Affäre Rappaz: Nur Fanatiker halten einen Hungerstreik durch

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Affäre RappazNur Fanatiker halten einen Hungerstreik durch

Sowohl der Anwalt von Bernard Rappaz wie auch sein Freund sind überzeugt, dass Rappaz erneut in einen Hungerstreik treten wird. Der forensische Psychiater Andreas Frei erklärt, warum gewisse Menschen bis zum Äussersten gehen.

Laut Gerichspsychiater Andreas Frei braucht es einen «sehr starken Willen», um einen Hungerstreik auszuhalten. Als zwei Extrembeispiele er den indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi und den RAF-Terroristen Holger Meins. Hungerstreik sei somit eine machtvolle Waffe, die aber auch von Querulanten oder Fanatikern genutzt werde.

Als fanatisch bezeichnet der Gerichtspsychiater jemanden, der nicht mehr in der Lage oder Willens ist, den Standpunkt des anderen einzunehmen. «Diese Menschen bewegen sich am Rande der Normalität.» Zudem würden Fanatiker grundsätzlich alles ihrem Ziel unterwerfen - auch ihre eigene Gesundheit.

Leute in der Regel einsichtig

Jedes Anliegen könne grundsätzlich Anlass für einen Hungerstreik sein, sagte Frei, auch ein vermeintlich «banales». Für den Gerichtspsychologe ist das Motiv Rappaz', dessen Anliegen angeblich die Hanfliberalisierung ist, nachvollziehbar. «Für gewisse Leute der 68er und post-68er Generation ist die Liberalisierung von Hanf stark ideologisch aufgeladen.»

Wenn er das relativ faire Schweizer Rechtssystem gegen den Einsatz des Lebens abwäge, sagte der Experte, dann deute das Ergreifen eine Hungerstreiks auf Fanatismus hin. In der Regel würden die Leute einsehen, dass sie gegen Recht verstossen hätten, auch wenn sie selbst einen anderen Standpunkt einnehmen würden, so der Fachmann.

Ziel ist nicht der Tod, sondern das Anliegen durchzusetzen

Obwohl Rappaz während des letzten Hungerstreiks seinen Urin getrunken hat, um dem Körper lebenswichtige Mineralsalze zuzuführen, ist Frei überzeugt, der Hanfbauer meine es ernst. Das Ziel eines Hungerstreikenden sei ja nicht zu sterben, «sondern sein Anliegen durchzubringen». (sda)

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