Technologie-Metropole: New York soll das neue Silicon Valley werden

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Technologie-MetropoleNew York soll das neue Silicon Valley werden

New Yorks Bürgermeister Bloomberg hat grosse Ziele: Er will die Stadt zur neuen Technologie-Metropole machen. Mit Hilfe für Start-ups und neuen Studiengängen soll dies gelingen.

Jennifer Peltz
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Ginge es nach Michael Bloomberg, soll New York das neue Silicon Valley des Ostens werden.

Ginge es nach Michael Bloomberg, soll New York das neue Silicon Valley des Ostens werden.

Bürgermeister Michael Bloomberg will New York zu einer Technologie-Metropole machen, zu einem Rivalen des kalifornischen Silicon Valley. Noch ist das Vorhaben nicht geglückt, aber die Stadt kann auf vielversprechende Entwicklungen verweisen. So vergrösserten Google und Facebook in den vergangenen Jahren ihre Niederlassungen in New York. Mit Unterstützung der Stadt soll ausserdem ein Studienprogramm für Technologie neue Talente anziehen.

Die Unternehmer in New York berichten von besonderen Herausforderungen in der Metropole an der Ostküste, darunter ein lückenhafter Breitbandzugang zum Internet und fehlende Fachkräfte. Allerdings bemühe sich die Stadt, die Probleme anzugehen. «In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder ein Engagement gesehen, New York zu einer echten Alternative zum Silicon Valley und einem Ort wahrer Innovationen zu machen», sagte der Chef des Verwaltungsrats von Google, Eric Schmidt, nach einem Gespräch mit Bloomberg.

Der Bürgermeister hatte den Wettbewerb mit dem Silicon Valley im Juli 2011 ausgerufen, als er verkündete, New York werde die Region in Kalifornien als Hochburg der IT-Start-ups überholen. Er räumte jedoch ein, dass das wohl Jahrzehnte dauern werde. Immerhin ist das Silicon Valley einer der bedeutendsten High-Tech-Standorte weltweit und hat Generationen von digitalen Giganten von Intel über Google bis Twitter hervorgebracht. In den USA können noch Austin in Texas und Boston an der Ostküste auf mächtige Technologie-Cluster verweisen.

Google und Facebook zeigen Präsenz

New York hat sich bisher eine Nische in der Finanztechnologie und im Online-Publishing geschaffen. Die Stadt ist Sitz für Unternehmen der Kommunikation, des Designs und der Werbung. Damit war New York der ideale Ort, um die Gilt Groupe an den Start zu bringen, ein Online-Shopping-Portal. Schliesslich ist die Website auf die Expertise von Modeeinkäufern angewiesen, wie Gründer Kevin Ryan erläuterte. «Wenn wir nicht hier wären, hätten wir sowieso ein grosses Büro in New York haben müssen», sagte Ryan. Er hat seit den 1990er-Jahren mehrere Online-Firmen von New York aus geführt. Gilt wurde 2007 gegründet.

Einige der ganz Grossen im Geschäft haben kürzlich ihre Niederlassungen in der Stadt ausgeweitet. Google kaufte 2010 ein Bürogebäude in Manhattan, Facebook verstärkt seine Marketing- und Personalabteilungen in New York und Ebay mietete kürzlich ein grosses Büro an. Bekannte Start-ups wie Foursquare, Tumblr, Kickstarter und Gilt Groupe kamen in den vergangenen fünf Jahren hinzu. Mehr als 120 neue New Yorker Technologieunternehmen haben seit 2007 jeweils mindestens zehn Millionen Dollar Kapital eingesammelt, 15 haben sogar mehr als 50 Millionen Dollar zusammenbekommen, wie der Think Tank Center for an Urban Future meldete.

Bürgermeister Bloomberg will mit seinem Engagement die stark auf Finanzen konzentrierte Wirtschaft der Stadt breiter aufstellen. So wurde ein Investmentfonds für jungen Firmen mit 22,5 Millionen Dollar ausgestattet. Wettbewerbe wurden ausgeschrieben, in denen die Firmen Zugriff auf Daten der Stadt erhalten. Der bisher grösste Schritt des Rathauses: die Bereitstellung von fünf Hektar Land und bis zu 100 Millionen Dollar für eine auf Technologie konzentrierte Hochschule. Die Cornell Universität und das Technion-Israel Institute of Technology gewannen den Wettbewerb, die Hochschule zu betreiben. Als erste Institution ihrer Art in den USA verfügt die Hochschule über einen Mitarbeiter des Patentamtes direkt auf dem Campus. Auch die Columbia University und die New York University erhielten je 15 Millionen Dollar, um neue Aufbaustudiengänge zu schaffen.

Probleme mit dem Breitbandzugang

«Die Leute sagen, wie haben keine Chance, in der Technologie grösser zu werden als das Silicon Valley, aber das ist nicht wahr», erklärte Bloomberg in der vergangenen Woche. New York habe besonders in den Bereichen Kultur und Vielfalt mehr zu bieten. Unternehmer stimmen ihm zu. «Ich glaube, Vielfalt ist immer wichtig für Kreativität», sagte Avner Ronen, ein Mitbegründer von Boxee, einer Firma, die Geräte für den Empfang von Fernsehen und Video herstellt. «Mir gefällt die Tatsache, dass nicht jeder, den ich treffe, bei einer Technologie-Firma arbeitet.»

Doch auch die New-York-Fans räumen Defizite ein. Die gesamte Industrie ringt um Fachkräfte und da hilft es nicht, wenn ein Unternehmen mehrere tausend Kilometer von den Talentschmieden der Westküste entfernt ist. Die neuen Programme der Cornell, Columbia und NYU sollen nun Abhilfe schaffen. Einige Unternehmer beklagen auch den Zustand des Breitbandnetzes, das besonders in älteren Gebäuden teilweise nicht verfügbar ist. Die Stadt verspricht Besserung und bietet den Zugang in einem Wettbewerb kleineren und mittleren Firmen kostenlos an.

Für New York - oder jede andere Stadt - wird es auf jeden Fall schwierig, an die seit Jahrzehnten verwurzelten High-Tech-Strukturen des Silicon Valleys heranzureichen, wie AnnaLee Saxenian von der University of California in Berkeley erklärte. Sie ist Autorin eines Buchs über das Silicon Valley. Aber «nichts in der Wirtschaft spricht dagegen, dass Technologie-Start-ups an beiden Orten florieren können».

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