OltenKonkursamt verkauft uranhaltiges Gas
Ein unbekannter Käufer bezahlte 17 Millionen für radioaktives Gas einer Konkurs-Firma aus Olten SO. Es geht um 20 Tonnen Uranhexafluorid, das in 14 Zylindern in Frankreich gelagert ist.
Darum gehts
Das Konkursamt hat für eine Oltener Firma, die 1996 in Konkurs ging, 20 Tonnen radioaktives Gas verkauft.
Es handelt sich um Uranhexafluorid, eine Verbindung von Uran und Fluor, die bei der Uran-Anreicherung verwendet wird.
Das Bundesamt für Energie (BFE) musste für den Verkauf das Einverständnis geben.
Hinter allem steht der amerikanische Uranhändler Oren Lee Benton, dessen Nuklear-Imperium wegen hoher Schulden in Konkurs ging.
Das Solothurner Konkursamt hat bei einer Versteigerung 20 Tonnen radioaktives Gas aus der Konkursmasse einer Oltner Firma verkauft. Der einzige Bieter hatte den Zuschlag erhalten, weil bis am Freitag, 25. August, kein weiteres Gebot eingegangen ist, wie das Konkursamt des Kantons Solothurn gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Damit kommt nun der vom Konkursamt nicht genannte, einzige Bieter für 19,3 Millionen US-Dollar (rund 17 Millionen Franken) zum Zug. Angeboten wurden 20’794,402 Kilogramm angereichertes Uranhexafluorid, das in 14 Zylindern auf dem Areal der französischen Nuklearanlage in Tricastin bei Avignon gelagert ist. Dieses gehört nun dem unbekannten Käufer.
Gas wird für Uran-Anreicherung verwendet
Beim verkauften Gas handelt es sich um Uranhexafluorid, das eine leicht flüchtige, hochgiftige, radioaktive und korrosive Verbindung von Uran und Fluor ist. Sie wird bei der Uran-Anreicherung verwendet. Für den Kauf von Uranhexafluorid ist eine Bewilligung des Bundesamtes für Energie (BFE) erforderlich.
Das radioaktive Gas darf aufgrund von EU-Sanktionen unter anderem weder direkt noch indirekt nach Russland transportiert werden. Zudem unterliegt der Handel den Sicherungsbestimmungen der Europäischen Atomgemeinschaft.
Dahinter steht ein amerikanischer Uranhändler, der pleiteging
Die 14 Zylinder Uranhexafluorid gehörten zur Konkursmasse der Firma Nuexco Exchange AG, die ihren Sitz in Olten hatte und bereits 1996 in Konkurs gegangen ist.
Hinter der Nuexco Exchange AG stand der US-amerikanische Uranhändler Oren Lee Benton, der selbst pleiteging. Er handelte mit Staaten wie Russland, China oder Grossbritannien mit Uran, das für Atomkraftwerke im Westen verwendet wurde. Er hatte sich in den 80er- und 90er-Jahren ein Nuklear-Imperium mit dreissig Firmen aufgebaut, das weltweit 1500 Angestellte beschäftigte. Dann geriet er in eine Schuldenspirale – US-Medien nannten es eine «finanzielle Kernschmelze».
Er hatte Millionen-Schulden bei drei Schweizer Kernkraftwerken
Die Kernkraftwerke Gösgen, das Kernkraftwerk Leibstadt und die Nordostschweizerische Kraftwerke AG (NOK), die Beznau betreibt, haben mit Oren Lee Benton viele Jahre lang Geschäfte gemacht und am Ende Verluste erlitten, wie die «Wochenzeitung» schreibt. Oren Lee Benton, der einst reichste Mann von Denver (Colorado, USA), schuldete den Kernkraftwerken bei seinem Bankrott rund 70 Millionen Dollar.
Insgesamt wurden seine Schulden auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Benton starb im Jahr 2006 an Krebs. In Olten hatte er noch eine zweite Uran-Firma betrieben, die Global Nuclear Services and Supply GNSS Ltd., in welcher der russische Atom-Vizeminister Egorov den Verwaltungsrat präsidierte. Im Verwaltungsrat der GNSS sass mit dem ehemaligen FDP-Nationalrat Rudolf Steiner auch ein Solothurner Politiker.
30 Jahre war unklar, wem das Gas überhaupt gehörte
Wieso es nach dem Konkurs der Oltner Nuexco nochmals fast 30 Jahre dauerte, bis das giftige Gas nun versteigert werden konnte, hat Martin Schmalz, Chef des Solothurner Konkursamts, gegenüber der «Solothurner Zeitung» erklärt: Es wurde nämlich jahrzehntelang darum gestritten, wem dieses Gas im komplexen Firmengeflecht von Benton überhaupt gehörte. Verschiedene europäische Gerichte befassten sich mit der Frage, sogar der Europäische Gerichtshof beschäftigte sich damit.
Die juristischen Streitigkeiten dauerten sogar so lange, dass die Bewilligung für die Lagerung des Gases, das ursprünglich in Deutschland stand, auslief. Es musste ein neuer Ort gesucht werden und schliesslich wurden die 14 Zylinder nach Frankreich gebracht.
Nachdem endlich höchstrichterlich geklärt worden war, dass dieses Uranhexafluorid offiziell der ehemaligen Oltner Firma gehörte, konnte es im Rahmen des Konkursverfahrens versteigert werden. Bei wem die Firma noch alles Schulden hatte und ob sie mit dem Erlös vollständig gedeckt werden können, ist unklar.
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