«Das Talkgespräch»Olli Dittrich schiesst ein klassisches Eigentor
In «Das Talkgespräch» nimmt er die Heuchlerei gängiger Talkshows aufs Korn. Die Sendung ist toll gemacht. Nur überführt sich Olli Dittrich im gleichen Atemzug selber.
- von
- scy
Vor ungefähr einem Jahr hat er das Frühstücksfernsehen lächerlich gemacht. Und damit von TV-Kritikern anerkennenden Beifall erhalten. Nun zielt sein Spott auf die Talkshows der deutschen Fernsehlandschaft. «Das Talkgespräch» heisst das aktuellste Projekt von Komiker Olli Dittrich.
Darin spielt der 58-Jährige alle Charaktere selbst. Etwa die alternde, frei erfundene Schauspielerin Trixie Dörfel, den Journalisten Hauke Roche-Baron oder den Sänger Platzhirsch. Alle dürfen sie Werbung für ihren neuen Film, ihr Buch oder ihre aktuelle Platte machen. Wie das bei den Schönebergers und Kerners dieser Welt eben so ist.
«Trixiebzehn» mit Waschbär-Butter
Dittrich will ihnen den Spiegel vorhalten: jenen Menschen, die schon alleine deshalb als Prominente betrachtet werden wollen, weil sie im Fernsehen auftreten und dort vor sich hinplappern dürfen. Ergo doch zwingend wichtig sein müssen. Ich erscheine, also bin ich. Die Kritik gilt selbstredend auch all denen, die solche Sendungen befeuern und unterstützen.
Zweifellos: Die Show überzeugt durch ihre professionelle Inszenierung. Das Studiodekor erinnert an jenes von Günther Jauchs Sendung. Für eine fiktive Szene aus Dörfels neuem Film liess sich sogar Schauspieler Jan Josef Liefers («Tatort») einspannen. Zudem darf die Darstellerin ihre eigene Kosmetiklinie, die Crème «Trixiebzehn» aus Goya-Gurke und Waschbär-Butter, präsentieren.
Amüsant – aber nicht konsequent
«Das Talkgespräch» überzeugt mit viel Liebe zum Detail – ist unterhaltsam, amüsant, manchmal sogar richtig lustig. Und scheitert doch an einem kleinen, aber entscheidenden Fehler. Olli Dittrich durfte seine Show neulich unter anderem in «Wetten, dass ..?» und «Circus HalliGalli», an prominenter Stelle also, ausführlich bewerben. Und wirkte dabei selber wie eine der parodierten Personen aus seiner ARD-Sendung.
Das ist zwar nicht schlimm. Allerdings auch nicht sonderlich konsequent. Trixie Dörfel sollte beim nächsten Mal einen weiteren Film präsentieren dürfen. «Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen» etwa.