Paukenschlag bei Jelmoli
Grossaktionär Georg von Opel ist an der ausserordentlichen GV in Zürich dem Verwaltungsrat des Konzerns in Rücken gefallen. Mit seinen Stimmen scheiterte ein Antrag auf einen Aktienrückkauf.
Der Hammer kam zum Schluss der rund sechsstündigen GV am Freitagnachmittag, zu der über 200 Aktionäre erschienen: Von den insgesamt 1,48 Millionen Stimmen votierten nicht ganz 1 Million gegen den Antrag des Verwaltungsrates, ein Aktienrückkaufprogramm von maximal 10 Prozent des Kapitals bis Ende nächsten Jahres durchzuführen.
Lediglich 500 000 Ja-Stimmen unterstützten das Begehren des Verwaltungrates. Damit sei klar, dass sich Mehrheitsaktionär Georg von Opel gegen das Aufsichtsgremium des Detailhandels- und Immobilienkonzerns gestellt habe, sagte Walter Fust im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA.
Von Opel kontrolliert 54,9 Prozent der Jelmoli-Stimmen. Fust, der bis zur GV Jelmoli-Verwaltungsratspräsident war, hält 14,9 Prozent der Stimmen.
Überraschung
Der Verwaltungsrat reagierte konsterniert: «Wir sind von Abstimmung einigermassen überrascht», sagte Jelmoli-Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrates, Harald Pinger, der die GV unterbrach, um sich mit dem VR über das weitere Vorgehen zu beraten.
Nach dem viertelstündigen Unterbruch erschien das Gremium wieder auf der Bühne und sicherte zu, trotz der Niederlage weiterzumachen: «Wir werden mit dem neuem Team unter VR-Präsident Christopher Chambers probieren, die Blockade, die derzeit besteht aufzuheben», verkündete Pinger.
«Wir müssen jetzt das Abstimmungsergebnis akzeptieren.» Der Antrag auf ein Aktienrückkaufprogramm sei nicht mit von Opel abgestimmt gewesen, sagte Pinger. Es habe keine Verpflichtung bestanden, den VR-Beschluss mit den Aktionären abzusprechen.
Der Würzburger Uniprofessor und Jelmoli-Aktionär Ekkehard Wenger warf dem Gremium vor, völlig losgelöst zu regieren: «An Ihrer Stelle würde ich jetzt zurücktreten.»
Vermutungen
Eine Erklärung für das Verhalten von Opels habe er nicht, sagte Pinger nach der Niederlage der SDA. Es könnte allenfalls einen Zusammenhang mit dem durch von Opel vermuteten Kapitalbedarf Jelmolis im Rechtsstreit um die Basler Immobiliengesellschaft Tivona haben.
Mehrere Aktionäre vermuteten indes als Grund für den Rückenschuss, dass der Spross der deutschen Autodynastie den Jelmoli-Aktienkurs in den Keller schicken wollte, um selber billiger weitere Anteile kaufen zu können.
An der Börse sackte der Kurs am Nachmittag um bis zu 3,9 Prozent ab. Kurz vor Handelsschluss stand der Titel mit 1,9 Prozent im Minus bei 2705 Franken.
Denn auch der zweite Antrag auf ein Aktienrückkaufprogramm, den die unzufriedenen Minderheitsaktionäre um die US- Investmentgesellschaft Franklin und den Hedgefonds Fortelus eingebracht hatten, scheiterte.
Fust im Verwaltungsrat
Immerhin konnten sie sich mit Begehren durchsetzen, künftig einen Vertreter der Inhaberaktionäre in den VR zu entsenden. Dieser Vertreter ist ausgerechnet Walter Fust, der damit trotz seines Rücktritts als VR-Präsident im Gremium bleibt. Fust erhielt bei seiner Wahl 1,45 Mio. Ja- der 1,5 Mio. Stimmen, während nur 36 500 Nein zusammenkamen.
Auch die Wahlen der drei neuen Verwaltungsräte, Christopher Chambers, Markus Dennler und Barthélemy Helg gingen reibungslos über die Bühne. Chambers wurde nach der GV umgehend vom VR zum neuen Präsidenten gewählt. Strategie unklar
Wohin die Reise von Jelmoli nach dem Verkauf der Elektrogerätekette Fust und der geplatzten Veräusserung der Immobiliensparte geht, blieb trotz über 100 bohrenden Fragen der Aktionäre unklar: Die Strategie werde das neue VR-Team in den nächsten Monaten entwickeln, sagte Pinger. Auch ein Börsengang oder eine Abspaltung der Immobiliensparte werde wieder geprüft.
(dapd)