Erneute KritikNun soll SRF-Mann Sascha Ruefer plötzlich zu wenig politisch gewesen sein
Noch in Katar und in der Causa Xhaka war der Innerschweizer zurückgepfiffen worden. Nun störte man sich an seiner Zurückhaltung. Wieder musste die Ombudsstelle zur Tat schreiten.
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Darum gehts
Gegen Sascha Ruefer ging nach dem EM-Quali-Spiel gegen Belarus eine Beschwerde ein.
Der Kommentator habe sich nicht kritisch genug geäussert.
Das SRF stellt sich hinter seine Mitarbeiter.
Im April dieses Jahres traf die Schweizer Nati im EM-Quali-Spiel auf Belarus. Wegen der politischen Nähe von Belarus zu Russland musste das Spiel im Exil in Serbien stattfinden. Sportlich gesehen ein erfolgreicher Abend für die Truppe von Murat Yakin. In Novi Sad konnte man einen ungefährdeten 5:0-Triumph einfahren. Fürs SRF kommentierte Sascha Ruefer die Partie. Nach dem Spiel ging bei der Ombudsstelle der SRG eine Beschwerde gegen den Nati-Kommentator ein.
Lars Bünger, Präsident der Menschenrechtsorganisation Libereco, beanstandete, dass in der Übertragung des SRF die politischen Missstände im Land des Gegners nicht zur Sprache kamen. Weder Kommentator Sascha Ruefer noch Moderator Rainer Maria Salzgeber oder Experte Benjamin Huggel äusserte sich zur Menschenrechtssituation in Belarus. Und das, obwohl diese direkten Einfluss aufs Nationalteam hatte.
Vorgaben und Richtlinien eingehalten
Denn für Belarus laufen nur Spieler auf, die sich hinter Machthaber Aleksander Lukaschenko stellen und zu dessen Regime passen. Auf Anfrage von 20 Minuten stellt sich das SRF hinter seinen Kommentator. «In einer Liveübertragung steht aus Sicht von SRF Sport in erster Linie das sportliche Geschehen im Zentrum», erklärte Susan Schwaller, Chefredaktion von SRF Sport.
«Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Belange, die mit dem Ereignis zusammenhängen, werden jedoch nicht ausgeklammert», so Schwaller weiter. Man habe dafür geeignetere Gefässe, in diesem Fall sei das ein redaktioneller Beitrag auf SRF.ch gewesen. Man habe interne Vorgaben und Richtlinien und daran halte sich Sascha Ruefer.
«Die Kommentierenden und Moderierenden erhalten regelmässig professionelles Feedback, in welches sowohl interne Analysen als auch konstruktive Kritik von Zuschauerseite miteinfliessen.» Im Vorfeld einer Liveübertragung erfolge eine redaktionelle Vorbereitung. Die Beanstandung durch Bünger ist laut dem «Tages-Anzeiger» zwischenzeitlich abgewiesen worden – und das Gebot der Sachgerechtigkeit nicht verletzt.
Sonst zu viel, jetzt zu wenig
Der Innerschweizer war in der Vergangenheit vermehrt durch politische Aussagen aufgefallen und dafür auch kritisiert worden. Allen voran die Causa Xhaka, die sich nur wenige Tage vor dem Spiel gegen Belarus abspielte. Ruefer liess vor der Premiere der Doku über die Nati den Satz «Xhaka ist vieles, aber sicherlich kein Schweizer» aus dem Film schneiden. Eine Rassimus-Debatte wurde trotzdem losgetreten.
Noch im Dezember war Ruefer von der Ombudsstelle gerüffelt worden, als er sich mit einer politischen Aussage zu WM-Gastgeber Katar auf den Ast gewagt hatte.
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