Wie weiter?«Nun muss man auch Beznau abschalten»
Nach dem Mühleberg-Ende steigt der Druck auf die anderen AKWs. Linke und Grüne fordern die Abschaltung des Kernkraftwerks Beznau.
- von
- Camilla Alabor/ Nina Jecker

Der grüne Nationalrat Bastien Girod begrüsst die Abschaltung des AKW Mühleberg in sechs Jahren. Martin Bäumle von den Grünliberalen will den Entscheid, wann ein Kernkraftwerk abzuschalten sei, den Betreibern überlassen. SVP-Nationalrat Felix Müri warnt indessen vor den Konsequenzen des Ausstiegs.
Als erstes AKW in der Schweiz geht Mühleberg vom Netz: 2019 soll der Stecker gezogen werden. Dies, weil sich der Betrieb über dieses Datum hinaus wirtschaftlich nicht mehr lohne.
Bastien Girod von den Grünen freut sich über den Beschluss. «Das ist eine gute Nachricht und ein historischer Entscheid.» Ein Entscheid, der sich auch auf die Betreiberin der anderen AKW, die Axpo, auswirken werde. «Die Axpo kommt damit unter Zugzwang», sagt der grüne Nationalrat. «Damit steht sie immer isolierter da.» Für Girod ist klar: Wenn das AKW Mühleberg in sechs Jahren vom Netz geht, müsste das ältere AKW Beznau bereits zuvor abgeschaltet werden. «Der politische Druck wird sich erhöhen».
Auch SP-Nationalrat Max Chopard-Acklin
glaubt, dass sich der Druck erhöhen wird, den Reaktor Beznau vom Netz zu nehmen: «Es ist ein Einstieg in den Ausstieg», sagt das Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (Urek).
Abschalten statt investieren
Greenpeace schlägt in die gleiche Kerbe: «Nun muss auch Beznau abgeschaltet werden, statt dass man noch hunderte Millionen Franken in die Sicherheit investiert», fordert Florian Kasser, AKW-Experte der Umweltorganisation. Schliesslich sei Beznau noch älter als Mühleberg. Generell brauche es für alle Schweizer AKW eine Laufzeitbeschränkung auf 40 Jahre, fordert Greenpeace. Gösgen wäre demnach 2019 am Ende, Leibstadt 2025.
Für Martin Bäumle von den Grünliberalen hingegen hat der Entscheid der BWK keine Signalwirkung. «Zu welchem Zeitpunkt man ein AKW abschalten sollte, darüber muss der Betreiber entscheiden, nicht die Politik.» Statt den Betreibern Laufzeiten vorzugeben, müsse man sich an der Sicherheit orientieren.
SVP-Nationalrat Felix Müri glaubt zwar nicht, dass nun andere AKW den Betrieb früher einstellen werden. Aber man werde sich sicher fragen: «Inwiefern lohnt es sich überhaupt, in Technologie, Forschung und Entwicklung zu investieren?» Müri warnt zudem, es sei illusorisch zu glauben, man könnte den fehlenden Strom mit Einsparungen kompensieren. «Vielmehr wird man den Strom aus dem Ausland importieren müssen», sagt Müri.
AKW-Betreiber bleiben gelassen
Die AKW-Betreiber selbst geben sich derweil unbeeindruckt. In Beznau werden in den kommenden Jahren rund 700 Millionen Franken investiert. «Axpo beabsichtigt, das Kerkraftwerk Beznau so lange zu betreiben, wie es von der Aufsichtsbehörde ENSI als sicher bewertet wird», sagt Axpo-Sprecherin Daniela Biedermann. So tönt es auch in Gösgen, wo ebenfalls Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe geplant sind. «Damit bereiten wir uns auf eine längerfristige Zukunft vor», so Pressesprecher Konstantin Bachmann.