«Nicht alle sind so fanatisch wie Cruise»
Schauspieler Tom Cruise wirbt zurzeit wie wild für Scientology. Der Zürcher Sektenexperte Georg Schmid warnt vor der US-Sekte.
Herr Schmid, ist Scientology wirklich so gefährlich?
Georg Schmid: Es gibt Leute dort, die ähnlich wie Goebbels sprechen. Sie glauben auch, die Welt gehe ohne ihre Organisation unter. Aber nicht alle Mitglieder sprechen so fanatisch wie Cruise.
Cruise stellte bei einer Sektenveranstaltung die Frage: «Wollen wir die Welt säubern?» Was meinte er damit?
Georg Schmid: Es gibt immer wieder Widerstand gegen Scientology und ihr Ziel, den «Clear-Zustand» zu erreichen, der zu einem perfekten Verstand führen soll. Mit «säubern» meint Cruise wohl, dass diese Gegner – zum Beispiel die Psychiater – bekämpft werden müssen. Das tönt ähnlich wie bei Goebbels. Aber selbst Cruise denkt nicht daran, die Psychiater in Gaskammern zu schicken.
Wie wirbt die Sekte neue Mitglieder an?
Georg Schmid: Zum Beispiel mit Persönlichkeitstests. Egal, wie die Fragen beantwortet werden – es wird immer ein Defizit aufgedeckt, das mit Scientology-Kursen behoben werden kann. Dann wirbt die Organisation auch mit ihren Aushängeschildern wie eben Tom Cruise. Dieser soll zurzeit Fussballstar David Beckham bearbeiten, damit dieser als neue Identifikationsfigur für den britischen Markt gewonnen werden kann.
Andy Fischer
Scientology wehrt sich
Scientology hat Vergleiche zwischen ihrem Mitglied Tom Cruise und Hitlers Propaganda-Minister Joseph Goebbels zurückgewiesen. Äusserungen des Schauspielers in einem Video seien «schändlich fehlinterpretiert» worden, erklärte Scientology in einer Pressemitteilung. Jeder, der Cruise kenne, wisse, dass dieser frei von Vorurteilen sei und Angehörige anderer Religionen oder Hautfarben nicht diskriminiere. Der Historiker Guido Knopp hatte Cruise auf der Grundlage einer Rede des bekennenden Scientologen mit Goebbels verglichen.