Ohne BestpreisgarantieNur jeder Fünfte bucht über Hotel-Plattformen
Buchungen über Online-Plattformen nehmen zu. Obwohl die Websites von den Hotels keine Bestpreisgarantie mehr verlangen dürfen.
- von
- F. Lindegger
Wer in einem Schweizer Hotel ein Zimmer bucht, macht das in den allermeisten Fällen direkt beim Betrieb. Knapp 61 Prozent der Übernachtungen geschehen per Telefon, E-Mail oder vor Ort und ohne dass ein Vermittler involviert ist. Das zeigen neue Zahlen der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus Wallis. Am zweithäufigsten sind Buchungen über Online-Plattformen: Sogenannte OTA (Online Travel Agencies) machen gut 20 Prozent der Reservationen aus.
Der Trend in den vergangenen Jahren ist aber eindeutig: Die direkten Buchungen bei den Hotels sind rückläufig, jene über OTA haben sich innerhalb von wenigen Jahren vervielfacht. Laut der Untersuchung der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus Wallis macht bei jedem sechsten Hotel der Anteil an Übernachtungen, die durch OTA generiert werden, gar mehr als 40 Prozent aus.
Plattformen je nach Segment wichtig
«Der Marktanteil der OTA dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen», erklärt Roland Schegg, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus Wallis und Autor des Papiers. «Wir sind in unseren Simulationen je nach Modell auf Durchschnittswerte von 30 bis 50 Prozent gekommen.» Allerdings bestehe immer auch die Möglichkeit, dass neue Akteure – ähnlich wie Airbnb – künftig den Markt aufrollen würden.
Bis Herbst 2015 konnten die Vermittler-Seiten eine Bestpreisgarantie verlangen. Das führte dazu, dass die Hotels ihre eigenen Zimmer über direkte Kanäle nicht günstiger verkaufen durften. Die Praxis wurde im vergangenen November durch die Wettbewerbskommission verboten. «Vor allem bei kleinen und mittelgrossen Betrieben hat sich durch den Entscheid aber noch nicht viel geändert», so Schegg. Wie sich das Verbot auf die Hotels auswirke, werde sich erst in ein, zwei Jahren zeigen.
Bei Fünfsternhäusern ist die Abhängigkeit von OTA mit 11 Prozent der Buchungen deutlich tiefer als in den übrigen Kategorien. Bei Hotelketten ist der Anteil Reservationen über die Online-Plattformen ebenfalls geringer (15 Prozent) im Vergleich zu unabhängigen Hotels (knapp 21 Prozent). Auch der Standort hat einen Einfluss. Bei Häusern in grösseren Städten mit mehr als 50'000 Einwohnern buchen die Gäste eher über OTA als bei Hotels in kleineren Städten und Dörfern.
Hoher Kostenfaktor
Die Buchungsplattformen mögen den Hotels mehr potenzielle Kunden beschert haben, gleichzeitig aber auch zusätzliche Kosten. Laut Angaben der Hotels beträgt der Anteil, der für die Bezahlung der Dienste der Vermittler aufgewendet werden muss, durchschnittlich rund 9 Prozent der Betriebskosten. Zum Vergleich: Der grösste Aufwand, das Personal, macht gut 42 Prozent aus.
Die Gelder, die die Schweizer Hotels an die Online-Plattformen zahlen, gehen dabei fast ausschliesslich an zwei US-Konzerne: Priceline und Expedia. Zu Priceline gehören unter anderem Booking.com oder die Meta-Suchmaschine Kayak, zu Expedia Hotels.com, eBookers sowie Trivago. Zusammen kommen sie in der Schweiz auf einen Marktanteil von gut 85 Prozent, wobei davon allein über 71 Prozent auf Priceline fallen.