Sicherheitsdirektor Reto Nause: «Noch nie solche Gewaltbereitschaft erlebt»

Aktualisiert

Sicherheitsdirektor Reto Nause«Noch nie solche Gewaltbereitschaft erlebt»

Am Mittwoch lieferten sich Hausbesetzer mit der Polizei eine Strassenschlacht, Stunden später eskalierte die Situation erneut. Gemeinderat Reto Nause über die Gewaltausbrüche.

von
Mira Weingartner
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In Vollmontur machte sich die Kantonspolizei Bern am frühen Mittwochvormittag auf, um die besetzte Liegenschaft an der Effingerstrasse 29 zu räumen. Dabei stiessen sie auf heftige Gegenwehr.

In Vollmontur machte sich die Kantonspolizei Bern am frühen Mittwochvormittag auf, um die besetzte Liegenschaft an der Effingerstrasse 29 zu räumen. Dabei stiessen sie auf heftige Gegenwehr.

Leser-Reporter/Svene
Die Besetzer schossen mit Feuerwerk und Abfallkübeln auf die Polizisten.

Die Besetzer schossen mit Feuerwerk und Abfallkübeln auf die Polizisten.

Leser-Reporter/Svene
Auch Farbe und Einrichtungsgegenstände wurden gegen die Polizisten eingesetzt.

Auch Farbe und Einrichtungsgegenstände wurden gegen die Polizisten eingesetzt.

Leser-Reporter/Svene

Herr Nause, gestern verwandelte sich Bern zweimal in ein Schlachtfeld. Was sagen Sie als Sicherheitsdirektor der Stadt dazu?

Einmal mehr mussten wir hier ein ungeahntes Ausmass an Gewalt erleben. Die Hausbesetzer und Demonstranten gingen mit gezielten Angriffen gegen die Einsatzkräfte vor. Heute können wir also von Glück reden, dass nicht mehr passiert ist.

Haben Sie eine Erklärung für die gestrigen Auseinandersetzungen?

Es ist nicht das erste Mal, dass es in der Stadt Bern bei der Räumung einer besetzten Liegenschaft zu Widerstand gekommen ist. Doch in dieser Heftigkeit und mit einer solch grossen Gewaltbereitschaft ist ein Einsatz bisher noch nie verlaufen.

Bei den 19 Hausbesetzern, die die Kantonspolizei gestern Vormittag festnehmen konnte, zeigte sich: Die Personen stammen aus einem gewaltbereiten Umfeld. So war eine der angetroffenen Personen bereits zur Verhaftung ausgeschrieben – und dies nicht wegen eines Bagatell-Deliktes.

Von der gegnerischen Seite hiess es gestern, die Polizei sei zu aggressiv vorgegangen. Was sagen Sie dazu?

Dem widerspreche ich. Es ist ganz klar, dass die Gewalt von Seiten der Hausbesetzer ausgegangen ist. Die Aktivisten haben Feuerwerk auf die Polizei abgefeuert. Auch haben sie aus den Fenstern etwa schwere Türen auf die Einsatzkräfte geworfen. Das sagt wohl genug.

Krawalle an Berner Effingerstrasse

Die Polizei hat das Haus geräumt, das seit Anfang Dezember von Aktivisten besetzt war. Dabei kam es zu Ausschreitungen. (Video: 20 Minuten/SDA)

Am Abend eskalierte es erneut...

Mit dieser Demonstration haben wir gerechnet. Doch auch hier war das Ausmass der Zerstörung wieder drastisch. Das alles wäre aber nicht nötig, wenn die Hausbesetzer den Dialog mit der Stadt suchen würden. Wir sind schweizweit die einzige Stadt, die eine Koordinationsstelle für Zwischennutzungen anbietet. Hier könnte man im Dialog erfolgreiche Zwischennutzungen von temporär leerstehenden Liegeschaften aushandeln.

Spur der Zerstörung nach Demo in der Länggass

Rund 300 Personen protestierten mit einem Umzug gegen die polizeiliche Hausräumung an der Effingerstrasse in Bern.

Wieso gab es im aktuellen Fall dennoch keinen Dialog?

Wie vorhin schon gesagt; die Hausbesetzer an der Effingerstrasse zeigten sich gewaltbereit, offen für einen Dialog aber ganz offensichtlich nicht. Doch Fakt ist: Eine Hausbesetzung ist immer illegal und so auch nie erfolgversprechend.

Anders wäre dies im Falle einer mit der Stadt Bern koordinierten Zwischennutzung. Als Beispiel nehme ich hier etwa die ehemalige Feuerwehrkaserne im Berner Breitenrain. Der für die Zwischennutzung gegründete Verein stand in einem intensiven Dialog mit der Stadt – das Ganze ist noch heute ein riesiger Erfolg.

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