Umfrage zeigtNichts gelernt im Neulenker-WK
Zu teuer und kaum ein zusätzlicher Nutzen. So fällt das Fazit der Leser von 20 Minuten Online zu den Neulenker-Kursen aus. Vor allem der zweite Kurstag gehört für eine Mehrheit abgeschafft.
- von
- J. Pfister
Die zwei obligatorischen Weiterbildungskurse für Neulenker stehen in der Kritik. Nachdem eine Studie der Beratungsstelle für Unfallverhütung die Kurse als «praktisch wirkungslos» beurteilt hatte, sprachen sich gegenüber 20 Minuten Online sogar linke Politiker für deren Abschaffung aus. In dieselbe Richtung geht der Tenor der Leser. In einer nicht repräsentativen Umfrage bezeichnen rund 43 Prozent jener Autofahrer, die schon beide Kurse absolviert haben, beide Kurse als nutzlos.
Die Kursabsolventen kritisieren, dass sie in den zwei Tagen nichts gelernt hätten, was sie nicht schon gewusst haben. Ebenfalls negativ bewerten sie die Kosten - laut Fahrlehrerverband müssen Neulenker zwischen 600 und 800 Franken hinblättern. Gerade der zweite Kurstag, an welchem die Neulenker Rückmeldungen zu ihrem Fahrstil mit einem Fokus auf das umweltschonende Fahren erhalten, fällt bei den Umfrageteilnehmern durch. Lediglich 5 Prozent fanden diesen Kurs sinnvoll.
Mehr Zuspruch erhielt der erste Kurstag, an dem gefährliche Verkehrssituationen auf dem Programm stehen. Immerhin 39 Prozent jener Personen, die die ganze Neulenker-Ausbildung absolviert haben, fanden diesen rückblickend in Ordnung.
Umweltbewusstes Fahren fällt durch
Dies jedoch nicht, weil sich die Neulenker danach auf der Strasse sicherer fühlten, sondern weil sie dabei ihre Grenzen austesten konnten. So waren es auch bei allen Umfrageteilnehmern vor allem Kursinhalte in diesem Bereich, die als wichtig beurteilt wurden. Besonders gefragt ist das Fahren bei Glätte, beziehungsweise der Schleuderkurs. 77 Prozent der Frauen und 63 Prozent der Männer wollen diese Übung absolvieren. Die männlichen Fahrschüler wollen zudem das richtige Bremsen lernen, während sich Frauen vermehrt Übungen wünschen, um Unfallursachen wie Alkohol oder Geschwindigkeit richtig einzuschätzen.
Schlecht schneidet hingegen bei beiden Geschlechtern das umweltbewusste Fahren ab. Dies gehöre genauso wenig in solche Kurse wie Informationen zur Bereifung oder der Gepäcksicherung.
Fahrausweis auf Probe ist akzeptiert
Die grosse Mehrheit findet jedoch, dass all diese Kursinhalte sowieso schon in der Fahrausbildung behandelt werden sollten. Auch das Bundesamt für Strassen (Astra) berät zurzeit, welche Inhalte der Kurse sie verschieben könnte - eine Abschaffung der Kurse kommt für die Verantwortlichen allerdings nicht infrage. Freuen dürfte sie, dass die Mehrheit der Fahrschüler den Fahrausweis auf Probe grundsätzlich gut findet.
Männer in Überzahl
An der nicht repräsentativen Umfrage haben 3651 Personen teilgenommen - davon waren 73 Prozent Männer. Beide Kurstage absolviert hatten 1372 Personen, 337 haben erst einen der Tage absolviert. Die anderen haben die Kurse noch vor sich oder haben ihren Fahrausweis vor der Einführung der dreijährigen Probezeit gemacht. Die konkreten Ergebnisse sind hier einsehbar. (jep)
Auch Fahrlehrer wollen Verbesserungen
Die Plattform Schweizer Fahrlehrervergleich hat zusätzlich zu den Neulenkern noch 247 Fahrlehrer zum Thema Weiterbildungskurse befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als zwei Drittel der Fahrlehrer ebenfalls Änderungen bei den den Kursen fordern, insbesondere beim Lehrplan. Die Umfrage hat aber ebenfalls ergeben, dass 58 Prozent der Fahrlehrer, die selbst Weiterbildungskurse durchführt, der Studie der Beratungsstelle für Unfallverhütung nicht traut. Diese hatte die Kurse kritisiert. (jep)