation – verringert es aber.» Dazu kommt, dass das verwendete Equipment bei der neuen Methode Einwegmaterial ist. «So ist besonders steriles Arbeiten möglich.»
Die typischen Risiken bei Brustvergrösserungen bleiben bei der neuen Technik bestehen: Sehr selten kommen Nachblutungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen, Kapselfibrosen (die Ausbildung einer harten bindegewebsartigen Schicht um das Implantat) oder Asymmetrien beim Endergebnis vor. Zudem betont Kappos, dass bisher wissenschaftliche Studien fehlen, welche die allfällige Überlegenheit der neuen Methode beweisen.
«Ästhetischer Chirurg ist kein geschützter Begriff»
Für wen ist die Methode die richtige?
Da das Implantat durch einen Injektor in die Brust eingeführt wird, sind bei der Grösse Grenzen gesetzt. «Ein bis zwei Körbchengrössen mehr sind mit der neuen Methode möglich», so Dr. Rezaeian. «Wenn jemand mehr Volumen möchte, ist eine andere Technik besser geeignet.»
«Ein solcher Eingriff hat das Potenzial, die Lebensqualität zu erhöhen. Jedoch bleibt ein Implantat – egal, wie schonend es eingebracht wird – immer ein Fremdkörper mit entsprechenden Risiken», erklärt Kappos. Es gäbe auch andere Möglichkeiten, wenn etwa nach einer Schwangerschaft die Form einer Brust wieder aufgebaut werden soll. «Nicht immer braucht es ein Implantat. Man sollte sich von einem Facharzt oder einer Fachärztin über alle Möglichkeiten und Risiken aufklären lassen.»

Beim Eingriff selbst werden die Implantate an keiner Stelle berührt.
Neue Methode, kurze Ausfallzeit?
«Letztendlich ist die Erholungszeit auch bei herkömmlichen Operationen abhängig davon, wie fit jemand vor dem Eingriff war. Die Methode hat einen eher untergeordneten Einfluss.» so Kappos. «Grundsätzlich sollten Schönheitsoperationen nicht verharmlost werden. Beim Zielpublikum kann ein falscher Eindruck entstehen – mit entsprechend bösem Erwachen, wenn es zu Komplikationen kommt.»
Dr. med. Rezaeian berichtet von seinen Erfahrungen mit der Methode: «Es handelt sich nach wie vor um eine Operation. Wir empfehlen nicht explizit, dass man schnell wieder arbeiten soll. Bisher berichten aber viele Patientinnen, dass sie nach ein bis zwei Tagen wieder ihrer Arbeit nachgehen können.»
Das kostet der Eingriff
Dr. Rezaeian erklärt: «Beim verwendeten Equipment handelt es sich um Einwegmaterial. Durch die neue Methode ist es aktuell noch sehr teuer.» Eine herkömmliche Brustvergrösserung in Zürich kostet in einem etablierten Zentrum 10’000 bis 12’000 Franken, die Mia-Methode ist mit Preisen ab 15’000 um einiges teurer – je nach gewünschter Grösse und Ausgangslage.