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McLarenNordschleifen-Rekord: Hybrid schlägt Elektro

Der Wahnsinn geht in die nächste Runde: Das schnellste Serienfahrzeug auf der Nordschleife lautet nicht mehr Nio EP9 sondern McLaren P1 LM.

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McLaren

Ja, und jetzt? Lange Zeit war der hybride Über-Porsche 918 Spyder der «King of the Ring». Drei Jahre vergingen, bis der Lamborghini Huracán Performante im Herbst 2016 den Thron usurpierte. Vor wenigen Wochen dann die Sensation: Das Elektroauto eines völlig unbekannten globalen Startups fuhr auf der Nürburgring-Nordschleife eine neue Bestzeit ein. Gerade mal 6:45,90 Minuten hatte der lautlose Nio EP9 für die 20,8-Kilometer-Runde gebraucht.

Doch nun ist mit der neuen Bestzeit von 6:43,22 schon wieder alles anders: Das schnellste strassenzugelassene Serienfahrzeug heisst McLaren P1 LM und wird von einer über 1'000 PS starken Kombination aus E-Motor und V8 befeuert. Was lernen wir daraus? Erstens, die berühmt-berüchtigte Kurvenpiste durch die westdeutsche Eifel ist längst nicht nur eine Teststrecke für heimische Hersteller. Sie ist je länger je mehr ein internationales Gütesiegel – perfekt, um die Werbetrommel mit einer Zahl zu rühren, die mehr über die Fahrdynamik aussagt als schiere PS- und Sprintwerte. Dies, irrsinnigerweise, auch bei Fahrzeugen wie SUVs, die auf einer Rennstrecke nichts verloren haben.

Nur bedingt strassenzugelassene Serienfahrzeuge

Zweitens, die Bestzeit von heute ist die Zweitbestzeit von morgen. Wenn es mit der Pulverisierung von Rundenzeiten in diesem Tempo weitergeht, müssen wir bald einen Redaktor einstellen, der nichts anderes tut, als die Rekordliste zu aktualisieren. Drittens, äh, ja, drittens: Dass ein Hybrid ein E-Auto geschlagen hat, lässt ja nicht wirklich Rückschlüsse auf die Überlegenheit der Antriebsart zu. Zumal es sich bei den letzten beiden Rekordhaltern nur bedingt um strassenzugelassene Serienfahrzeuge handelt. Vom Nio EP9 gibt es gerade mal sechs Einheiten. Der McLaren P1 LM wird sogar nur fünfmal gebaut und basiert auf der nur knapp strassentauglich getrimmten, zusätzlich getunten Rennversion P1 GTR, sodass ihm der Titel «King of the Ring» von vielen Seiten abgesprochen wird. Eingesetzt wurde das Fahrzeug denn auch nicht von McLaren selbst sondern vom britischen Team Lanzante Motorsport, denen das Kürzel LM zu verdanken ist.

Und wer sagt denn eigentlich, dass bei den regulären Serienfahrzeugen nicht genauso getrickst wird? Welchen Einfluss hat das Wetter, die Temperatur des Asphalts, der Fahrer? Wer misst die Zeit? Schwer zu sagen, also, was von der Schlacht in der Grünen Hölle zu halten ist – ausser vielleicht, dass einem als Normalsterblicher auf der Nordschleife nur schon beim Gedanken an ein Durchschnittstempo von rund 180 km/h schlecht wird.

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