Obama erklärt sich zum Sieger

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Obama erklärt sich zum Sieger

Barack Obama hat den Ort seiner Siegesrede mit Bedacht gewählt. Im ländlichen Bundesstaat Iowa verkündete er, dass die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten nun zum Greifen nahe ist.

In Iowa hatte im Januar Obamas damals kaum für möglich gehaltener Aufstieg zum Favoriten begonnen. Es sei «eine ausgezeichnete Art und Weise, den Kreis zu schliessen», sagte der 46- Jährige.

Seit Dienstag hat er eine uneinholbare Mehrheit bei den Delegiertenstimmen sicher, gewann auch noch die Vorwahl im liberalen Oregon.

Von einem «Meilenstein» ist in Obamas Wahlkampflager die Rede. Doch fuhr ihm Rivalin Hillary Clinton mit einem überdeutlichen Triumph im konservativen Kentucky in die Parade. Für beide Kontrahenten muss der Wahltag mit schalem Beigeschmack geendet haben.

Clintons unbekannte Beweggründe

Abermals machte die frühere First Lady deutlich, dass sie im Rennen bleiben wolle, «bis die letzte Stimme gezählt ist». Unter US- Fernsehkommentatoren wird derweil immer lauter die Frage gestellt, was die frühere First Lady eigentlich bezweckt, gerade jetzt, wo die Nominierung rein mathematisch nur noch eine ferne Idee ist.

Und die Meinungen sind durchaus geteilt, ob die «Frau aus Stahl», wie Ex-Rivale John Edwards sie unlängst nannte, es tatsächlich auf die Vizepräsidentschaft an der Seite Obamas abgesehen hat.

Nicht wenige halten es stattdessen für möglich, dass sie während der letzten Vorwahlen ihr Profil als Kämpferin für die - weisse - Arbeiterschaft schärfen will - für eine Präsidentschaftbewerbung im Jahr 2012. Immerhin gewann Clinton mit dieser Strategie die Abstimmungen in West Virginia und zuletzt in Kentucky deutlich.

Oder vielleicht, meint der prominente Kommentator des US- Fernsehsenders MSNBC Tim Russert, will sie sich auch für den Posten der demokratischen Mehrheitsführerin im Senat empfehlen. «Wir wissen es einfach nicht», gab der Journalisten-Veteran offen zu.

Mit Würde ins zweite Glied

Kaum jemand glaubt derweil, dass Clinton das Dauer-Duell mit Obama bis zum Nominierungsparteitag im Spätsommer in Denver in die Länge zieht. Ihr Wahlkampf-Chef Howard Wolfson drückte sich am Wahltag um die Frage herum, ob sie es wirklich soweit kommen lassen würde. «Es geht nun vor allem darum, ihr einen würdevollen Abgang zu verschaffen», meinte eine Kommentatorin des Fernsehsenders CNN.

Doch hat Obamas Niederlage in Kentucky auch deutlich gemacht, dass er sich nach wie vor schwertut mit der Wählerschaft auf dem platten Land und der Arbeiterschaft, die ihn vielerorts noch als elitär sieht.

Schon in West Virginia, dem Staat der Kohlebergwerke, musste der schwarze Senator eine schwere Schlappe gegen Clinton einstecken. «Da liegt noch einiges an Arbeit vor ihm», meinte ein Kommentator.

Umso mehr, als Umfragen darauf hindeuten, dass diese Klientel den republikanischen Kandidaten John McCain bevorzugt. Auch deshalb suchte sich Obama am Dienstag das ländliche Iowa aus. (sda)

Obama siegt in Oregon

Nach einer Zählung der Associated Press gewann Clinton in Kentucky und Oregon insgesamt mindestens 54 Delegiertenstimmen und Obama mindestens 23. Nach dieser Rechnung waren noch 39 Stimmen in Oregon zu vergeben, die meisten davon wohl an Obama.

Der Senator aus Illinois kommt nach vorläufigen Zahlen auf 1956 Delegiertenstimmen und ist damit sehr nahe an der benötigten Zahl von 2026. Clinton kommt auf 1776. Hochrechnungen zufolge gewann Obama im Westküstenstaat Oregon mit 58 Prozent, während Clinton in Kentucky 65 Prozent verbuchen konnte. Fast neun von zehn Stimmen wurden in dem ländlich geprägten Staat von weissen Wählern abgegeben. Clinton besiegte den schwarzen Politiker Obama in allen Alters-, Einkommens- und Bildungsklassen.

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