Diskriminierung in RestaurantsNur die Schönen essen am Fenster
Wer in London keinen guten Tisch im Restaurant bekommt, der weiss jetzt warum: Es liegt an seinem Aussehen.
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Eine TV-Dokumentation des britischen Senders Channel 4 hat ein Fall von Diskriminierung aufgedeckt: In Londoner Edelrestaurants bekommen nur gutaussehende Menschen die guten Tische im vorderen Teil des Lokals oder an den Fenstern.
In der ersten Ausgabe der vierteiligen Serie «Tricks of the Restaurant Trade» schickten die Produzenten der Sendung vier attraktive Models zu drei der schicksten Restaurants in London. Das Resultat: Allen wurde der sogenannte Star-Tisch, der bestplatzierte Tisch im Laden, zugewiesen.
Die Hässlichen sitzen hinten
Aber als Moderator Adam Pearson dieselben Restaurants aufsuchte, wurde er entweder abgewiesen, oder er bekam einen Tisch in der hintersten Ecke des Lokals. Pearson leidet an Neurofibromatose und sein Gesicht ist mit Tumoren übersät. «Ich bin sehr enttäuscht», sagt er der Zeitung «The Standard». «Wenn Sie also beim nächsten Mal einen schlechten Tisch bekommen, dann wissen Sie jetzt auch, wieso.»
Die Namen der Restaurants wollte die Produktion der Sendung nicht bekannt geben. Co-Moderator Simon Rimmer, selber Restaurantbesitzer, gibt zu: «Jedes Restaurant hat einen ‹goldenen Tisch›, der nur attraktiven Kunden zugewiesen wird.» Rimmer erklärt, warum das so ist: «Die Kundschaft eines Restaurants sagt viel über das Restaurant aus. Gutaussehende Menschen ziehen Kunden an und das bringt dem Laden mehr Geld. Also setzt man diese Leute dorthin, wo sie auch gesehen werden können.»
In der Schweiz ist das Phänomen nicht bekannt
Das hört man nicht zum ersten Mal. Vor rund zwei Jahren sorgte ein Artikel der französischen Zeitschrift «Le Canard Enchaîné» in der Gastroszene für Unmut. Darin erzählten zwei ehemalige Mitarbeiterinnen von Pariser Top-Cafés – dem Georges und dem Café Marly –, wie sie von ihren Chefs angewiesen wurden, nur schöne Menschen vorne in den Lokalen zu platzieren. Wer dem Schönheitsideal nicht entsprach, musste hinten ins Restaurant sitzen, wie die Kellnerinnen sagten.
In der Schweiz scheint das Phänomen noch nicht angekommen zu sein. «Uns ist kein Schweizer Restaurant bekannt, in dem sich die Tischvergabe nach dem Aussehen des Gastes richten würde. Wir wissen von diesem Phänomen hierzulande nichts», sagt Sarah Kohler, stellvertretende Chefredaktorin der Zeitschrift «Salz & Pfeffer», zu 20 Minuten.