WM 2022: Ohne Ticket ins Stadion – so verrückt ist die Fan-Situation in Katar

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Indische Deutschland-SupporterOhne Ticket ins Stadion – so verrückt ist die Fan-Situation an der WM in Katar

Mit verschiedenen Massnahmen versuchen die WM-Organisatoren in Katar leere Stadien zu verhindern. 20 Minuten hat sich unter den Fans umgehört.

Lucas Werder
von
Lucas Werder
(aus Doha)

Hier werden während des Spiels Fans ohne Ticket ins Stadion gelassen.

20 Minuten

Darum gehts

  • Während der WM in Katar werden vom Veranstalter immer wieder Fans ohne Ticket an die Spiele gelassen.

  • Um leere Stadien zu vermeiden, wurden auch Fans aus Indien eingeflogen.

  • Für viel Stimmung sorgen aber vor allem die Gastarbeiter aus Marokko.

Mit dem völlig überraschenden Halbfinal-Einzug hat Marokko für eine der grössten Sensationen der WM-Geschichte gesorgt. Ihren Höhenflug haben die «Löwen vom Atlas» auch den zahlreichen Fans zu verdanken, die in den Stadien jeweils für richtig Stimmung sorgen. Dass Marokko im Vergleich zu vielen europäischen Teams auf eine vergleichsweise grosse Fan-Unterstützung zählen kann, liegt vor allem an den vielen Gastarbeitern in Katar, die aus Nordafrika stammen.

Diese sorgten bislang aber nicht nur für positive Schlagzeilen. Sowohl vor dem Viertelfinal-Coup gegen Portugal (1:0) als auch beim Achtelfinal gegen Spanien (3:0 n.P.) versuchten zahlreiche marokkanische Fans ohne Ticket ins Stadion zu gelangen. Medienberichten zufolge wurden durch den darauffolgenden Eingriff der Sicherheitskräfte zeitweise sogar Fans mit gültigen Tickets am Einlass ins Stadion gehindert.

Einlass ohne Ticket während Spiel

Dabei ist es in Katar gar nicht ungewöhnlich, auch ohne Ticket in ein WM-Stadion zu gelangen. Vor den Spielen besammeln sich jeweils Hunderte von ticketlosen Fans ausserhalb der Sicherheitskontrollen. Während der Partien werden von den Organisatoren laufend Zuschauer ohne Ticket hineingelassen.

So beispielsweise auch beim Gruppenspiel zwischen Serbien und Kamerun (3:3), als 20 Minuten selbst Zeuge einer solchen Aktion wurde: «Heute dürfen alle aus arabischen Ländern rein», erklärte ein Offizieller kurz vor der Halbzeit durch ein Megaphon den mehreren Hundert Menschen, die sich um ihn herum versammelt hatten. Viele machten sich daraufhin auf den Weg durch die Sicherheitskontrollen. Nicht so zwei Frauen aus Serbien. «Wir sind ohne Ticket gekommen und haben auf unser Glück gehofft», sagt eine der beiden zu 20 Minuten. «Aber da wir keine Hayya Card haben (eine Art Visum, Red.), wären wir ohnehin nicht reingekommen.»

Fans aus Indien eingeflogen

Der Einlass ticketloser Fans ist aber nicht die einzige Massnahme, mit der die Turnier-Veranstalter versuchen, die Stadien zu füllen. Wie der für die Organisation der WM zuständige Supreme Committee (SC) mittlerweile eingestanden hat, hat Katar Fussballfans aus aus der ganzen Welt eingeladen und ist dabei für Flüge und Unterkunft aufgekommen. 

Zudem dürften die Veranstalter sogar auch für Fan-Artikel aufgekommen sein, wie beim Gruppenspiel zwischen Spanien und Deutschland zu sehen war. Obwohl nur wenige Tausend Fans aus beiden Ländern angereist waren, waren im ganzen Al-Bait-Stadion deutsche und spanische Flaggen zu sehen.

Darum unterstützen indische Fussballfans Deutschland oder Spanien.

20 Minuten

Kein weiteres Eröffnungsspiel-Debakel

Auch eine 20-Minuten-Umfrage vor dem Stadion bestätigt den Eindruck. Ein Grossteil der Fans stammt aus Indien und ist entweder für die WM-Spiele angereist oder arbeitet in Katar. «Ich bin für Deutschland, weil es die beste Mannschaft ist, die ich kenne», so ein indischer Fan mit umgebundener deutschen Fahne. «Ich bin für Spanien, weil ich vor drei Jahren mal da war», erklärte sich ein anderer im spanischen Trikot.

Die ungewöhnlichen Massnahmen scheinen bislang zumindest aus Veranstaltersicht aufzugehen. Ähnliche Szenen wie noch im WM-Eröffnungsspiel blieben zuletzt aus. Nachdem Gastgeber Katar dort zur Pause bereits mit 0:2 zurückgelegen hatte, leerte sich das Stadion bereits während der zweiten Halbzeit dermassen, dass zum Abpfiff der Grossteil der 68’895 Plätze im Al-Bait-Stadion verwaist war.

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Beim Eröffnungsspiel zwischen Katar und Ecuador war das Stadion bei Abpfiff praktisch leer.

Beim Eröffnungsspiel zwischen Katar und Ecuador war das Stadion bei Abpfiff praktisch leer.

IMAGO/Matthias Koch
Deutlich länger verharrten bislang die marokkanischen Fans in den WM-Stadien.

Deutlich länger verharrten bislang die marokkanischen Fans in den WM-Stadien.

IMAGO/APAimages
Viele Gastarbeiter unterstützen ihr Team lautstark.

Viele Gastarbeiter unterstützen ihr Team lautstark.

IMAGO/MB Media Solutions

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