HC Davos«Nur» ein Zirkus-Sieg - aber immerhin
Der HC Davos hat endlich wieder einmal seine ganze spielerische Herrlichkeit entfaltet: 6:2 gegen DEL-Tabellenführer Mannheim.
- von
- Klaus Zaugg
Um den besonderen Zirkus-Charakter der Partie gegen Mannheim zu verstehen, zuerst eine ganz kurze Modus-Kunde. Und wen diese nicht interessiert, möge beim nächsten Abschnitt weiterlesen. Also: Das Spiel hatte nur geringe Bedeutung. Es ging lediglich darum, gegen wen heute um den Einzug ins Halbfinale gespielt wird. Bei einer Niederlage wartete auf den HCD der HC Fribourg Gottéron als Gegner. Im Falle eines Sieges hingegen Ufa. Ufa hat das Gruppenspiel gegen Gottéron 1:5 verloren und ist theoretisch der leichtere Gegner. Team Canada und Vitkovice sind als Gruppensieger für die Halbfinals bereits gesetzt. Ende der Moduskunde.
Arno Del Curto passte seine taktischen Handgriffe der geringen Bedeutung an. Die beiden Zuger Damien Brunner und Rafael Diaz setzte er gar nicht ein. «Wir haben mit Zug abgemacht, dass wir Brunner und Diaz dreimal einsetzen dürfen. Weil es heute um wenig ging, habe ich beide heute nicht laufen lassen.» Die beiden ergrauten, 36-jährigen Leitwölfe Reto von Arx und Josef Marha spielten nur je 30 Minuten. Und schliesslich ordnete sich NHL-Star Joe Thornton ganz in den Dienste der Mannschaft und stürmte mit den Enzo Corvi und Sven Ryser.
Sportminister Ueli Maurer auf der Bank
Zum Zirkus-Charakter passte auch, dass Sportminister Ueli Maurer das Spiel auf der HCD-Spielerbank verfolgen durfte und nach der Partie begab er sich in die HCD-Kabine. Dabei hat sich, anders als nach dem Fussball-Cupfinal, kein Spieler die Respektlosigkeit erlaubt, ihm die Glatze zu tätscheln.
So viel Improvisation und so viel Zirkus löste die Verkrampfung. Der HCD spielte eine Klasse besser als beim 0:5 gegen Team Canada. Das Tempo, die Spielfreude, das Selbstvertrauen und die Kreativität waren wieder da. Auch ein früher 0:2-Rückstand vermochte den HCD nie zu verunsichern. Natürlich war es auch für den Gegner ein Zirkus-Spiel. Aber gegen Mannheims Weltklassegoalie Dennis Endras können mit spielerischen Hosenknöpfen nicht sechs Tore erzielt werden.
HCD entfaltete seine spielerische Herrlichkeit
Anders als in den bedeutungsschweren Partien in der Meisterschaft – da geht es im Kampf um die Playoff-Qualifikation in jeder Partie um jeden Punkt – war der HCD unter den erleichterten Bedingungen eines Showabends dazu in der Lage, seine spielerische Herrlichkeit endlich wieder einmal zu entfalten. Am Ende stand ein komfortabler Sieg und die Berechtigung, gegen Ufa um den Einzug ins Halbfinale zu spielen – dort wartet dann als Gegner Vitkovice.
HCD-Trainer Arno Del Curto war nach dem unterhaltsamen Spektakel nicht ganz zufrieden. «Wir haben gewonnen und vieles hat mir gefallen. Aber ganz zufrieden kann ich erst sein, wenn wir in einem Spiel in dem es um alles geht eine so starke Leistung zeigen.»
Dieses 6:2 war zwar nur ein Sieg in einem «Zirkus-Spiel» – aber immerhin das.