Italien«Orang-Utan»-Rufer krebst zurück
Nachdem der Druck auf Roberto Calderoli immer grösser wurde, entschuldigt er sich heute bei der Integrationsministerin Kyenge dafür, dass er sie mit einem Orang-Utan verglich.

Roberto Calderoli, der Vizepräsident des italienischen Senats und Mitglied der fremdenfeindlichen Lega Nord, entschuldigt sich bei Cecile Kyenge.
Der italienische Senator der rechtspopulistischen Oppositionspartei Lega Nord, Roberto Calderoli, hat sich bei der italienisch-kongolesischen Integrationsministerin Cecile Kyenge entschuldigt. Er hatte sie bei einer Parteiveranstaltung mit einem Orang-Utan verglichen.
«Wenn ich Kyenge sehe, muss ich an einen Orang-Utan denken», hatte Ex-Reformenminister Calderoli gesagt und damit helle Empörung in Italien ausgelöst. Daraufhin entschuldigte er sich bei Kyenge.
Entschuldigung per Telefon und direkt
Er habe mir ihr ein telefonisches Gespräch geführt und ein Treffen im Parlament ausgemacht, bei dem Themen der Integration besprochen werden sollen, sagte Calderoli. Für seine Ausfälle entschuldigte er sich mit der Bemerkung, er habe sich auf einer politischen Versammlung zu Wort gemeldet. Es sei ihm ferngelegen, die Ministerin zu beleidigen.
Der Vizepräsident des Senats weigerte sich jedoch zurückzutreten, wie mehrere Politiker gefordert hatten. Seine Worte seien missverstanden worden, sagte Calderoli, der mit seinen Ausfällen auch Empörung bei Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano ausgelöst hatte. Dieser klagte über «barbarisches Verhalten» in der italienischen Politik.
«Nigger, Muslime und Kommunisten»
Kyenge sagte, Calderoli sollte als führendes Mitglied des Senats darüber nachdenken, wie er Italien vertreten wolle. Seit ihrer Ernennung zur Ministerin ist Kyenge mehrfach Ziel rassistischer Beleidigungen geworden. Ministerpräsident Enrico Letta nannte die Angriffe Calderolis nicht hinnehmbar.
Calderoli ist für rassistische Äusserungen bekannt. So musste er 2006 als Minister zurücktreten, weil er in einem T-Shirt mit Mohammed-Aufdruck zu einer Talk Show erschienen war. Im selben Jahr behauptete er, Frankreich habe das Finale der Fussball-Weltmeisterschaft gegen Italien deshalb verloren, weil die Elf mit «Niggern, Muslimen und Kommunisten» gespielt habe.
Neue Aktion gegen Ministerin
Gegen Kyenge gab es derweil erneut eine rassistische Aktion. In der Stadt Pescara etwa 200 Kilometer östlich von Rom hängten mutmassliche militante Mitglieder der rechtsextremen Forza Nuova (Neue Kraft) an Laternenpfählen Henkersschlingen sowie Plakate auf, auf denen Slogans standen wie «Jeder sollte in seinem Land leben».
Wie am Montag bekannt wurde, leitete die Polizei Ermittlungen gegen Forza-Nuova-Mitglieder ein. Kyenge nahm in Pescara an einer Konferenz zu Einwanderung und Staatsbürgerschaft teil. (sda)