Luzerner Oberstaatsanwalt«Auf der Nord-Süd-Route wird tonnenweise Kokain transportiert»
Die Fallzahlen der Luzerner Staatsanwaltschaft haben 2022 um zwölf Prozent zugenommen. Die Staatsanwaltschaft stösst an ihre Kapazitätsgrenzen.
- von
- Gianni Walther
Darum gehts
51’273 Fälle sind 2022 bei der Luzerner Staatsanwaltschaft eingegangen.
Das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Staatsanwaltschaft fordert nun mehr Resscourcen.
Lässt der Druck auf Schwerstkriminelle nach, kann sich das organisierte Verbrechen laut Staatsanwaltschaft weiter ausbreiten.
Die Luzerner Staatsanwaltschaft hatte 2022 markant mehr neue Fälle zu bearbeiten als noch im Vorjahr: 51’237 Fälle sind bei der Staatsanwaltschaft neu eingegangen, heisst es im Jahresbericht 2022. Das sind zwölf Prozent (5654) mehr als noch 2021. Damit bewegen sich die Zahlen auf dem Niveau des Rekordjahres 2017. Damals gingen 51'916 neue Fälle ein. 95 Prozent der Fälle konnten abgearbeitet werden. Es sind also mehr Fälle eingegangen, als abgeschlossen werden konnten.
Staatsanwaltschaft versinkt in Arbeit
«Wir haben eine massive Zunahme an Fällen», sagt Oberstaatsanwalt Daniel Burri auf Anfrage. «Zur hohen Menge kommt hinzu, dass wir auch immer mehr grössere und komplexere Fälle mit viel Aufwand bearbeiten müssen», so Burri weiter. So ist die Zahl der schweren und komplexen Fälle, die schliesslich beim Gericht landen, in den letzten fünf Jahren um 40 Prozent gestiegen. «Das alles bindet Ressourcen. Die Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sind komplett ausgelastet», so der Oberstaatsanwalt.
Die Staatsanwaltschaft fordert deshalb für die nächsten Jahre mehr Ressourcen, damit der Berg an hängigen Fällen nicht immer grösser wird und vor allem, dass die organisierte Kriminalität bekämpft werden kann. «Ohne Ausbau der Ressourcen zur Bekämpfung der schweren Kriminalität können wir die hohen Fallzahlen künftig schlichtweg nicht mehr bewältigen.» Hinzu komme, dass auch bei der Luzerner Polizei ein Ausbau der Personalbestände ansteht: Dort kommen laut Burri in den nächsten Jahren bei der Kriminalpolizei 36 und bei der Sicherheits- und Verkehrspolizei 66 zusätzliche Mitarbeitende hinzu: «Wir sind natürlich froh, wenn die Polizei gestärkt wird. Gleichzeitig benötigen wir auch deshalb zusätzliches Personal, da die Fallzahlen durch die Aufstockung bei der Polizei nochmals zunehmen werden.»
Organisiertes Verbrechen nimmt zu
Der Oberstaatsanwalt warnt davor, dass sich organisiertes Verbrechen in der Schweiz und auch im Kanton Luzern immer mehr einnistet, wenn man nichts unternimmt. «Wir haben klare Hinweise darauf, dass dies passiert», so Burri. So konnten Ermittler und Ermittlerinnen Gespräche abhören, die Kriminelle über einen Krypto-Telefonanbieter geführt haben. «Aufgrund dieser Daten stellten wir fest, dass auf der Nord-Süd-Route tonnenweise Kokain transportiert wird.» In der Schweiz seien davon auch Städte wie Luzern und Zürich betroffen. 2021 wurde etwa ein Drogenring aufgedeckt, der mit mehr als 110 Kilo Kokain gehandelt hatte.
«Die Drogenkriminalität geht oftmals einher mit Geldwäscherei. Auch Waffen- und Menschenhandel sind dabei ein Thema», sagt Burri. Laut dem Oberstaatsanwalt sind etwa die italienische und die albanische Mafia sehr aktiv. «Sie sind gut organisiert, werden hierarchisch geführt und sind auch gewaltbereit.» Und weiter: «Wenn der Strafverfolgungsdruck auf die Schwerstkriminellen nachlässt, wird dem organisierten Verbrechen Raum geboten, sich weiter auszubreiten».
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