Zürich: «Obwohl ich Tetraplegikerin bin, musste ich die vierte Impfung selbst bezahlen» 

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Zürich«Obwohl ich Tetraplegikerin bin, musste ich die vierte Impfung selbst bezahlen» 

Franziska Quadri ist querschnittgelähmt. Trotzdem gilt sie nicht als Risikoperson und muss ihren zweiten Booster selbst bezahlen. Ihr Twitter-Beitrag dazu geht viral.

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Franziska Quadri musste die Kosten für die vierte Impfung selbst übernehmen – obwohl sie querschnittgelähmt ist.

Franziska Quadri musste die Kosten für die vierte Impfung selbst übernehmen – obwohl sie querschnittgelähmt ist.

privat
Auf Twitter verschaffte sie ihrem Ärger Luft: «Bin ich es echt nicht wert, geschützt zu werden?», fragt sie rhetorisch. 

Auf Twitter verschaffte sie ihrem Ärger Luft: «Bin ich es echt nicht wert, geschützt zu werden?», fragt sie rhetorisch. 

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Darum gehts

Ein Gleitschirm-Unfall machte Franziska Quadri 2009 zur Tetraplegikerin: Seither sitzt sie im Rollstuhl. Sowohl ihre Beine als auch Arme sind betroffen, durch die Lähmung ist ihr Lungenvolumen eingeschränkt. «Da ich nicht husten kann, ist jede Erkältung für mich sehr gefährlich», sagt Quadri. Daher habe sie auch zu den Ersten gehört, die sich gegen Covid-19 impfen liessen. «Ich bin schon jetzt eingeschränkt – wenn ich noch Long Covid bekäme und es kognitiv bergab gehen würde, ist das Leben für mich vorbei.»

In der Annahme, dass der zweite Booster wie die vorherigen Covid-19-Impfungen für sie als Tetraplegikerin kostenlos sei, habe sie sich am Dienstag in Zürich impfen lassen, so Quadri. Vor Ort dann die negative Überraschung: «Die Krankenpflegerin informierte mich, dass ich nicht als Risikoperson eingestuft werde, da ich nicht als immunsupprimiert gelte.» Die Kosten der Impfung – 60 Franken – habe sie selbst übernehmen müssen. Es gehe ihr aber gar nicht ums Geld, betont Quadri. Vielmehr schockiere sie die Tatsache, dass der Kanton die gesundheitlichen Anliegen von vulnerablen Personen offenbar bewusst ignoriert. «Bin ich es echt nicht wert, geschützt zu werden?», fragt Quadri rhetorisch.

Zahlreiche Kommentare auf Twitter-Beitrag

Am Dienstagabend machte Quadri ihrem Ärger auf Twitter Luft. Ihr Beitrag ging viral: In zahlreichen Kommentaren üben verschiedene Personen Kritik an der Impf-Regel: «Das berührt mich sehr und ich kann es wirklich nicht verstehen», «Das Recht auf Gesundheit von Risikopersonen wird mit Füssen getreten» oder «Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen bekommen schon seit vielen Jahren zu spüren, welcher antisoziale Wind weht», schreiben die User.

Quadri freut sich über die Fülle der Rückmeldungen: «Ich bin überwältigt, wie viele Menschen es nicht okay finden, dass ich die vierte Covid Impfung als Tetraplegikerin selbst bezahlen muss. Das zeigt mir, dass vielen Leuten die Gesundheit von Risikopersonen nicht egal ist.» Sie hoffe jetzt, dass die Zürcher Gesundheitsdirektion und das Bundesamt für Gesundheit reagieren, sagt Quadri. «Die Risikopatientinnen und -patienten brauchen Hilfe – dringend.»

Impfkommission empfiehlt Booster noch nicht allen

Die Zürcher Gesundheitsdirektion verweist bei einer Anfrage von 20 Minuten auf das Bundesamt für Gesundheit. Wie Simone Buchmann vom BAG schreibt, könne das BAG keine Stellung zu einem Einzelfall nehmen. «Der Bund oder die obligatorische Krankenpflegeversicherung übernehmen die Kosten für eine Impfung aber nur, wenn sie von BAG und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) empfohlen ist.»

Derzeit werde eine weitere Auffrischimpfung empfohlen für Immunsupprimierte und für Personen, die 80 Jahre und älter sind.

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