Nur für ausgewachsene Voyeure
Nackte Lolitas, ein «Urin-Jesus», sterbliche Überreste in Nahaufnahme: Das Musée de l'Elysée in Lausanne lässt in der Ausstellung «Controverses» nichts aus. Die Schau ist für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet - die Erwachsenen kommen dafür in Scharen.
- von
- Karin Leuthold
Das Musée de l'Elysée in Lausanne zeigt in der Ausstellung «Kontroversen» seit dem 5. April schockierende Bilder von Sterbenden, hungernden Kindern oder Lolitas. Unter anderem ist das Bild «Piss Christ» von Andres Serrano aus dem Jahr 1987 mit einem in Urin und Blut getauchten Kruzifix dabei. Zu «Controverses» gehören auch historische Fälschungen, etwa ein Bild, auf dem eine in Ungnade gefallene Person neben dem sowjetischen Diktator Stalin «gelöscht» wurde.
Kritik vor der Eröffnung
Daniel Girardin, der Konservator des Museums, weist den Voyeurismus-Verdacht von sich. «Wir haben nicht die Absicht zu provozieren», sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur SDA: «Die Ausstellung lotet Grenzen aus, Grenzen der Meinungsfreiheit, Grenzen des Rechts am eigenen Bild und Grenzen des Rechts auf Privatsphäre.»
Die Schau «versucht zu verstehen, was in unserer Gesellschaft akzeptabel ist und was nicht. Wir zeigen die Bilder, ohne dafür oder dagegen Stellung zu beziehen», erklärte Girardin.
Das Publikum kam am Wochenende nach der Eröffnung in Scharen. «Wir hatten Rekordzahlen», erklärte die Pressesprecherin Marie-Claire Mermoud auf Anfrage von 20minutes.ch. Die Reaktionen seien sehr positiv gewesen, nicht zuletzt, weil die Leute vom Inhalt der Ausstellung durch Presseberichte in den letzten Tagen gewarnt waren. «Vielleicht wird es problematisch, wenn nicht mehr so viel Information zur Ausstellung veröffentlicht wird». Dann rechne sie mit der negativen Kritik ungewarnter Zuschauer.