Ottos Selbstdemontage

Aktualisiert

Ottos Selbstdemontage

Otto Waalkes war einmal der erfolgreichste und populärste deutsche Komiker. Mit seinen Filmen in den 80er Jahren konnte der schrullige Ostfriese mehr als 25 Millionen Zuschauer vor die Leinwände locken. Wer solche Verdienste um die Lachmuskeln der Nation erworben hat, darf geehrt und geachtet bleiben. Doch wie soll das geschehen, wenn sich Otto selbst so demontiert wie als Produzent und Hauptdarsteller des neuen Films «Sieben Zwerge - Männer allein im Wald»?

Der von dem Comedy-Spezialisten Sven Unterwaldt inszenierte Klamaukstreifen um eine Zipfelmützenmänner-Wohngemeinschaft, die dem Charme des wunderschönen Schneewittchens erliegt, ist eine Nummernrevue mit vielen bekannten Namen. Eine in sich schlüssige Komödie oder Groteske mit Leinwandtauglichkeit und solidem Lachertrag ist allerdings nicht zu sehen. Weil Otto Waalkes sehr genau weiss, dass er keinen Film mehr allein tragen kann, hat er einige der populärsten Figuren der einheimischen TV-Comedy-Szene vor die Kamera gelockt.

Mirco Nontschew, Martin Schneider, Rüdiger Hoffmann oder Christian Tramitz sollen das Publikum vergessen lassen, auf welch dümmliche Art das ehrwürdige Märchen der Brüder Grimm von den Drehbuchautoren Waalkes, Unterwaldt und dem Frankfurter Satiriker Bernd Eilert zum Tummelplatz lauer, bisweilen peinlicher «Einfälle» missbraucht wird. Wenn der Mittfünfziger Waalkes dabei in der Rolle des Zwerges «Heini» den leicht debilen Prügelknaben in der Männer-WG im tiefen Wald spielt, dann wird es etwas sensiblere Zuschauer schon schmerzen, wie ein alternder Mann seinen Mythos ruiniert.

Rüdiger Hoffmann als Lichtblick

Warum sich renommierte Schauspieler wie Heinz Hoenig als Zwerg «Brummboss» und Boris Aljinovic als Zwerg «Cloudy» für ein solches Unternehmen gewinnen liessen, bleibt unerfindlich. Es sind aber nicht zufällig diese beiden Darsteller, die sichtlich halbherzig bei der Sache sind und Distanz halten zu dem bemühten Klamauk der Handlung. Nina Hagen als böse Königin spielt einfach nur Nina Hagen, ihre Tochter Cosma Shiva Hagen sieht als Schneewittchen allerliebst aus, mehr wird von ihr nicht gefordert.

Wenn es so etwas wie Höhepunkte in dem Film gibt, dann sind das die Auftritte des köstlichen Westfalen Rüdiger Hoffmann als «Spieglein, Spieglein an der Wand»-Orakel. Wie Hoffmann der bösen Königin umständlich klar macht, wer die Schönste im ganzen Land ist, das hat Klasse und auch eine gewisse humoristische Abgründigkeit, von der «Sieben Zwerge» ansonsten jedoch Lichtjahre entfernt ist. Auch Martin Schneider als breit hessisch babbelnder Zwerg «Speedy» ist durchaus sein Geld wert. Dass der unsäglich witzelnde Hofnarr von Atze Schröder in der Folterkammer landet, ist hochverdient. Am Schluss dürften viele auch alle Verantwortlichen dieses Machwerks da hinein wünschen. Dem Haupttäter dieses Kinodesasters, der bei Erfolg jährlich eine Märchenparodie drehen will, möchte man aber zurufen: Otto, bitte lass' es!

Der Film läuft am 28. Oktober an. (dapd)

Deine Meinung