St. Gallen«Peinlich und unprofessionell» – Juso beleidigt Ständeratskandidatinnen
Vier Frauen nehmen am Ständeratswahlkampf um den Platz in St. Gallen teil. Eine umstrittene Medienmitteilung der Juso SG sorgt für Furore.
- von
- Ammar Jusufi
Darum gehts
Im Kanton St. Gallen finden am 12. März Ständeratswahlen statt.
Die Juso SG kritisiert in einer Kampagne alle Kandidatinnen bis auf diejenige, die sie selber unterstützen.
Es fallen Wörter wie «heuchlerisch», «verlogen» und «gefährlich» und ausserdem sprechen sie von «Nazi-Verbindungen».
Die Kampagne der Juso wird stark kritisiert und selbst Barbara Gysi, die von der Juso empfohlen wird, distanziert sich von der Kampagne.
Im Kanton St. Gallen wird am 12. März die Nachfolge für den Langzeitparlamentarier Paul Rechsteiner gewählt. Barbara Gysi (SP), Esther Friedli (SVP), Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP) und Franziska Ryser (Grüne) stellen sich dem Wahlkampf. Eine Kampagne der Juso Kanton St. Gallen sorgt für Aufregung.
Anstatt das Positive der linken Partei hervorzuheben, werden die Mitstreiterinnen von Barbara Gysi stark kritisiert oder gar beleidigt. Auf dem dazugehörigen Instagram-Beitrag kommt lautstarke Kritik seitens der Community. «Bin SP-nahe, aber eine solche Kampagne geht gar nicht. Peinlich und unprofessionell», schreibt ein User.
Kritik an Franziska Ryser bleibt fragwürdig
Die Hetzerei gegen Franziska Ryser sorgt bei vielen für Verwirrung. «Wow. Franziska Ryser in den gleichen Unwählbar-Topf mit Esther Friedli zu schmeissen, alle Achtung», schreibt ein User. Ryser setze sich offensichtlich zu einem sehr grossen Teil für dieselben Sachen ein wie Barbara Gysi.
Die Juso argumentiert ihre Kritik an Ryser vor allem damit, dass sie während der Sessionen des Parlaments mit SVP-Nationalrat Mike Egger in einer Parlamentarier-WG in Bern wohnt. «Eure selbsterklärte kosovarische Schwesterpartei Vetëvendosje hat auch innigste Verbindungen mit Erdogan», schreibt ein User. Das ist der einzige Kommentar, der auf eine Gegenreaktion der Juso stösst. «Hey, sorry, das ist so Peak Whataboutism», antwortet die Juso.
«Im Zentrum stehen Argumente»
Die Jungfreisinnigen des Kantons St. Gallen (JFSG) bezeichnen die Kampagne der Juso als «inhalts- und anstandslos» und fordern Barbara Gysi auf, sich davon zu distanzieren. «Der Politikstil der Juso ähnelt immer mehr dem viel diskutierten ‹Trumpismus›: ein schriller Kommunikationsstil, persönliche Angriffe gegen andere Kandidatinnen sowie haltlose Unterstellungen», schreibt die JFSG in einer Medienmitteilung.
Auch für die Kandidatinnen ist diese Art von Kampagne unverständlich. «Ich finde es schade, wenn sich solche negativen Kampagnenmethoden bei uns in der Schweiz etablieren sollten. Unsere politische Kultur beruht auf gegenseitigem Respekt, im Zentrum stehen Argumente», schreibt Franziska Ryser auf Anfrage von 20 Minuten. Vincenz-Stauffacher und Friedli hingegen waren am Montag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Juso ist von den Reaktionen nicht überrascht
Obwohl in der umstrittenen Kampagne der Juso für Barbara Gysi beworben wird, findet sie selbst das scheinbar auch daneben. «Ich stehe für einen fairen Wahlkampf ein und stelle meine eigenen Positionen ins Zentrum und nicht eine Bewertung der Gegnerinnen», schreibt sie auf Anfrage der «Ostschweiz».
Die Juso ist von der Kritik nicht überrascht und redet auch von positiven Rückmeldungen. «Es gehört zur Politik dazu, dass Parteien andere Kandidatinnen und Kandidaten kritisieren», schreibt Léonie Schubiger (19),
Co-Präsidentin Juso Kanton St. Gallen.
Was die 19-Jährige hingegen überrascht, sei, dass viele das Zusammenwohnen mit einem «stramm rechten SVPler» verharmlosen würden. «Aus einer antifaschistischen Perspektive ist das problematisch», so Schubiger.
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