Erfolglose Verhandlungen: Nur Minimum-Lohnerhöhung für Pöstlerinnen und Pöstler

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Erfolglose VerhandlungenNur Minimum-Lohnerhöhung für Pöstlerinnen und Pöstler

Die Pandemie hat für die Post-Angestellten einen grossen Mehraufwand bedeutet. Noch nie wurden so viele Päckli zugestellt wie 2020. Trotzdem soll es bloss 0,4 Prozent mehr Lohn geben.

Janine Gloor
von
Janine Gloor
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Die Schweizer Post hat 2020 einen Päcklirekord erreicht.

Die Schweizer Post hat 2020 einen Päcklirekord erreicht.

20min/Thomas Hagnauer
«Sie haben Historisches geleistet. Ihr unermüdlicher Einsatz in dieser schwierigen Zeit ist Vorbild für uns alle und verdient unseren grössten Respekt», lobt die Post ihre Angestellten.

«Sie haben Historisches geleistet. Ihr unermüdlicher Einsatz in dieser schwierigen Zeit ist Vorbild für uns alle und verdient unseren grössten Respekt», lobt die Post ihre Angestellten.

20min/Simon Glauser
«Die diesjährige Lohnrunde bei der Post verläuft ergebnislos», vermeldete die Gewerkschaft Syndicom.

«Die diesjährige Lohnrunde bei der Post verläuft ergebnislos», vermeldete die Gewerkschaft Syndicom.

20min/Simon Glauser

Darum gehts

  • Die Pöstlerinnen und Pöstler hatten ein strenges Jahr.

  • Die Gewerkschaft fordert 100 Franken mehr Lohn pro Monat.

  • Die Post bietet 0,4 Prozent an.

  • Jetzt muss die Schlichtungskommission entscheiden.

Das vergangene Jahr war ein hartes für die Angestellten der Schweizer Post. 182,7 Millionen Päckli, so viele wie noch nie, hat die Post zugestellt. Die Angestellten der Post arbeiteten auch während des Shutdowns an den Schaltern und beim Verteilen von Briefen und Paketen täglich an der Front.

In einer Medienmitteilung lobt die Post ihre Mitarbeiten für diesen Einsatz: «Sie haben Historisches geleistet. Ihr unermüdlicher Einsatz in dieser schwierigen Zeit ist Vorbild für uns alle und verdient unseren grössten Respekt. Die Konzernleitung möchte sich von Herzen für diesen Einsatz bedanken», schrieb die Post Ende letzten Jahres.

«Sie waren da für die Menschen in der Schweiz, obwohl sie selbst krank wurden, Angehörige und Kinder betreuten», liess sich die Personalchefin der Post in der Mitteilung zitieren. Im letzten Frühling gab es Applaus von den Balkonen für die systemrelevanten Pöstler und Pöstlerinnen.

«Das absolute Minimum»

Viel mehr als Applaus scheint für die Post-Angestellten momentan nicht drinzuliegen. «Die diesjährige Lohnrunde bei der Post verläuft ergebnislos», vermeldete die Gewerkschaft Syndicom. Statt der geforderten Lohnerhöhung bietet die Post eine Erhöhung von 0,4 Prozent an. Das sei das absolute Minimum, das die Post gemäss GAV sowieso schulde, sagt die Gewerkschaft.

Als Beispiel: Bei einem Lohn von 5000 Franken macht eine Lohnerhöhung von 0,4 Prozent 20 Franken pro Monat aus.

Die Post im Corona-Jahr

Die enorme Paketmenge im Jahr 2020 für die Post eine Herausforderung. Das Unternehmen schuf rund 500 neue Stellen, beschäftigte rund 800 Temporär-Mitarbeiter und investierte über 190 Millionen Franken in die Infrastruktur. Weil die Mitarbeitenden erstmals auch Pakete in Briefzentren sowie in allen vier neuen regionalen Paketzentren sortierten, konnte die Post gegenüber dem Vorjahr täglich über 300’000 zusätzliche Pakete verarbeiten. Bis 2030 plant das Unternehmen weitere regionale Sortierzentren, beispielsweise in Utzenstorf (BE) und in den Grossräumen Zürich und Basel.

«Wir haben 100 Lohnerhöhung pro Monat verlangt», sagt ein Sprecher der Gewerkschaft Syndicom. «Das ausserordentliche Jahr rechtfertigt unsere Forderung.» Zudem hätten sich die Post-Angestellten täglich dem Corona-Risiko ausgesetzt.

«Die Post ist uns überhaupt nicht entgegengekommen, das ist sehr enttäuschend», sagt der Sprecher. Nun geht es für die beiden Parteien vor eine Schlichtungskommission.

Neben den lobenden Worten gab es für die Post-Angestellten letztes Jahr auch noch eine finanzielle Anerkennung, in zwei Tranchen erhielten sie eine Prämie von 1000 Franken. «Die Prämie ist keine nachhaltige Lohnentwicklung», sagt der Syndicom-Sprecher.

«Wir zahlen schon die höchsten Löhne»

Auf die Enttäuschung der Gewerkschaft angesprochen heisst es bei der Post: «Von einer Nullrunde kann keine Rede sein.» Zu berücksichtigen seien bei den Lohnerhöhungen die rückläufigen Erträge sowie die negative Teuerung von 0,7 Prozent.

Das Angebot, dass die Post dieses Jahr macht, sei sogar noch besser als jenes vom letzten Jahr. Da gab es bei einer Teuerung von 0,5 Prozent «individuelle Lohnmassnahmen von 0,8 Prozent». «Die Post hat die Teuerung in den vergangenen Jahren stets voll ausgeglichen und darüber hinaus die Löhne der Mitarbeitenden im GAV substantiell angehoben.»

Weiter gibt der Sprecher an, dass die Post im Branchenvergleich der Logistik schon heute die mit Abstand höchsten Löhne zahle. «Allein die Mindestlöhne liegen 20 Prozent höher.» Im Frühling 2020 hat die Post den Mindestlohn um 200 Franken auf 50 200 Franken pro Jahr erhöht. Das sind auf 13 Monate ausgerechnet 3861 Franken monatlich.

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