Nicole Ruch: Tierschutz-Präsidentin bleibt – und gibt 50’000 Franken für PR aus

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Nicole RuchTierschutz-Präsidentin bleibt – und gibt 50’000 Franken für PR aus

Die umstrittene STS-Präsidentin Nicole Ruch tritt weiterhin nicht zurück. Stattdessen engagierte sie einen teuren PR-Berater für Krisenkommunikation – für 50’000 Franken.

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Jürg Wildberger soll den Ruf der STS-Präsidentin Nicole Ruch aufpolieren. Das lässt sich der Verband einiges kosten.

Jürg Wildberger soll den Ruf der STS-Präsidentin Nicole Ruch aufpolieren. Das lässt sich der Verband einiges kosten.

Konsulenten.ch
Ruch habe letzte Woche beim Zentralvorstand des Verbandes, der in weniger als zwei Jahren durch Rücktritte und Sistierungen von zwölf auf sechs Mitglieder geschrumpft ist, ein Budget von 50’000 Franken für die Krisenkommunikation beantragt. (Symbolbild)

Ruch habe letzte Woche beim Zentralvorstand des Verbandes, der in weniger als zwei Jahren durch Rücktritte und Sistierungen von zwölf auf sechs Mitglieder geschrumpft ist, ein Budget von 50’000 Franken für die Krisenkommunikation beantragt. (Symbolbild)

20min/Matthias Spicher
Eine stolze Summe für einen Verein, der sich hauptsächlich aus Spenden und Vermächtnissen finanziert.

Eine stolze Summe für einen Verein, der sich hauptsächlich aus Spenden und Vermächtnissen finanziert.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • Der Schweizer Tierschutz STS hat eine der teuersten PR-Agenturen des Landes engagiert.

  • Die in der Kritik stehende STS-Präsidentin habe letzte Woche beim Zentralvorstand des Verbandes ein Budget von 50’000 Franken für die Krisenkommunikation beantragt.

  • Der Verband finanziert sich hauptsächlich aus Spenden und Vermächtnissen.

Im Fall des Schweizer Tierschutzes STS, der sich unter anderem mit Vorwürfen ungetreuer Geschäftsführung, fragwürdiger Immobiliengeschäfte, Zweckentfremdung von Spenden und Legaten sowie überrissener Spesenbezüge konfrontiert sieht, kommen weitere Details ans Licht. 

Im Zentrum der Kritik steht STS-Präsidentin Nicole Ruch, die in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» angekündigt hat, sich aus der operativen Führung zurückzuziehen. Sie werde aber weiter im Amt bleiben und sich als Präsidentin in Zukunft auf «strategische Aufgaben» konzentrieren.

STS holt teuren PR-Profi an Bord

Nun soll Jürg Wildberger (73) den gemeinnützigen Verein in ein positiveres Licht rücken. Er ist langjähriger Chefredaktor und aktuell Seniorpartner in einer der renommiertesten – und teuersten – PR-Agenturen der Schweiz. Das berichtet der «Infosperber». Laut dem Online-Portal hat er «einen ersten Erfolg erzielt», indem er ein Interview im aktuellen «SonntagsBlick» arrangiert hat.

Dies sei jedoch teuer für den Verein. Die STS-Präsidentin habe letzte Woche beim Zentralvorstand des Verbandes, der in weniger als zwei Jahren durch Rücktritte und Sistierungen von zwölf auf sechs Mitglieder geschrumpft ist, ein Budget von 50’000 Franken für die Krisenkommunikation beantragt. Eine stolze Summe für einen Verein, der sich hauptsächlich aus Spenden und Vermächtnissen finanziert.

Das Interview der STS-Präsidentin Nicole Ruch im «SonntagsBlick».

Das Interview der STS-Präsidentin Nicole Ruch im «SonntagsBlick».

Ringier

Ruch leitet sieben von neun STS-Ressorts

Tierschutz-Präsidentin Ruch hat seit mehr als 14 Monaten die Leitung von sieben der neun STS-Ressorts inne, wie aus dem Organigramm hervorgeht. Lediglich die Ressorts Rechtsdienst und Jugend agieren ohne ihre Beteiligung. Die Ressorts Politik und Jugend sind derzeit führungslos, nachdem ein Mitglied suspendiert wurde und ein zweites aus Protest gegen bestimmte Vorgänge seine Aufgaben niedergelegt hat.

Darüber hinaus ist Ruch seit über einem Jahr Mitglied in sechs von sieben Kommissionen. In diesen Kommissionen sind sowohl Vorstandsmitglieder als auch reguläre Mitarbeitende vertreten. Das kann laut «Infosperber» als «fragwürdiges Konstrukt» angesehen werden. Den Vorwurf der «Alleinherrschaft» weist Ruch von sich.

Undurchsichtige Vorgänge

Im Interview mit dem «SonntagsBlick» verteidigt sich die Präsidentin damit, dass sie vorübergehend eingesprungen und einige Bereiche selbst übernommen habe, nachdem es Rücktritte gegeben habe. Allerdings trifft dies nur in einem einzigen Fall zu, wie aus dem Organigramm weiter hervorgeht. Dies war bei den Finanzen der Fall, wo der gewählte Treuhänder im Juni des letzten Jahres nach einem ersten Einblick in undurchsichtige und verdächtige Transaktionen sein Amt aufgab, da die Präsidentin seine Reformbemühungen blockiert habe.

Der ehemalige TV-Moderator Kurt Aeschbacher hatte zwar bereits zuvor sein Amt niedergelegt, jedoch hatte er nie eine leitende Position inne. Sein Rücktritt erfolgte, weil er ein Kommunikationskonzept ohne Einblick in das Budget und die personellen Ressourcen erstellen sollte und auch weil er in seinem beruflichen Leben «noch nie so verletzend angegriffen» worden war, wie er in einem ausführlichen Hintergrundartikel in den Zeitungen der CH Media am Freitag erklärte.

«Merkwürdige Verdrehung der Fakten»

Dennoch versuche PR-Mann Wildberger in einer «merkwürdigen Verdrehung der Fakten», wie es der «Infosperber» bezeichnet, Präsidentin Ruch als Reformerin darzustellen und ihre beiden Kritiker, SP-Nationalrätin Martina Munz und ETH-Agronom Michel Roux, als Hindernisse. Dies sei beispielsweise in einer Erklärung in der NZZ vor zehn Tagen deutlich geworden. Dort behauptete Wildberger, im Gegensatz zum Rest des Vorstands würden die beiden die notwendige Modernisierungspolitik der Präsidentin nicht unterstützen.

Wildbergers Agentur, die beauftragt wurde, das Image des STS zu verbessern, berechnet für ihre Dienstleistungen eine Stundengebühr von 500 Franken, wie Wildberger gegenüber dem «Infosperber» bestätigt. Für Nichtregierungsorganisationen werde jedoch ein niedrigerer Tarif angewendet – genaue Zahlen werden nicht genannt.  

Du weisst von einem Tier in Not?

Hier findest du Hilfe:

Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)

Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)

Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen) 

Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist

Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen

GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel.  079 700 70 70 (Notruf)

Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00


Tierquälerei:

Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)

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