Swatch-FernsehenNick Hayek will Lehrlings-TV machen
Die Swatch Group erhält auf Star TV eine Sendung. Den Auftakt bildet eine Doku über das Swatch-Auto. Nick Hayek will aber auch den Lehrlingen eine Plattform geben.
- von
- S. Spaeth
In den Archiven der Swatch Group lagern unzählige Stunden an Filmmaterial: über die Geschichte der Zeitmesser, über Nicolas G. Hayeks Idee des Swatch-Autos, über vom Uhrengiganten gesponserte Abenteuer zu Luft und zu Wasser. Dieses Material will Swatch-CEO Nick Hayek nun der Öffentlichkeit zugänglich machen. Am Montag um 20.15 Uhr startet auf dem Schweizer Privatsender Star TV das wöchentliche TV-Format «Faces & Traces», das von der Swatch Group produzierte Inhalte zeigt.
Der Sendezeitpunkt am Montagabend sei ideal, sagte Nick Hayek an einer Veranstaltung in Zürich. «Dann läuft nichts im Rest des Programms – kein Fussball, und der ‹Kassensturz› kommt auch erst am Dienstag.» Hayek wehrt sich dagegen, mit «Faces & Traces» eine Werbesendung zu machen. Es gehe um Entertainment und um Informationsbeiträge, wie sie beispielsweise auf dem National Geographic Channel gezeigt würden. Swatch zahlt die Produktionskosten der Inhalte, ansonsten fliesst laut Hayek kein Geld zu Star TV.
Swatch-Chef will Lehre stärken
Hayek will auch Lehrlinge in «Faces & Traces» einbeziehen. «Wir wollen später unbedingt ein Lehrlings-TV machen, um den Jungen eine Plattform zu geben», so Hayek, der sich immer wieder politisch äussert. Sein Ziel: die Lehre aufwerten. Der 60-Jährige sieht den sozialen Frieden in der Schweiz gefährdet, wenn es immer weniger Arbeitsplätze und Lehrling in der Industrie gibt.
«Viele Eltern haben heute das Gefühl, dass nur ein Studium an einer Universität zum beruflichen Erfolg führt», so Hayek. Für die rund 400 Swatch-Lehrlinge sei das TV-Gefäss sehr motivierend, sagt Hayek zu 20 Minuten. Im Kasten ist die erste Lehrlings-TV-Sendung noch nicht. Man habe das Konzept aber bereits mit den Auszubildenden diskutiert.
Vision von Nicolas G. Hayek
«Faces & Traces» startet mit einem zweiteiligen Dokumentarfilm über das Swatch-Auto-Projekt. Anfang der Neunzigerjahre hatte Nick Hayeks Vater, Swatch-Group-Gründer Nicolas G. Hayek, die Idee, ein revolutionäres und günstiges Auto mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb zu bauen. Ziel war es, die provokative und erfolgreiche Strategie der günstigen Swatch-Uhren aufs Auto zu übertragen.
Das Projekt scheiterte – nicht zuletzt, weil beim Swatch-Partner VW der Chef wechselte und es Hayeks Idee plötzlich an Unterstützung fehlte. Der 1993 bei VW an die Macht gekommene Ferdinand Piëch hatte andere Pläne und schickte das Projekt mit Swatch bachab. Vergangene Woche war Piëch beim Autobauer entmachtet worden.
Unveröffentlichtes Zeitdokument
«Wir haben den Film aus Respekt vor dem Tod meines Vaters bisher zurückgehalten», so Nick Hayek, dessen Vater im Jahr 2010 verstorben war. Nick Hayek hat einige Szenen des Films über das Swatch Auto selbst gedreht, als er noch bei Sésame Films in Paris tätig war. Vor seiner Karriere in der Uhrenindustrie absolvierte der junge Hayek eine Filmschule in Paris und war als Regisseur tätig. Zusammengeschnitten wurde der im Thriller-Stil gemachte Dok-Film vom unabhängigen Regisseur François Vives.
«Auch wenn die Swatch Group mit dem Auto nicht den Erfolg erreichte, den mein Vater geplant hatte, zeigt der Film, dass es sich lohnt, etwas zu versuchen», so Hayek. Heute arbeiten die zum Uhrenkonzern gehörenden Firmen Belenos und Renata an einer Hochleistungsbatterie für Elektrofahrzeuge.
Globus streicht Swatch aus dem Sortiment
In den Globus-Warenhäusern kann man keine Swatch-Uhren mehr kaufen. «Wir führen die Marke seit diesem Jahr in allen Filialen nicht mehr», sagte die Globus-Pressestelle zur «Handelszeitung». Globus bezeichnet die Trennung von Swatch als normalen Vorgang. Diese Sortimentsanpassung sei aufgrund einer Optimierung erfolgt, die man im Rahmen der Positionierung als Premium-Warenhaus laufend vornehme. Hintergrund zur Trennung ist laut dem Bericht ein Disput um die Platzierung der Schweizer Uhren. Die Swatch-Gruppe wollte ihre Uhren bei Globus grosszügiger inszenieren, was das die Verantwortlichen der Warenhäuser aber ablehnten. (sas)