«Ich dachte, ich sterbe»: Opfer schwer verletzt, Brückenspringer kam mit Busse davon

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«Ich dachte, ich sterbe»Opfer schwer verletzt, Brückenspringer kam mit Busse davon

Vor neun Jahren wurde ein Rheinschwimmer von einem Brückenspringer schwer verletzt. Das Opfer spürt die Folgen bis heute. Der Täter kam mit einer Busse davon.

Lukas Hausendorf
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Lukas Hausendorf

Schaulustige filmten, wie in Basel zwei junge Schwimmer von der Mittleren Brücke in den Rhein springen. Die zweite Springerin trifft dabei beinahe einen Schwimmer.

Einen Moment lang sieht es aus, als hätte die junge Brückenspringerin einen Rheinschwimmer getroffen. Doch sie verfehlte ihn zum Glück um Haaresbreite. Das Video mit der Schock-Szene machte Anfang dieser Woche Schlagzeilen und wirft ein Schlaglicht auf das Brückenspringen, zu dem sich in Basel trotz Verbot jeden Sommer Wagemutige hinreissen lassen und dabei sich und Dritte gefährden. In der «Basler Zeitung» berichtet nun ein Opfer. Der 28-jährige Seraphin Däster wurde vor neun Jahren von einem Brückenspringer getroffen und spürt die Folgen des Unfalls bis heute.

«Mein Blick kam aber nur bis in die Hälfte der Brücke, als mich plötzlich etwas hart am Kopf traf. Ich sank unter Wasser, bei Bewusstsein, aber am ganzen Körper wie gelähmt. Ich konnte nichts bewegen, mich nicht an die Oberfläche kämpfen. In dem Moment ging mir ein Gedanke durch den Kopf: Ich sterbe, das ist es gewesen für mich», schildert er den Moment, als der Springer auf ihm aufprallte.

Erinnerungslücke bis heute

Eine Verschiebung im Atlaswirbel, eine schwere Gehirnerschütterung und ein Schleudertrauma erlitt der damals 19-Jährige. Sechs Wochen lang musste er in einem abgedunkelten Zimmer liegen. Von dem halben Jahr nach dem Unfall fehlt ihm bis heute die Erinnerung. Lesen hatte er vorübergehend komplett verlernt, seinen Schulabschluss konnte er erst ein Jahr später machen, lange musste er starke Medikamente nehmen, damit er sich konzentrieren konnte.

Er habe Glück im Unglück gehabt. Wäre er nicht aufrecht im Wasser gewesen, hätte die Wirbelsäule brechen können. Dann wäre er heute wohl querschnittsgelähmt oder hätte gar nicht überlebt.

«Sie gefährden andere, ohne nachzudenken»

Der Täter, ein junger Mann, der etwa in seinem Alter war, kam vergleichsweise glimpflich davon. Er wurde mit 1200 Franken gebüsst. Er habe einen Brief erhalten mit dem Bescheid, erzählt Däster. «Da war ich kurz sprachlos; sollte ich dafür dankbar sein?»

Groll gegen den Springer hege er nicht, sagt er. Aber gegen die Tat. «Als ich dieses Video anschaute, kam in mir wieder die Wut hoch, die mich fast rasend machte. Eine riesige Wut über die Dummheit gewisser Menschen, die trotz Unfällen wie meinem immer noch und ohne nachzudenken andere gefährden.»

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