Casper-Chef: «Nur Schweizer Paare haben zwei Matratzen»

Aktualisiert

Casper-Chef«Nur Schweizer Paare haben zwei Matratzen»

Der Onlinehändler Casper will den hiesigen Matratzenmarkt umkrempeln. Mitgründer Constantin Eis über nervende Werbung, grosse Versprechen und die Schweizer Eigenheiten.

V. Blank
von
V. Blank
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Constantin Eis (34) ist Co-Gründer und Global Managing Director von Casper. Er selbst sei ein guter Schläfer, sagt er zu 20 Minuten.

Constantin Eis (34) ist Co-Gründer und Global Managing Director von Casper. Er selbst sei ein guter Schläfer, sagt er zu 20 Minuten.

Das Unternehmen begeistert offenbar auch Celebritys: Kylie Jenner zeigte sich auf Instagram mit der frisch gelieferten Casper-Box genauso wie ...

Das Unternehmen begeistert offenbar auch Celebritys: Kylie Jenner zeigte sich auf Instagram mit der frisch gelieferten Casper-Box genauso wie ...

Instagram
... die Schauspielerin Gillian Jacobs.

... die Schauspielerin Gillian Jacobs.

Instagram

Herr Eis, viele Schweizer regen sich über Ihre penetrante Matratzenwerbung auf Social Media auf.

Wenn sich jemand über unsere Anzeigen ärgert, tut mir das leid. Wir haben klare Obergrenzen, wie oft unsere Werbung erscheint, um eine übermässige Penetration zu vermeiden. Ausserdem sollten nur diejenigen Kunden die Anzeigen sehen, die online ohnehin schon ein Interesse an Matratzen und Casper gezeigt haben.

Sie operieren wie Zalando: Wenn dem Kunden Ihre Matratze nicht gefällt, kann er sie gratis zurückschicken. Nur verschicken Sie Boxen mit Matratzen und keine Schuhe. Wie geht das finanziell auf?

Eine Retoure ist natürlich nicht unser Wunschszenario. Glücklicherweise gefällt unser Produkt dem Grossteil der Kunden. Es gibt nur wenige Rücksendungen.

Wirklich?

Ja. Wenn wir viele Retouren hätten, würden wir nicht so wachsen, wie wir es gerade tun.

Wie oft schicken Ihre Schweizer Kunden die Casper-Matratze zurück?

Wir brechen die Zahlen nicht auf die einzelnen Länder herunter. Die Rücksendequote ist aber im einstelligen Prozentbereich.

Probe liegen kann man bei Ihnen nicht – Sie verkaufen Ihre Matratzen nur online. Warum?

Warum nicht? Wir finden, es gibt keine bessere Umgebung als das eigene Zuhause, um eine Matratze zu testen. Gerade eine Matratze sollte man während mehrerer Tage und Nächte erleben können – im Gegensatz zur Situation im Laden, wo man im grellen Licht gerade mal zwei Minuten Probe liegen kann. Und das womöglich noch mit einem penetranten Verkäufer im Nacken.

Genau diese Fachhändler sagen, Ihr «Passt für alle»-Versprechen sei Humbug.

Dann sind sie nicht auf dem neusten Stand. Wir haben hart an unserem Produkt gearbeitet: Unser Memoryschaum und die darüber liegende Latexschicht sorgen dafür, dass der Körper optimal unterstützt und von Druck entlastet wird.

Wirklich jeder Körper?

Natürlich gibt es Einschränkungen. Bei Personen mit einem Gewicht von über 150 Kilo oder unter 50 Kilo kann es sein, dass unser Produkt nicht funktioniert. Aber so schwer oder leicht sind ja die wenigsten Erwachsenen.

Wie viele Schweizer haben seit Ihrem Markteintritt vergangenen Sommer eine Casper-Matratze gekauft?

Wir haben noch keine konkreten Zahlen. Wir können aber bereits sagen, dass die Nachfrage in der Schweiz sogar stärker wächst als in Deutschland.

Worin unterscheiden sich die Schweizer Kunden von denjenigen in anderen Ländern?

Ich staune, dass sie auffallend oft 90 Zentimeter breite Matratzen kaufen. Ich kenne kein anderes Land, in dem die Paare im Doppelbett so oft auf zwei separaten Matratzen schlafen – ausser vielleicht noch Deutschland.

Bei Stiftung Warentest sind Online-Matratzen nicht gut weggekommen. Kritisiert wurde etwa der Geruch. Wie riecht eine Casper-Matratze, wenn man sie auspackt?

Im Normalfall neutral. Wir achten darauf, dass die Ware erst ein paar Stunden vor dem Versand in die Schachtel kommt. Wenn sie nach dem Auspacken doch etwas riecht, sollte das innert zwei Stunden verflogen sein.

Eine 90 x 200 Zentimeter grosse Casper-Matratze kostet rund 500 Franken. Wie schaffen Sie diesen Preis, ohne dass die Qualität leidet?

Ganz einfach: Weil wir ein reiner Online-Anbieter sind, müssen wir keine Ladenflächen bezahlen.

Haben Sie eigentlich Schlafprobleme?

Nein. Ich habe das grosse Glück, schnell einschlafen und mit wenig Schlaf auskommen zu können. Warum?

Sie arbeiten für eine Matratzen-Firma. Da muss Ihnen das Thema Schlaf ja auch persönlich wichtig sein.

Natürlich – und nicht nur mir. Guter Schlaf ist zum Gesellschaftsthema geworden. Noch vor ein paar Jahren galt: Je weniger man schläft, desto erfolgreicher ist man – CEOs brüsteten sich damit, mit nur vier Stunden Schlaf pro Nacht auszukommen. Das hat sich gewandelt: Die Menschen beginnen sich zu fragen: Was kann ich tun, um morgens frisch aus dem Bett zu kommen?

Ihre Antwort lautet sicher: Schlafen Sie auf einer Casper-Matratze.

Eine richtig designte Matratze ist eine wichtige Komponente, ja. Dass sich die Menschen vermehrt damit auseinandersetzen, ist Teil unseres Erfolgs. Die Kunden sind bereit, in einen guten Schlaf zu investieren.

Wie testen Sie denn, was verbessert werden muss?

Mehr als 25 Casper-Mitarbeiter tun Tag und Nacht nichts anderes, als am Produktdesign zu tüfteln. Sie arbeiten mit Probanden, denen Schweisssensoren aufgeklebt werden, und filmen sie während des Schlafs – auch mit Wärmebildkameras. Deshalb haben wir ab dem 14. April auch ein verbessertes Produkt auf dem Markt, an dem wir basierend auf unseren Kunden-Feedbacks und -Interaktionen nochmals gearbeitet haben.

Matratze aus der Kartonbox

Constantin Eis (34) ist Co-Gründer und Global Managing Director von Casper. Das US-Startup verkauft Matratzen – und das ausschliesslich online. Seit vergangenem Sommer ist das Unternehmen auch in der Schweiz aktiv. Die Matratze gibt es nur in einem Härtegrad und wird – vakuumiert in einer Kartonbox – nach Hause geliefert, wo sie der Kunde 100 Nächte lang testen kann. Bei Nichtgefallen kann er sie gratis zurückschicken.

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