IS-TerrorismusObama bleibt hart - Dutzende Geiseln in Gefahr
Nach der Enthauptung des Fotoreporters James Foley gibt sich US-Präsident Barack Obama grimmig entschlossen. Steven Sotloff und andere gekidnappte Reporter sind in Lebensgefahr.
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Von seinem Feriensitz auf der Insel Martha's Vineyard hat US-Präsident Barack Obama am Mittwoch die in einem Video festgehaltene Enthauptung des amerikanischen Fotojournalisten James Foley aufs Schärfste verurteilt. Der «brutale Mord» schockiere «das Gewissen der ganzen Welt», sagte Obama. Er bezeichnete die Terrorgruppe IS (Islamischer Staat, vormals Isis) als «Krebsgeschwür», das es herauszuschneiden gelte, «damit es sich nicht ausbreitet».
Obama sagte, er habe die Eltern des 40-jährigen Foley angerufen und ihnen sowie dessen vier Geschwistern persönlich kondoliert. Zu dem mutigen Journalisten stünden seine feigen Killer in krassem Kontrast. Sie hätten Menschen aller Religionen entführt, gefoltert und getötet, sagte der Präsident. «Der IS spricht daher für keine Religion.»
Mehr Soldaten in den Irak
«Wenn Amerikaner irgendwo Schaden erleiden, werden wir alles tun, um Gerechtigkeit herzustellen», sagte Obama. Er kündigte an: «Wir werden gegen den IS vorgehen und darin anderen beistehen.» Wenige Stunden später schien sich dies zu konkretisieren: US-Medien vermeldeten, dass das Pentagon die Entsendung von weiteren 300 Soldaten in den Irak plane.
Als er seine Erklärung verlas, zeigte Obama nicht jene persönliche Betroffenheit oder sogar die Wut, die viele seiner Kritiker gern gesehen hätten. Wie genau er die IS-Terroristen bekämpfen will, liess er offen. Aber ebenso wenig deutet darauf hin, dass er sich einschüchtern liess. Das Video der Hinrichtung zielt darauf ab, dass der US-Präsident die Luftschläge gegen den IS im Nordirak einstellt, doch die Bombenflüge gingen am Mittwoch weiter.
Zweiter amerikanischer Journalist bedroht
Obamas Standfestigkeit ist vorerst eine schlechte Nachricht für den Journalisten Steven Joel Sotloff, der am Ende des IS-Videos in einem orangen Gefängnisoverall vor einem schwarz maskierten Terroristen kniet. «Das Leben dieses amerikanischen Bürgers, Obama, hängt von Ihrer nächsten Entscheidung ab», sagt der Henker zur Kamera, während er die Geisel am Kragen packt.
Der 31-jährige Sotloff hatte als Kriegsreporter für die Magazine «Time», «World Affairs», «National Interest» und die Zeitung «Christian Science Monitor» berichtet. In Libyen schrieb der Freiberufler 2012 über den Angriff auf das US-Konsulat in Bengazi, in Syrien über den Bürgerkrieg.
Insgesamt über 80 Journalisten gekidnappt
Zuletzt hörte seine Familie von ihm am 4. August 2013, schreibt die «New York Daily News». Laut Jon Williams, dem Auslandchef von ABC News, wurde Sotloff in der Nähe von Syriens zweitgrösster Stadt Aleppo entführt. Um ihn nicht zu gefährden, legte die Familie bis heute einen Mantel des Schweigens über sein Kidnapping.
Womöglich haben die IS-Terroristen weitere Journalisten in ihrer Gewalt. Fox News interviewte die Eltern des früheren Soldaten Austin Tice, der in Syrien als unabhängiger Reporter tätig war und vor über zwei Jahren spurlos verschwand. Das vom Bürgerkrieg geschüttelte Land ist bei weitem das gefährlichste Terrain für Reporter. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) schätzt, dass mindestens 69 Journalisten getötet und über 80 gekidnappt wurden. Gegenwärtig würden etwa 20 vermisst, und viele davon seien in der Hand des IS.
Reporter ohne Grenzen kommt zu ähnlichen Schätzungen. Vor allem würden Syrer entführt, schreibt die Organisation: «Bewaffnete Gruppen haben rund 20 syrische Journalisten in ihrer Gewalt.»
Obamas Erklärung nach der Enthauptung:
(auf Englisch)
(Quelle: Youtube/The White House)
Befreiungsversuch gescheitert
US-Spezialtruppen haben diesen Sommer erfolglos versucht, mehrere amerikanische Geiseln in Syrien zu befreien. Wie das Pentagon am Mittwoch mitteilte, nahmen an der Aktion Luft- und Bodentruppen teil. Sie fand auf dem vom Islamischen Staat (IS) kontrollierten Gebiet statt. Pentagon-Sprecher John Kirby: «Leider war die Mission nicht erfolgreich, denn die Geiseln befanden sich nicht an dem angepeilten Ort.» Zu den Geiseln, die hätten befreit werden sollen, gehörte auch der Journalist James Foley, dessen Enthauptung der IS in einem Video festhielt.