Schweizer Botschafter in Kiew zur Neutralität

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Schweizer Botschafter«Neutralität darf ja nicht sein, dass man indirekt den Aggressor unterstützt»

Claude Wild war vier Jahre lang Schweizer Botschafter in der Ukraine. In einer Fernsehsendung hat er über seine Erfahrungen gesprochen – und über die Position der Schweiz im Krieg.

Justin Arber
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Justin Arber
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Claude Wild war von 2019 bis 2023 Schweizer Botschafter in der Ukraine.

Claude Wild war von 2019 bis 2023 Schweizer Botschafter in der Ukraine.

Tamedia/Raphael Moser
Aufgrund der Neutralität darf die Schweiz keine Waffen in die Ukraine liefern – weder direkt noch indirekt.  Die ukrainische Bevölkerung könne nicht nachvollziehen, weshalb das Land auch die indirekten Waffenlieferungen blockiere. 

Aufgrund der Neutralität darf die Schweiz keine Waffen in die Ukraine liefern – weder direkt noch indirekt.  Die ukrainische Bevölkerung könne nicht nachvollziehen, weshalb das Land auch die indirekten Waffenlieferungen blockiere. 

REUTERS
Die Schweiz werde jedoch vor allem in den Gemeinden und den Oblasten der Ukraine sehr geschätzt, sagt Wild. «Wir machen einiges, was andere nicht machen. Zum Beispiel direkte humanitäre Hilfe vor Ort mit unseren eigenen Programmen», sagt Claude Wild.

Die Schweiz werde jedoch vor allem in den Gemeinden und den Oblasten der Ukraine sehr geschätzt, sagt Wild. «Wir machen einiges, was andere nicht machen. Zum Beispiel direkte humanitäre Hilfe vor Ort mit unseren eigenen Programmen», sagt Claude Wild.

20min/Ann Guenter

Darum gehts

  • Claude Wild war zwischen 2019 und 2023 der Schweizer Botschafter in der Ukraine. 

  • In einem Interview äussert er sich zur Neutralität der Schweiz im Krieg.

  • Für das Volk sei diese nicht immer nachvollziehbar, die Arbeit der Schweiz werde aber vor allem in den Gemeinden und Oblasten der Ukraine geschätzt. 

Claude Wild war bis anfangs 2023 der Schweizer Botschafter in Kiew. In der TeleZüri-Sendung «Talk Täglich» sprach er am Montagabend unter anderem über die Schwierigkeit, die Neutralität der Schweiz in der Ukraine zu erklären. «Die Schweiz macht in der Ukraine nicht unbedingt die Figur, die die Ukraine gerne hätte», so Wild. Damit spricht er an, dass die Schweiz keine Waffen in die Ukraine liefert, weder direkt noch indirekt.

«Die Ukrainer sind gut gebildet und kennen die Geschichte unserer Neutralität und verstehen absolut, dass wir nicht Teil der Nato sein können oder eines anderen Militärbündnisses.» Das Volk könne allerdings nicht nachvollziehen, weshalb das Land auch die indirekten Waffenlieferungen blockiere. 

Wild spricht von «Neutralitäts-Fetischismus»

Claude Wild sagt in der Sendung, dass man sich auch fragen könne, ob dieses Vorgehen im Sicherheitsinteresse der Schweiz sei. «Neutralität darf ja eigentlich nicht sein, dass man indirekt den Aggressor unterstützt, was uns ja auch vorgeworfen wird.» 

Die Neutralität solle dazu dienen, die Freiheit und Demokratie im Land zu verteidigen und die Sicherheit zu gewährleisten. «Erreichen wir unser Ziel mit dieser Position?», fragt Wild. Sicherheitspolitisch habe die Schweiz ganz klar das Interesse, dass die Ukraine den Aggressor zurückstossen könne. Die Schweiz habe allerdings kein Interesse daran, «nützliche Idioten von einem Aggressor zu werden». Man müsse aufpassen, nicht in einen «Neutralitäts-Fetischismus» zu gehen. 

«Wir machen einiges, was andere nicht machen»

Die Schweiz werde jedoch vor allem in den Gemeinden und den Oblasten der Ukraine sehr geschätzt, sagt Wild. «Wir machen einiges, was andere nicht machen. Zum Beispiel direkte humanitäre Hilfe vor Ort mit unseren eigenen Programmen.» Auch Programme, die den Wiederaufbau der Ukraine fördern, werden durch die Schweiz unterstützt. 

Abschliessend fordert Wild: «Die Kriegsverantwortlichen müssen vor ein Tribunal.» Es gehe nicht, im 21. Jahrhundert einen Aggressionskrieg mit so vielen Verletzten und Toten einfach so durchzuführen. Claude Wild war seit 2019 Botschafter in der Ukraine. Nach vier Jahren erfolgt jeweils eine Rotation, weshalb er zukünftig Botschafter in Strassburg sein wird. 

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