Fastenzeit: «Ohne Smartphone nutze ich meine Zeit sinnvoller»

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Fastenzeit«Ohne Smartphone nutze ich meine Zeit sinnvoller»

Bei der St. Galler Aktion «40 Tage ohne» versuchen Jugendliche, Gewohnheiten loszuwerden, und verzichten zum Beispiel aufs Handy. Zwei Teilnehmerinnen erzählen.

von
luh
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Iris Halbeisen verzichtet während der Fastenzeit auf ihr Smartphone.

Iris Halbeisen verzichtet während der Fastenzeit auf ihr Smartphone.

zvg
Auch Rachel Fischer verabschiedet sich bis Ostern vom mobilen Internet und Whatsapp.

Auch Rachel Fischer verabschiedet sich bis Ostern vom mobilen Internet und Whatsapp.

kein Anbieter

«Ich verzichte bis Ostern auf mein Smartphone», sagt Iris Halbeisen. Die 24-jährige Lehrerin lebt schon zum dritten Mal in der Fastenzeit ohne Smartphone: «Am Anfang ist es komisch, doch gegen Schluss geniesst man es sehr, nicht immer und überall erreichbar zu sein», sagt sie. Natürlich sei es ohne Smartphone komplizierter, etwas abzumachen, doch es lohne sich: «Ich verplempere viel weniger Zeit und mache sinnvollere Dinge, man gewinnt klar an Lebensqualität.» Sie mache mehr Sport, lese mehr und nehme Zeit für Dinge, die sie sonst nicht mache: «Ich koche etwas Aufwändiges oder miste meinen Kasten aus.»

Auch Rachel Fischer macht seit sechs Jahren bei der Aktion «40 tage ohne» mit und verzichtet auf Whatsapp und mobiles Internet: «Es ist eine gute Erfahrung zu merken, dass ich es schaffe und bestimmte Dinge nicht brauche», so die 23-jährige Psychologiestudentin. Sie habe auch schon auf Facebook verzichtet, danach habe sie ihr Konto gelöscht. «Ich habe gemerkt, dass ich das überhaupt nicht brauche.»

Das Problem, wenn man auf Whatsapp verzichtet, sei, dass sich gewisse Leute aus dem Umfeld nerven würden: «Es gibt schon dumme Kommentare, aber es ist ja nicht so, dass ich unerreichbar bin, man kann mir ja ein SMS schreiben», so Fischer. Wie auch Halbeisen habe sie gemerkt, wie viel Zeit man damit verbringt, Bilder via Whatsapp zu verschicken oder auf dem Internet zu surfen. «Man lernt sich anders zu organisieren, das tut gut.»

Jeder fastet auf seine Art

Bereits zum zehnten Mal startet am Aschermittwoch die Aktion «40 Tage ohne», die vom Netzwerk Junge Erwachsene der Evangelisch-re­formierten Kirche des Kantons St.Gallen und der Fachstelle Kirchliche Jugendarbeit des Bistums St.Gallen organisiert wird. Jedes Jahr machen zwischen 150 und 200 Teilnehmer im Alter von 18 bis 35 Jahren mit, die bis Ostern Verzicht üben.

Die jungen Leute können selber entscheiden, worauf sie in der Zeit verzichten möchten: «Jeder fastet anders und macht seine eigenen Erfahrungen. Natürlich wünschen wir uns, dass die Teilnehmer etwas aus dem Projekt mitnehmen», sagt Markus Naef, der Projektleiter der Aktion. Die Absicht sei es, die alte Tradition vom Fasten in die heutige Zeit zu 0übersetzen.

Keine Jugendslang-Wörter mehr

Eine Teilnehmerin verzichtet auf Augen-Make-up, ein anderer hat sich vorgenommen, während des Autofahrens keine Nachrichten mehr zu lesen und zu schreiben. Es gibt auch Leute, die auf gewisse Verhaltensweisen verzichten: «Jemand will sich nicht mehr über andere lustig machen und ein anderer möchte keine Jugendslang-Wörter mehr benutzen», sagt Naef.

Er merke, dass in den letzten Jahren immer mehr Junge auf Instagram, Facebook, Whats­app, Youtube und dergleichen verzichten. Naef: «Die Jungen merken, dass sie sehr viel Zeit am Smartphone verbringen und wollen deswegen mal darauf verzichten.»

Katharina Eugster ist Lernende an der Schule für Gestaltung St. Gallen und machte den Siegerclip für die Aktion «40 tage ohne»:

40 tage ohne

Bei der Aktion "40 Tage ohne" fasten junge Leute vom Aschermittwoch bis Ostern. Auf was sie verzichten, ist jedem selber überlassen.

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