Gefangen im NetzNicht sorglos, aber unwissend
Tag für Tag hinterlassen wir Unmengen von Spuren im Internet. Unsere Leser möchten ihre Daten besser schützen. Doch oftmals wissen sie nicht, wie. Vor allem die Frauen.
- von
- Viktoria Weber
Egal, ob wir in einer Suchmaschine einen Begriff eingeben, uns auf einzelnen Homepages bewegen oder eine E-Mail schreiben - überall hinterlassen wir zahlreiche Informationen über unsere Hobbys und Interessen. Das macht sich die Werbebranche zu Nutze und bietet jedem User eine auf den Leib geschneiderte Werbung an. Doch finden die Internetnutzer das tatsächlich praktisch?
Bei einer nicht-repräsentatitven Umfrage von 20 Minuten Online, an der 7949 Personen teilgenommen haben, zeichnet sich ein deutliches Bild ab: Rund die Hälfte der Leser findet es nicht gut, dass Daten gesammelt werden, um eine angepasste Werbung anbieten zu können. Bereits hier zeigt sich ein unterschiedlicher Wissensstand zwischen den männlichen und weiblichen Befragten. Während lediglich 2,7 Prozent der Männer nichts von der angepassten Werbung wissen, sind es bei den Frauen immerhin 8,3 Prozent.
Das nötige Bewusstsein ist da, doch das Wissen fehlt
Doch achten die User auch darauf, möglichst wenig Spuren im Internet zu hinterlassen? Anscheinend schon, denn eine beachtliche Anzahl der Befragten gibt an, so gut wie keine Daten im Internet von sich preiszugeben und darauf besonders zu achten. Unter den Frauen wählte ein Fünftel diese Antwortmöglichkeit, unter den Männern sogar ein Viertel. Nur die wenigsten gaben an, gar nicht darauf aufzupassen. Die meisten Leser antworteten, dass sie zwar darauf achten, wie viele Spuren sie im Netz hinterlassen, aber nicht wüssten, wie sie es tatsächlich selbst beeinflussen könnten. Während 48,2 Prozent der männlichen Befragten diese Unsicherheit bekundeten, waren es bei den weiblichen sogar 54 Prozent.
Die männlichen Befragten scheinen zudem besonders darüber nachzudenken, was mit den Daten im Internet passiert, denn bei ihnen dominiert mit rund 40 Prozent die Antwort: «Ich denke immer daran und handle auch entsprechend.» Nur 31 Prozent der Frauen gaben diese Antwort. Bei ihnen dominierte mit 38,2 Prozent die Antwort: «Die Frage stelle ich mir oft, aber ich kenne mich zu wenig aus, um wirklich zu verstehen, was mit den Daten passiert.» Und noch ein Unterschied wird deutlich: Während ein Drittel der Männer zugibt, dass der Aufwand, sich darüber zu informieren, was mit den Daten passiert, einfach zu gross ist, geben nur 22 Prozent der Frauen diese Antwort.
Sorgen ist das eine, Handeln das andere
Trotz aller Bedenken zeigt sich, dass die meisten Befragten im Internet sehr aktiv sind. Über 90 Prozent nutzen das Internet, um E-Mails zu versenden, rund 70 Prozent nutzen Facebook, 60 Prozent kaufen online ein, 67,8 Prozent nutzen Online-Banking, über 62 Prozent surfen auf Seiten, die ihre Hobbys und Interessen betreffen, und rund 82 Prozent nutzen Suchmaschinen. Ein Viertel der männlichen Befragten speichert seine Daten in der Cloud - also in einem Online-Speicher - ab, bei den Frauen tun dies nur 13,4 Prozent.
Vorsichtiger scheint der Umgang mit Facebook zu sein. Lediglich jeder Zehnte gibt an, auf Facebook bestimmten Gruppen beizutreten oder Links von Homepages, die ihm gefallen, in seinem Profil zu posten. Auch ausserhalb von Facebook auf anderen Homepages betätigen nur sehr wenige den Like-Button. Eine mögliche Erklärung dafür bietet die Tatsache, dass Facebook bei der Vertrauensfrage am schlechtesten abschneidet. Der Grossteil der Befragten (42 Prozent) vertraut Facebook gar nicht.
Nutzerbedingungen werden einfach akzeptiert
Die Unwissenheit darüber, was mit den Daten passiert, kommt jedoch nicht von ungefähr: Lediglich 13,8 Prozent der Befragten geben an, die Nutzer- und Urheberrechtsbestimmungen zu lesen, bevor sie sich irgendwo anmelden und sich auch über mögliche Veränderungen diesbezüglich zu informieren. Der Grossteil akzeptiert diese Bedingungen blind und weiss auch selten darüber Bescheid, ob sich dabei etwas verändert hat - es sei denn, es wird von den Medien thematisiert.
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