Nokia kauft sich frei

Aktualisiert

Nokia kauft sich frei

Nach dem Image-Debakel um die Schliessung des Bochumer Handy-Werks hat sich Nokia bereit erklärt, die Folgen für die rund 2300 Beschäftigten mit 200 Millionen Euro abzufedern.

Das Geld soll in einen Interessenausgleich und einen Sozialplan fliessen, darauf verständigten sich am Dienstag der Konzern und der Bochumer Betriebsrat. Das Werk soll am 30. Juni seine Tore schliessen.

Die Nokia-Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach betonte: «Wir haben unser Ziel erreicht, eine zufriedenstellende Einigung für unsere Belegschaft herbeizuführen.» Es handele sich um eine der besten bisher in Deutschland getroffenen Sozialplan-Vereinbarung.

Die Stilllegung betrifft nach Gewerkschaftsangaben mehr als 4.000 Stellen beim Unternehmen, Zeitarbeitsfirmen und Zulieferern. Rund 300 Stellen konnten allerdings Nokia zufolge bereits gerettet werden, indem einzelne Sparten wie die Software-Entwicklung und die Tochterfirma für Autotelefone an Interessenten verkauft wurden.

Nokia: Für alle Seiten zufriedenstellende Lösung

Der Aufsichtsratschef von Nokia Deutschland, Veli Sundbäck, betonte: «Wir wissen, dass die Entscheidung, den Standort Bochum zu schliessen, schmerzlich für die Betroffenen und die Familien ist.» Mit der Einigung über einen Sozialplan sei es aber gelungen, eine vernünftige und für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden. Sundbäck betonte, die Verhandlungen über den Sozialplan seien hart und konzentriert, aber auch in einer offenen Atmosphäre geführt worden. Dadurch sei es gelungen, die Gespräche in relativ kurzer Zeit abzuschliessen.

Rund 15 Millionen aus dem 200-Millionen-Euro-Paket sollen nach Unternehmensangaben in die Transfergesellschaft fliessen. Ein grosser Teil des restlichen Geldes werde für die Abfindungen für die betroffenen Mitarbeiter verwendet, hiess es. Nokia betonte, das Unternehmen sei ausserdem bemüht, neue Arbeitgeber für die Bochumer Beschäftigten zu suchen. Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium begrüsste die Einigung.

Ministerium begrüsst Einigung

Der finnische Handyhersteller hatte Mitte Januar überraschend angekündigt, sein Bochumer Werk trotz schwarzer Zahlen aus Kostengründen schliessen und die Produktion ins Billiglohnland Rumänien verlagern zu wollen. Dies hatte eine Welle der Empörung ausgelöst. Trotz zahlreicher Protestdemonstrationen hielt der Konzern jedoch an der Schliessung des Werks fest.

Nordrhein-Westfalen hatte danach vom finnischen Weltmarktführer fast 60 Millionen Euro an Subventionen zurückgefordert, weil der Konzern angeblich Arbeitsplatzzusagen bei dem vor der Schliessung stehenden Bochumer Handy-Werk nicht erfüllt hatte, die mit den Finanzhilfen verbunden waren. Ein Sprecher des Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums sagte nach der Einigung, ob das Land weiter an seiner Forderung festhalten,, hänge von den weiteren Gesprächen über Hilfen für den Standort Bochum ab. Nokia hatte die Forderungen immer zurückgewiesen und erklärt, alle Auflagen erfüllt zu haben.

Auch nach der Schliessung des Standortes Bochum, bleibt Nokia weiter in Deutschland präsent - mit der Verkaufs- und Marketingzentrale für die Bundesrepublik in Düsseldorf und dem Forschungs- und Entwicklungszentrum in Ulm. (dapd)

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