«Nicht jeder CS-Kunde will zur UBS, das ist wie bei GC und dem FCZ»

Aktualisiert

61 Milliarden abgezogen«Nicht jeder CS-Kunde will zur UBS, das ist wie bei GC und dem FCZ»

Die CS-Kundschaft hat im ersten Quartal weitere 61,2 Milliarden Franken abgezogen. Viele wollen wohl einfach nicht Teil der neuen UBS sein, wie ein Wirtschaftsrechtsprofessor sagt.

Marcel Urech
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Marcel Urech

Ein Wechsel von der CS zu einer anderen Bank ist gar nicht so einfach, wie sich bereits im März zeigte.

20 Minuten

Darum gehts

  • Der Abfluss der Kundengelder bei der Credit Suisse reisst nicht ab.

  • Viele Kundinnen und Kunden seien wohl genervt über «das ganze Gestürm» bei den beiden Grossbanken und wechselten darum nun zu Regional- und Kantonalbanken.

  • Trotzdem: Das Ergebnis sei besser als befürchtet, urteilt die ZKB.

Die Credit Suisse (CS) hat ihr erstes Quartal bilanziert: Sie hat dank eines 15-Milliarden-Abschreibers einen Gewinn von rund 12,4 Milliarden Franken erzielt. Die Bilanz ohne Sondereffekte, die das Ergebnis der eigentlichen Unternehmenstätigkeit zeigt, weist allerdings einen Verlust von 1,3 Milliarden Franken aus.

Der Finanzbericht beantwortet auch die Frage, ob die Kundschaft der CS ihr Vermögen weiter von der Bank abzieht, wie das zum Beispiel die Ex-Kundin K.* gemacht hat. Konnte die CS, die per 31. März ein Vermögen von rund 1,3 Billionen Franken verwaltete, den Abfluss der Gelder stoppen? Nein, zeigen die Zahlen.

«Besser als befürchtet»

Die Mittelabflüsse betrugen netto 61,2 Milliarden Franken. Damit hat die CS fünf Prozent der Vermögen verloren, die sie im vierten Quartal 2022 noch verwaltete – einen Grossteil davon in der zweiten Märzhälfte.

Laut der Zürcher Kantonalbank ist das Ergebnis «besser als befürchtet». Das sagt auch der Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz von der Uni Bern. Die CS sei zwar noch nicht aus dem Schlamassel, aber die weiteren Geldabflüsse dürften den neuen Eigner UBS kaum beunruhigen.

Kunz geht davon aus, dass die CS-Kundschaft ihr Geld nun aus anderen Gründen abzieht als im März. Damals seien die Nerven blank gelegen und die Menschen hätten Angst um ihr Geld gehabt – «so kam es zu einem klassischen Bank-Run». Nun kehrten wohl viele der CS den Rücken, weil sie nicht zur neuen UBS wollen.

Rivalität wie bei GC und dem FCZ

«Nicht jeder CS-Kunde will zur UBS, es gibt eine Rivalität wie bei GC und dem FCZ», sagt Kunz. Denn auch das Image der UBS sei bei vielen angeschlagen, zudem werde sie kaum noch als Schweizer Bank wahrgenommen. Viele seien wohl auch einfach genervt über «das ganze Gestürm» über die beiden Grossbanken und darüber, dass der Bundesrat Notrecht anwendete. Darum gingen sie nun lieber zu Regional- und Kantonalbanken. 

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Auch die Unsicherheit rund um die UBS-Übernahme dürfte zu den neuen Geldabflüssen beigetragen haben. Zudem dürfe man nicht unterschätzen, dass viele Menschen in der Schweiz gerne auf Banken in ihrer Region setzten und den Zusammenschluss nun zum Anlass nähmen, ihre Bank zu wechseln.

Schweizer Kunden heben 6,9 Milliarden ab

Die CS merkt in ihrem Bericht an, dass die Abflüsse mittlerweile zwar zurückgegangen seien, eine Trendumkehr habe es bis am 24. April jedoch nicht gegeben. Auch nicht im Schweizer Teil der Bank, wo die Kundinnen und Kunden weitere 6,9 Milliarden Franken abhoben.

Kunz geht davon aus, dass sich die Situation rund um die Kundengelder im zweiten Quartal beruhigen wird. Verliere die CS allerdings erneut fünf Prozent der verwalteten Vermögen, wäre das alarmierend. «Das wird aber wohl kaum passieren, das Schlimmste ist nun durch», sagt der Wirtschaftsrechtsprofessor.

«Eine mündliche Vereinbarung über 9 Milliarden ist unseriös»

Der Bundesrat hat für die CS-Garantie über neun Milliarden Franken keine schriftliche Vereinbarung unterzeichnet. Das sei unseriös, sagt Andreas Kley, Professor für öffentliches Recht an der Universität Zürich. Er fordert deshalb, dass die Sondersession zum CS-Aus wiederholt wird. Mehr dazu liest du hier.

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